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topplus Carbon Farming

Weniger Pacht für regenerativ wirtschaftende Landwirte?

Klimaneutral bis 2045 - ein Ziel, das ohne Landwirte nicht umsetzbar ist. Chancen, Risiken und notwendige Schritte zur Umsetzung von "Carbon Farming" waren Thema beim DBV-Forum.

Lesezeit: 5 Minuten

Mit dem Titel „Klimaneutralität in der Landwirtschaft – Carbon Farming als Teil der Lösung!?“ widmete sich ein Forum des Deutschen Bauernverbandes am Dienstag dieser Woche der Kohlenstoffspeicherung durch die Land- und Forstwirtschaft.

Die Kohlenstoffspeicherung in Wäldern, Böden und anderen vorhandenen Reservoirs spiele eine entscheidende Rolle, um die Erderwärmung zu stoppen. Das sagt Christian Holzleitner von der Europäischen Kommission. Für den Referatsleiter der Generaldirektion Klimapolitik steht es außer Frage, dass es 2050 einen anderen Kohlenstoffkreislauf geben wird, als heute: „Wir müssen den Einsatz an fossilem Kohlenstoff massiv reduzieren, Kohlenstoff aus der Atmosphäre ziehen und CO2 besser aus Abfällen und Abgasen wiederverwerten“, so seine Worte.

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Neue Wertschöpfungsketten

Für jede zusätzlich eingespeicherte Tonne CO2 müssen Landwirte mit 30 bis 40 € entlohnt werden.“ - Christian Holzleitner

Dieses Vorgehen führe zukünftig unweigerlich zu neuen Wertschöpfungsketten. Die Frage „Wie kann man Wirtschaften, ohne das Klima zu belasten?“ könne von der Landwirtschaft als Vorreiter beantwortet werden, wenn sie in das Thema „Carbon farming“ einsteigen. „Für jede zusätzlich eingespeicherte Tonne CO2 müssen Landwirte mit 30 bis 40 € entlohnt werden“, so Holzleitner in seinem Vortrag. Carbon farming bringe zusätzliches Einkommen und gleichzeitig fördere es die Biodiversität unserer Kulturlandschaft und die Fruchtbarkeit des Bodens. Beides stabilisiere langfristig das Klima.

Für Holzleitner gehören die Wiedervernässung von Mooren und Agroforst zu den Hauptmöglichkeiten von Carbon farming zu profitieren. In beiden Fällen ginge es nicht um „entweder oder“, sondern viel mehr, um eine Möglichkeit neben der aktiven Landwirtschaft eine zweite Einnahmequelle zu generieren. Hierzulande gebe es bereits positive Beispiele für dieses Vorgehen. Einzig die gesetzlichen Rahmenbedingungen müssen noch festgezurrt werden.

Dabei setze die Europäische Union ihren Fokus derzeit und in naher Zukunft auf eine einheitliche Messmethode für den gespeicherten Kohlenstoff. Die Frage nach der Entlohnung stelle sich wohl jeder Landwirt, meint Holzleitner. Eine Frage, die einheitlich beantwortet werden sollte, so seine Einschätzung. Bis Ende 2022 soll ein gesetzlicher Rahmen und die dafür notwendigen Zertifizierungsmechanismen sowie ein Standard bezüglich der Messmethoden auf europäischer Ebene gefunden werden. Dabei habe besonders die Transparenz für private und öffentliche Fördermöglichkeiten hohe Priorität.

Bodeneigentümer sollen Druck ausüben

In einer rund einstündigen Paneldiskussion ging es im Anschluss vor allem um die Umsetzung in der praktischen Landwirtschaft. Moderator Steffen Pingen, Fachbereichsleiter Umwelt / Ländlicher Raum des DBV, fragte direkt zu Beginn nach der politischen Marschrichtung und der Einstellung zum Thema „Carbon farming“.

In großen Betrieben lässt sich klimaeffizienter arbeiten als in kleineren. Wir wollen aber die kleinen Strukturen fördern.“ - Dr. Manuela Rottmann.

Die Parlamentarische Staatssekretärin des BMEL, Dr. Manuela Rottmann, sieht die größten Chancen für die LandwirtschaftCO2 zu speichern, in der Wiedervernässung der Moore und dem Aufbau von Humus in Ackerböden. Für die Politikerin stehe jedoch die Effizienzsteigerung immer mit einem Zielkonflikt hinsichtlich Biodiversität und Strukturwandel der Landwirtschaft einher. Konkret sagte sie: „In großen Betrieben lässt sich klimaeffizienter arbeiten als in kleineren. Wir wollen aber die kleinen Strukturen fördern.“ Ihrer Meinung nach gelte es hier, ein Mittelmaß zu finden.

In der Praxis

Wie sich CO2-Sppeicherung im landwirtschaftlichen Betrieb tatsächlich umsetzen und nachhalten lasse, darüber sprach Dr. Robert Gerlach. Der Mitgründer des Start-ups „klim“ hat gemeinsam mit seinen Mitgründern eine App entwickelt, die den Landwirten die Umstellung auf eine regenerative Landwirtschaft erleichtern soll. Gleichzeitig soll die „klimaneutrale Geschichte“ der so erzeugten Lebensmittel über ihr Label bis zum Verbraucher transportiert werden.

„Wir setzen auf einen methodenbasierten Ansatz“, erklärt der Gründer. „Es bringt nichts, wenn man einfach nur Geld über den Zaun der Landwirte wirft und dann wieder verschwindet“, sagt Gerlach. Dem Unternehmen gehe es darum, langfristig Anreize zu liefern, regenerativ zu wirtschaften.

Bei der Frage nach der Finanzierung setzt er auf zwei Leitlinien: „Wir wollen Landwirte befähigen, umzustellen und gleichzeitig Akteure zu finden, die das Fördern wollen“, so Gerlach. Darunter sei der Verbraucher zu verstehen aber auch eine Privatbank, die beispielsweise mit niedrigen Zinsen die Praktiken unterstützen möchte.

Ein ganz andere Vorstellung zur Finanzierung von Carbon farming hingegen zeigte die Staatssekretärin Rottmann: Sie steht einer Förderung aus dem Privatsektor kritisch gegenüber. In ihrer Planung sollten die GAP und GAK die Landwirte ausreichend Anreize liefern, CO2-Einsparungen vorzunehmen.

Ihrer Meinung nach, sollten zudem die Eigentümer – Verpächter – der landwirtschaftlichen Böden die Pächter bevorzugen und mit geringeren Pachtpreisen dazu bewegen, CO2 einzusparen. Aus ihrer Warte könnten so die Verpächter dafür sorgen, dass nur Landwirte Flächen erhalten, die alle Möglichkeiten der GAP und GAK ausreichend ausschöpfen.

Steigender Kostendruck keine Lösung

Dieser Vorschlag erntete besonders von Eberhard Hartelt,Präsident des Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd und Umweltbeauftragter des DBV, Kritik.

Gerade eine Pachtpreissenkung mit einhergehender Bewirtschaftungspolitik sieht er als „gefährliche Praxis“ an. „Der Kostendruck auf die Betriebe wird damit nur größer“, so Hartelt. „Wir brauchen für diesen Bereich frisches Geld, um das Einkommen in der Landwirtschaft fördern zu können“, sagt er und verwies auf eine Studie der „Zukunftskommission Landwirtschaft“, die seine Vorbehalte unterstütze.

Weiter sagte Hartelt: „Wenn unterm Strich eine Null steht, empfiehlt wohl kein Landwirt seinen Kindern, den Betrieb zu übernehmen. Mit dem vorhanden Geld wird das als gesamtgesellschaftliche Aufgabe nicht zu bewerkstelligen sein“, so sein klare Position. Gelder aus dem Privatsektor seien unverzichtbar.Denn die Erwartungen und die Bereitschaft der Landwirte sei groß in das Thema einzusteigen.

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