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Ideen für neue Geschäftsmodelle in der Landwirtschaft

Rinder-Leasing, Reisanbau, Lupinenkaffee: Wie neue Lösungen in der Landwirtschaft aussehen und wie dabei vorhandene Ressourcen gezielt genutzt werden können, zeigen diese Beispiele.

Lesezeit: 5 Minuten

Viele landwirtschaftliche Betriebe schauen sich nach alternativen Standbeinen um. Doch welche Geschäftsidee infrage kommt und ob diese am Ende Früchte trägt, ist zu Beginn oft unklar. „Innovativ zu sein, muss nicht immer bedeuten, das Rad neu zu erfinden“, so Peter Stachel, Innovationsberater bei der Landwirtschaftskammer Steiermark in Österreich im Rahmen des TrendTalks zur Zukunft der Landwirtschaft. „Statt etwas ganz Neues einzuführen, kann es sinnvoll sein, eine bestehende Idee zu verbessern. Wichtig ist nur, dass sie für den Hersteller Wertschöpfung generiert und für den Konsumenten einen Mehrwert bietet.“

Welche Standbeine für einen Betrieb infrage kommen, sei abhängig von individuellen Faktoren wie den vorhandenen Ressourcen oder der persönlichen Motivation. Gleichzeitig könne nicht jede Geschäftsidee auf jedem Betrieb funktionieren. „Uns ist bewusst, dass einige Trends polarisieren“, so der Berater. Er betonte, dass es trotz aller Entwicklungen die klassische Landwirtschaft wichtig bleiben werde. Auch wenn neue Ernährungstrends nicht sofort durch die Decke gehen werden, müsse man dennoch neue Wege abseits der bekannten Pfade aufzeigen. „Einige Betriebe sind viel besser in der Urproduktion, als etwas Neues zu wagen. Gleichzeitig kann nicht jeder seinen Schweinestall für den Pilzanbau umnutzen. Trotzdem wollen wir Optionen zeigen“, so Christian Felber, Landwirt und Berater beim Innolab Österreich. Im Folgenden einige der vorgestellten Geschäftsideen.

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Trinkhalme aus Stroh

EU-Plastikverbot, was nun? Gibt es Alternativen zum Trinkhalm aus Plastik? Ja, richtig: echte Strohhalme. Der oberösterreichische Landwirt Daniel Auinger bietet Bio-Strohhalme als Naturprodukt von seinen eigenen Feldern an. Die Erzeugung dieses Produktes sei allerdings sehr zeitintensiv.

Die Ernte der Strohhalme erfolge mit einem umgebauten Bindemäher. Das Stroh wird schonend in Kisten gelegt, denn sobald ein Halm knickt, scheidet er als Bio-Strohhalm aus. Die Sortier- und Schneidearbeiten werden von Hand überwiegend auf dem Hof durchgeführt. Die formstabilen Halme haben keinen Geschmack, weichen nicht auf und eignen sich auch für heiße Getränke, heißt es.

Aus Lupinen wird Kaffee

Kaffe-Ersatz aus Lupinen? Für Johann Krois aus dem österreichischen Graz funktioniert das. Der Landwirt vermahlt Lupinenbohnen zu Kaffee. Auch wenn sie kein Koffein enthalten, sei der Lupinenkaffee dem echten Kaffee geschmacklich sehr ähnlich und zudem magenschonend, was für die Zielgruppe ein entscheidendes Verkaufsargument sei. Auch der heimische Anbau der Lupine sei ein Argument für das Produkt. Der Landwirt betreibt zudem einen Hofladen mit Schaurösterei.

Von wegen „Peanuts“

Angefangen hat Familie Romstorfer 2018 mit dem Bio-Erdnussanbau auf 1 ha. 2019 waren es bereits 5 ha. Ein Jahr später erweiterten sie den Anbau auf 12,5 ha. So erfolgreich sich das liest, so einfach war es allerdings nicht. Die Österreicher Biolandwirte Roman und Stefan Romstorfer haben mit ihrem Vater Franz eine exotische Kultur für sich entdeckt, mit der sie eine höhere Wertschöpfung aus Grund und Boden erzielen können.

Erdnüsse zählen zu den Hülsenfrüchten und wachsen auf relativ sandigen Böden recht gut. Die Herausforderungen in Anbau und Ernte seien jedoch groß. Sie vermarkten diverse Produkte aus Erdnüssen, unter anderem im Handel.

Mein Rind, dein Rind

Ein eigenes Angus-Rind besitzen und mit Freunden oder Familie teilen: Das bietet Familie Mundry aus Berlin unter dem Namen „Schwarze Kuh“ an. Die Kunden begleiten das Tier ab einem Alter von drei Monaten bis zur Schlachtung nach 20-24 Monaten und zahlen dafür eine monatliche Rate. Pflege und Fütterung der Rinder übernimmt der Betrieb. Über die Zerlegung der Teilstücke entscheidet der Kunde. Die Leasing- bzw. Patenschaftsmodelle ließen sich auch auf andere Bereiche übertragen, z. B. Baumpatenschafen, so Christian Felber vom Innolab.

Quinoa und Reis aus der Steiermark

Landwirt und Reisbauer Ewald Fröhlich verfolgt mit seinem „So-fröhlich-Reis“ von der Produktion bis zur Vermarktung einen regionalen Ansatz. Der Österreicher baut seit fünf Jahren auf rund 20 ha Mittelkorn-, Langkorn- und Rundkornreis an. Außerdem betreibt er eine Reismühle, mit der er das Korn schälen und polieren kann.

Niederschlag, Klima und Boden der österreichischen Südoststeiermark spielen dem Landwirt in die Hände und begünstigen den regionalen Trockenreisanbau. Seit 2019 baut er außerdem Quinoa auf seinen Feldern an.

Mehr als nur Honig

Imker David Briller bietet klassische Produkte wie Honig im Handel an. Daneben gehören auch Honig-Wodka sowie „Knusperdrohnen“ zu seinem Sortiment. Drohnen sind die männlichen Bienen, die in Überzahl im Bienenstock produziert werden. Er entnimmt diese in Larvenform dem Bienenstock, trocknet sie und gibt Salz dazu. Getrocknete Drohnen haben ein nussiges Aroma und zeichnen sich durch die vielen mehrfach ungesättigten Fettsäuren und hochwertigen Proteinen aus. Auch wenn das nicht seine Haupteinnahmequelle sei, versuche der Imker Nebenströme geschickt zu nutzen.

Natürliche Snacks aus Sprossen

Natürliche Produkte aus der Region statt Nahrungsergänzungsmittel oder Vitaminpräparate. Diesem Ansatz folgt das steirische Unternehmen Rauers Sprössling. Die Sprossen aus heimischem Anbau in der Steiermark werden in Form von Sprossenriegeln, Sprossenjoghurts oder flüssigen Sprossenshots verarbeitet und sollen als Alternative zu Industrie-Snacks dienen.

Hinter dem 2020 gegründeten Unternehmen steht ein Vater-Sohn-Duo aus der Landwirtschaft: Sebastian und Fritz Rauer. Seit 1986 betreibt Fritz Rauer den landwirtschaftlichen Betrieb „Rauers Ernte“, der sich auf den Anbau von Gemüse spezialisiert hat.

Die Umsetzung: leichter gesagt als getan

Ein erfolgreiches Businessmodell liest sich gut. Doch der Weg dahin ist oft lang. „Wichtig bei Geschäftsmodellen ist – wenn man einen höheren Preis verlangen will – dass man den Konsumenten an seinem Prozess teilhaben lässt und eine Beziehung zu ihm aufbaut“, so Stachel von der LWK Steiermark.

Produkte können für den Verbraucher emotionale, funktionale und soziale Funktionen erfüllen. Am Beispiel der Grillkohle aus Maisspindeln von „Maister“ zeigt sich diese Funktion: Das Unternehmen warb mit dem Slogan „Grillen und Bäume retten“, da herkömmliche Grillkohle weitaus weniger nachhaltig ist als regionale Kohle aus Maisspindeln. Man müsse überlegen, was man aus dem bestehenden Grund und Boden herausholen kann. Dafür brauche es neue Ideen und Denkweisen.

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