Die US-Raumfahrtbehörde Nasa beobachtet mit ihren Satelliten intensiv Russland und die Ukraine. Nach Auswertung von Bildern über mehrere Monate hinweg kommen die Analysten zu dem Fazit, dass Russland in der Ukraine Getreide im Wert von rund 1 Mrd. Dollar (950 Mio. €) von den Feldern gestohlen haben könnte.
So hätte Russland in den besetzten Gebieten 5,8 Mio. t Getreide geerntet. Die Ukraine habe zuletzt nur noch 18,1 Mio. t Weizen, Mais und Gerste exportieren können gegenüber 25,8 Mio. t im Vorjahr, heißt es.
Schmuggel und gefälschte Papiere
Ähnliches berichtet die Tagesschau: Schon Ende Mai hätten Satellitenbilder dutzende Lkw in der Nähe eines Schiffes gezeigt. Sie sollen gestohlenes ukrainisches Getreide geladen haben.
Auch das amerikanische Außenministerium war sich sicher, dass russische Schiffe im Verdacht stünden, gestohlenen ukrainischen Weizen zu transportieren. Nach Recherchen von Journalisten verschiedener Medien habe sich der Verdacht bestätigt.
Nachdem russische Truppen die als Kornkammer bekannte Saporischschja und Südukraine besetzt und unter ihre Kontrolle gebracht haben, hätten sie sehr schnell so etwas wie Quasi-Regierungsbehörden unter den Besatzungsorganen eingerichtet, die sich um den Getreidehandel kümmern, sagte eine Journalistin der Tagesschau.
LKW ohne Nummernschilder
Augenzeugen berichten von einem der größten Getreidespeicher der Region, wo etliche Lkw Getreide laden. Sie hätten keine Nummernschilder - dafür ein Z aufgesprüht. Laut Wall Street Journal sollen russischen Soldaten als Fahrer eingesetzt sein. Außerdem gebe es in Telegramgruppen Fahrergesuche für die Getreideschmuggel-Fahrten. Die meisten führten aus den in diesem Jahr besetzten ukrainischen Regionen auf die Krim. Und Dokumente zeigen, dass die Besatzungsbehörden Weizen beschlagnahmen.
Ein Millionenschaden für die wirtschaftlich angeschlagene Ukraine, erklärt Nikolai Gorbatschow, Präsident des ukrainischen Getreideverbandes: „Nach unseren Schätzungen hat Russland bis heute etwa eine halbe Million Tonnen Getreide exportiert. Etwa 2 Mio. t befinden sich noch auf russisch kontrolliertem Gebiet und sollen exportiert werden. Sie versuchen, das zu verbergen. Versuchen, es über die russischen Grenzen zu bringen, nicht nur über die Krim, sondern auch Richtung Donezk.“
Russland versucht Getreidediebstahl zu verschleiern
Lokale Reporter und die Financial Times seien überzeugt, dass Russland versucht, den Getreidediebstahl zu verschleiern, so die Tagesschau weiter. Schiffe würden ihre Tracker teilweise abschalten und Weizen auf offener See von Schiff zu Schiff weitergegeben. Und Dokumente würden gefälscht werden. Journalisten seien auf zwei fast identische Dokumentensätze zu einer Getreidelieferung gestoßen.
Auf den einen Dokumenten steht, dass das Getreide aus den besetzten Gebieten der Ukraine stammt. Die Region Saporischschja ist dort aufgeführt. Die anderen Dokumente erwähnen die Ukraine überhaupt nicht und zeigen, dass das Getreide aus der Region Samara in Russland kommt. So werde es für Zollbeamte sehr schwer, den Schmuggel zu entdecken.