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So vermeiden Sie Klauenrehe in der Mast von Holstein-Bullen

Hohe Tageszunahmen machen die Bullenmast wirtschaftlich. Wer Holstein-Bullen mästet, muss bei hohen Energie- und Proteingehalten allerdings den Stoffwechsel der Tiere im Blick behalten.

Lesezeit: 3 Minuten

SCHNELL GELESEN

Eine Studie zeigt, dass Holstein-Bullen bei einer intensiven Mastration deutlich anfälliger für Klauenrehe sind, als Tiere, die weniger Energie und Protein fressen.

Der Grund: Durch Acidosen und eine veränderte Insulinwirksamkeit steigt das Risiko für stoffwechselbedingten Stress.

Bei einer verhalteneren Fütterung sind die Holstein-Bullen am Mastende gesünder. Im Vergleich zu Fleischrassen können sie weniger Muskeln ansetzen.

Die Mast von Holstein-Bullen hat Potenzial: Ihre Fleischqualität ist gut und an Bullenkälbern aus der Milchkuhhaltung mangelt es nicht. Um schnell hohe Leistungen zu erzielen, sind Rationen oft reich an Energie und Protein. Das Problem: Holsteins setzen schlechter Fleisch an als spezielle Mastrassen. Diese Kombination fördert Klauenrehe und Acidosen.

„Wenn wir Tierwohl wollen, müssen wir prüfen, wie gesund eine Ration ist“, erklärt Prof. Korinna Huber von der Uni Hohenheim. Daher hat sie gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern untersucht, wie eine gute Stoffwechselgesundheit bei hohen Tageszunahmen gelingt.

Der Versuchsaufbau

Basis des Fütterungsversuches waren 32 Holstein-Bullen, die im Alter von 13 Monaten verhältnismäßig spät in die Mastphase wechselten. Je 16 Tiere bildeten eine HEP-Gruppe (viel Energie und Protein) und eine LEP-Gruppe (wenig Protein und Energie). Wie sich die Rationen beider Gruppen zusammensetzten, zeigt Übersicht 1.

Weitere Parameter:

HEP-Gruppe:

  • Trockenmasse: 510 g/kg Frischmasse
  • Energie: 11,4 ME MJ/kg TM
  • Rohprotein: 155 g/kg TM

LEP-Gruppe:

  • Trockenmasse: 369 g/kg Frischmasse
  • Energie: 10,2 ME MJ/kg TM
  • Rohprotein: 110 g/kg TM

Die Ration wurde alle zwei Tage gemischt und den Bullen jeden morgen vorgelegt. Während des Versuches standen die Tiere auf Teilspalten mit Gummiauflage. Die vorangegangene Kälberaufzucht der Tiere war identisch. Das Schlachtalter betrug 20 Monate.

Stress Im Stoffwechsel

Durch ein Klauen-Scoring zu Beginn der Mastphase und am Schlachthof beurteilten die Wissenschaftler die Klauengesundheit. Beim Auseinanderschneiden der Klauen nach dem Schlachten zeigte sich, dass HEP-Bullen während der Mast leichte, chronische Schübe einer Klauenrehe hatten. 40 % von ihnen waren zu Versuchsbeginn von Klauenrehe betroffen. Zum Schlachtzeitpunkt waren es 100 %. Die LEP-Gruppe startete mit 13 % und zeigte beim Schlachten 0 % Betroffenheit.

Als Ursache sind fütterungsbedingte Pansenacidosen möglich. Sie entstehen bei stärkereicher und faserarmer Fütterung, etwa bei einem hohen Kraftfutteranteil in der Ration. Es kommt zur schnellen Anflutung kurzkettiger Fettsäuren, die das Pansenmilieu stören, den pH-Wert senken und das Mikrobenleben verändern. Es entsteht Lactat, das eine Pansenacidose fördert und eine metabolische Acidose im Blut bewirkt.

Zudem war der Harnstoffspiegel der HEP-Tiere beim Schlachten deutlich höher als bei LEP-Bullen. Das deutet auf einen verstärkten Proteinumsatz hin. „Holsteins sind nicht für den Proteinansatz gezüchtet und können das Eiweiß in der Ration nicht vollständig verwerten“, so Huber. Sie setzen eher Fett an, was die HEP-Tiere in einer um 1,3 Punkte höheren Fettklasse gegenüber den LEP-Tieren beim Schlachten zeigten. Monatliche Zunahmen und Endgewichte stehen in Übersicht 2.

Insgesamt war der Stoffwechsel der HEP-Tiere deutlich gestört. Denn: Insulin, das Wachstum und Proteinansatz fördert, konnte nicht mehr wirken und der Muskelansatz blieb hinter dem Fettansatz. Dadurch entsteht Stoffwechselstress und Botenstoffe, die Entzündungen fördern, werden aus den Fetten der Zellmembranen freigesetzt. Es kommt zu entzündlichen Reaktionen im ganzen Körper. Die Folge: Klauenrehe.

Der Versuch hat die Ökonomie nicht berücksichtigt. Jedoch könnte der Kraftfutterverzicht die längere Mastdauer ausgleichen. Hubers Fazit: „Holstein-Bullen sind mästbar. Aber sie wachsen ohne Kraftfutter gesünder. Als Brüder von Milchkühen sind sie Ausdauersportler – keine Kraftsportler mit extremem Muskelansatz.

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