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topplus Den alten Kuhstall umgebaut

Landwirte zeigen, wie sie Bullen erfolgreich in Liegeboxen mästen

Dass aus einem alten Kuhstall ein komfortabler Stall für Mastbullen entstehen kann, zeigen Heiko Brüggen und Philipp Baus. Hohe Tageszunahmen und Zuschläge für Haltungsform 3 bestätigen das Konzept.

Lesezeit: 7 Minuten

Schnell gelesen

Den alten Kuhstall hat Heiko Brüggen umgenutzt und für 100 Mastbullen ausgebaut. Diese liegen nun in Hochboxen mit Gummimatten.

Jede Bucht ist so gestaltet, dass die Tiere im Kreis laufen und sich jederzeit aus dem Weg gehen können.

Für Haltungsform 3 soll der ­Boxenlaufstall aktuell zertifiziert werden. Die Bullen im Tretmiststall nebenan ­bekommen den Zuschlag bereits.

Die Mastleistungen der beiden Ställe sind mit durchschnittlich 1.279 g auf gleich hohem Niveau.

Ein kräftiger Angusbulle liegt neben seinen Stallgefährten in einer Liegebox. Das ist ein ungewöhnliches Bild. Nicht aber im alten Kuhstall von Heiko Brüggen aus Groß Kummerfeld in Schleswig-Holstein, der heute ein Maststall für 100 Bullen ist.

Bis 2009 hat der Landwirt selbst Kühe gemolken und den Stall anschließend für die Jungtieraufzucht verpachtet. „In der Zwischenzeit haben wir einen Tretmiststall für 60 Bullen gebaut und gemerkt: Mästen können wir gut! So entstand die Idee, den alten Kuhstall für 65 Kühe selbst umzunutzen“, sagt er. Mit „wir“ meint er Philipp Baus, den Sohn seiner Lebensgefährtin. Heiko und Philipp führen den Betrieb gemeinsam.

Seltenes Haltungssystem

Weil die Rohre der alten Kuh-Aufstallung zu dünn für die kräftigen Bullen waren, bauten sie den Stall um. „Wir wollten die Tiere zudem in kleineren Gruppen halten. Letztlich haben wir jede Bucht so gestaltet, dass die Tiere im Kreis laufen können“, sagt Heiko Brüggen. Das Konzept ist gemeinsam mit Duräumat Stalltechnik entstanden. „Praktiker konnten wir leider nicht fragen, weil so gut wie niemand Bullen in Liegeboxen hält.“

Praktiker konnten wir leider nicht fragen, weil so gut wie niemand Bullen in Liegeboxen hält.“
Heiko Brüggen

Linksseitig vom Futtertisch befinden sich nun vier Buchten mit 21, 15, 18 und 25 Tieren in insgesamt 44 Liegeboxen. In einem weiteren Abteil finden zehn Charolais-Mutterkühe Platz in den Liegeboxen, wenn sie im Winter nicht auf die Weide können. Die Liegeboxen sind mittig und gegenüberliegend in den Buchten angeordnet, sodass sich die Bullen aus dem Weg gehen können. Brustrohre am Kopfende verhindern, dass ein Tier nach vorne in die nächste Boxenreihe hinausläuft.

Jeder Bulle hat 4 m2 Platz. Die Hochboxen sind mit einer Gummimatte ausgestattet, ebenso wie der Spaltenboden im hinteren Teil des Stalls. „Wir haben ein Tier-Liegeplatzverhältnis von 1 : 1,5. Mit gummierten Spalten liegen auch die Tiere gut, die keine Box ergattert haben. Bei der Boxennutzung wechseln sich die Bullen ab“, so Philipp.

Ein Teil der Liegeboxen ist 105 cm, der Rest 115 cm breit. Für diese festgelegte Breite würden sich Heiko Brüggen und Philipp Baus nicht noch einmal entscheiden: „Die Maße sind für Endmastbullen ausgelegt. Jüngere bzw. kleinere Tiere können sich in den Boxen umdrehen und hineinkoten. Dadurch sind die Boxen und die Tiere dreckiger.“ Verstellbare Boxenbügel würden sie bevorzugen. Die verwendeten Rohre haben einen Durchmesser von 1,5 Zoll.

Weil es kaum Vorbilder für die Haltung von Bullen in Liegeboxen gibt, musste der Betrieb vieles selbst in der Praxis lernen. So auch die Ursache für häufige Verletzungen an den Klauen. Bullen, die in der äußeren Box lagen, steckten oft ihre Klauen unter dem Rohr zur Übergangsbegrenzung hindurch. Die Folge waren verletzte Kronsäume. „Wir haben zufällig beobachtet, wie ein Bulle seine Klaue dort hindurchsteckte. Deshalb haben wir ein Brett montiert, um diese Lücke zu schließen. Seitdem ist Ruhe“, sagt Philipp.

Welche Rassen mästen?

Der Betrieb mästet Angus, Limousin und Charolais – größtenteils als Absetzer aus Mutterkuhherden – und Weißblaue-Belgier als Kreuzungstiere von Milchkuhbetrieben. 50 Angusbullen bezieht Heiko Brüggen direkt von einem Hof aus der Nachbarschaft. Alle anderen Tiere liefert ein Händler.

Beim Einstallen bringen die Tiere im Alter von sechs Monaten etwa 300 kg auf die Waage. Die Weißblauen-Belgier-Kreuzungen sind drei bis vier Monate alt und wiegen 180 bis 200 kg. „Sie sind unruhiger als Absetzer von Mutterkühen. In kleinen Gruppen mit je vier bis fünf Tieren kommen sie deutlich besser zurecht“, stellte Heiko fest. Die Belgier sind deshalb auf der gegenüberliegenden Seite vom Futtertisch in Buchten mit gummierten Vollspalten untergebracht.

Seitdem wir Windnetze angebracht haben, hat sich die Tiergesundheit deutlich verbessert.“
Philipp Baus

Im Tretmiststall nebenan sind 60 Tiere in vier Buchten aufgeteilt – hinten Stroh, vorne planbefestigt. Jeden Abend bekommen sie frisches Stroh eingestreut. Zweimal wöchentlich schieben die Rinderhalter die Lauffläche ab. „Ursprünglich war der Stall mit offener Front geplant. Allerdings hatten die Tiere häufig Lungenprobleme. Seitdem wir Windnetze angebracht haben, hat sich die Tiergesundheit deutlich verbessert“, so Philipp Baus.

Heiko und Philipp stallen die Fresser im Herbst ein und im darauffolgenden Jahr im Herbst aus – nach festem Rein-raus-System. Im alten Kuhstall verlassen die Tiere ihre Bucht über den Futtertisch zum Lkw, der sie zum Schlachthof fährt. „Wir treiben die Bullen mit einem selbst gebauten Schild aus Leitplanken für den Radlader. So vermeiden wir Unfälle“, sagt Heiko Brüggen.

1.279 g Zuwachs am Tag

Die Tageszunahmen liegen bei durchschnittlich 1.279 g. Einzelne Angusbullen erreichen bis zu 2.000 g am Tag. Im Alter von 18 Monaten erreichen die Tiere ein Schlachtgewicht von 450 kg im Mittel am Haken. Die guten Zunahmen erreichen die Bullen mit einer Ration aus Gras (1 kg/Tier und Tag), Mais, Raps- und Roggenschrot, ­Mineralfutter, Futterkalk und Harnstoff – alles ohne gentechnisch veränderte Organismen (GVO-frei).

Auch selbst angebaute Lupinen sollen die Ration ergänzen und gleichzeitig Raps- und Roggenschrot einsparen. „Normalerweise werden die Lupinen geschrotet, gepresst und in einem Schlauch einsiliert. Vergangenes Jahr haben wir sie gemahlen. Das hat leider nicht funktioniert“, erklärt Brüggen. Seine Lehre daraus: „Man wächst mit seinen Fehlern.“ Aktuell füttern sie mehr Rapsschrot statt Lupinen.

Ebenfalls wichtig ist die Wasserversorgung: Jede Bucht ist mit zwei Schalentränken ausgestattet. Die frühere unterirdische Leitung haben die Rinderhalter durch eine Zirkulationsleitung ersetzt. So fließt das Wasser auch bei Frost. Zudem messen sie regelmäßig den Wasserdurchfluss.

Ohne Mehraufwand in HF 3

Mit der Haltung im Liegeboxenlaufstall sind Heiko Brüggen und Philipp Baus für die Initiative Tierwohl, also Haltungsform 2, anerkannt. Einen Zuschlag gibt es dafür allerdings nicht, weil der Handel nicht ausreichend ITW-Fleisch vermarkten kann. Aktuell lassen die beiden den Betrieb für Haltungsform 3 (HF 3) zertifizieren.

Der Zuschlag liegt dann zwischen 20 bis 30 ct/kg Schlachtgewicht (SG). „Wir haben den Tieren schon immer mehr Platz geboten, als eigentlich gefordert ist. Deshalb fällt es uns leicht, die Kriterien für einen höheren Haltungsstandard zu erfüllen“, sagt Philipp Baus.

Wir haben den Tieren schon immer mehr Platz geboten, als eigentlich gefordert ist."
Philipp Baus

Mehr Platz macht sich auch in besseren Tageszunahmen bemerkbar, stellt der Mäster fest. Für HF 3 müssen zusätzlich 30 % der Außenwände offen sein. Mit den Curtains aus dem alten Milchkuhstall lässt sich das ebenfalls umsetzen. Die Öffnung haben Heiko und Philipp noch etwas vergrößert. In jeder Bucht gibt es zudem Bleche oder Bürsten zum Scheuern. „Die Bürsten nehmen die Bullen gut an“, stellt Philipp fest.

Ökonomische Auswertung

Der Tretmiststall ist bereits für HF 3 anerkannt. Zudem sind die dort gemästeten Bullen im Strohrindprogramm von Edeka Nord registriert. Brüggen ist einer von zehn Betrieben, der dort mitmacht. Dafür gibt zu­sätzlich zum HF 3-Zuschlag weitere 20 ct/kg SG.

Nach jedem Mastdurchgang bekommen die Landwirte eine wirtschaftliche Auswertung von der Rindermastberatung. „Der HF 3-Zuschlag für Tretmistbullen macht sich natürlich bemerkbar. Aber in der Mastleistung stehen die Liegeboxen dem Stroh nichts nach“, erklärt Heiko Brüggen. „Es ist nicht leicht, mit Bullen einen Gewinn zu erwirtschaften. Aber wir haben gute Zunahmen und unsere Gebäude sind abgeschrieben.“ Dazu trägt auch die Umnutzung des alten Kuhstalls bei: „Wir würden die Liegeboxen für Bullen wieder so bauen. Unsere Tiere fühlen sich wohl darin“, sagt Philipp Baus.

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