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Ungesund und umweltschädlich?

Verzehrempfehlungen für Fleisch und Milch sinken nochmals

Die deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) schockt mit ihren neuen Ernährungsempfehlungen die Fleisch- und Milchbranche. Umweltschützer jubeln. Ist das die neue Bevormundung von oben?

Lesezeit: 4 Minuten

Die neu vorgestellten Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sorgen für Diskussionen. So empfehlen die Ernährungsexperten, dass die Deutschen deutlich weniger Fleisch und Milch konsumieren sollen.

Die Rede ist von maximal 400 g Milchprodukten pro Tag und 300 g Fleisch pro Woche. Das ist die Hälfte der bisherigen Empfehlung aus 2023. Das würde helfen, Krankheiten bei den Verbraucher und negative Umweltfolgen zu reduzieren, meint die DGE.

So war es offenbar auch der Umweltaspekt, der zu der starken Fleischreduzierung führte. Denn nur bei einer Grenze von 300 g Fleisch pro Person könnten die Nachhaltigkeitsziele für 2030 eingehalten werden, zitiert die Tagesschau eine Ökotrophologin aus der 17-köpfigen Beraterrunde. Und ein anderer Ernährungswissenschaftler beklagt, dass der aktuelle Konsum von Fleisch sogar drei Mal höher liege, als es für Umwelt und Gesundheit gut wäre.

Erwünscht ist dagegen ein stärkerer Verzehr von Obst und Gemüse, die rund die Hälfte der Ernährung ausmachen sollten. Und das sollte möglichst aus regionalem Anbau kommen; dieser Aspekt zählt neuerdings auch stärker mit in die Empfehlungen hinein.

Milchwirtschaft: Unmengen Gemüse essen, um Calciumbedarf zu decken

Milch und Milchprodukte sollen weiterhin täglich verzehrt werden, dennoch werden die Empfehlungen um mehr als ein Drittel, auf zwei Portionen pro Tag reduziert, stellt der Milchindustrieverband (MIV) fest.

Aus den drei Optionen, einem Glas Milch, einer Scheibe Käse und einem Joghurt, dürften sich die Verbraucher dann nur noch zwei Produkte am Tag aussuchen. Das wird den wenigsten schmecken, prophezeit der Verband. So müssten z. B., um die tägliche Calciumlücke zu decken, zukünftig deutlich größere Mengen an grünem Gemüse verzehrt werden.

Dies mag laut dem Molkereiverband in einem mathematischen Modellierungsmodell rein rechnerisch darstellbar sein. In der Realität würden es die Menschen aber jetzt schon kaum schaffen, die DGE-Empfehlungen, wie z. B. „fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag“, umzusetzen. Wieviel Käse, Joghurt oder Milch in Zukunft auf dem Tisch stehen, werden letztendlich die Verbraucher entscheiden, ist sich der MIV sicher.

„Die neuen DGE-Empfehlungen entsprechen aus unserer Sicht nicht der Lebensrealität der Menschen. Unter Umständen muss sogar mit Defiziten bei der Nährstoffversorgung gerechnet werden. Denn gerade Milch und Milchprodukte sind und bleiben eine hervorragende Nährstoffquelle und punkten natürlicherweise mit wertvollem Eiweiß, Calcium, Jod, Vitamin D oder Vitamin B12“, heißt es in einer Stellungnahme des Verbandes.

Zum Glück keine Verbote

Recht positiv fällt das Urteil des Lebensmittelverbands Deutschland aus. Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff kommentiert: „Ungefähr ein Ei oder 300 g Fleisch pro Woche entsprechen nun mal nicht unbedingt der Lebensrealität der Mehrheit der Deutschen. Positiv sehen wir, dass die Wissenschaftler weiterhin keine Verbote aussprechen, sondern Raum für Genussmomente lassen und dazu aufrufen, innerhalb der Gruppen die Lebensmittelvielfalt zu nutzen.“

Begrüßenswert sei der Hinweis auf eine ausreichende Mikronährstoffzufuhr - gerade bei einer rein pflanzlichen Kost - vor dem Hintergrund der allgemeinen Versorgungslage mit Vitaminen und Mineralstoffen in Deutschland.

Greenpeace lobt Schritt und würde Fleischwerbung am liebsten verbieten

Knapp 16 kg Fleisch pro Jahr und Kopf statt wie bisher rund 50 kg findet Greenpeace aus Umweltschutzgründen richtig. Mitarbeiterin Stephanie Töwe mahnt schon lange, dass die DGE der Wissenschaft folgen und den Konsum von Fleisch und tierischen Fetten drastisch reduzieren müsste. 

 „Das, was wir täglich zu uns nehmen, wirkt sich unmittelbar auf Klima und Artenvielfalt aus. Gefordert sind daher nicht nur die Konsumenten, sondern allen voran Lebensmitteleinzelhandel, Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung. Sie müssen ihr Angebot nach den neuen Empfehlungen ausrichten. Das bedeutet: Billigfleisch und Industriemilch raus aus dem Sortiment und Produkte, die gesund sind für Mensch und Planet, für alle bezahlbar machen“, so Töwe.

Sie fordert die Politik auf, Werbung für ungesunde und umweltschädliche Produkte zu verbieten. Es könne nicht sein, dass Supermärkte immer noch mit Fleisch-Sonderangeboten in ihren Prospekten locken. Mit einer Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Fleischprodukte bei einer gleichzeitigen Senkung der auf Obst und Gemüse könnte die Politik eine gesunde Ernährung aller Menschen weiter vorantreiben, meint sie.  

 

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