Unruhige Bullen sind ein Dauerthema unter Bullenmäster. Häufig ist eine unausgeglichene Ration das Problem. Aber auch andere Faktoren stressen die Masttiere. Tipps für die Fehlersuche:
Gruppierung: Ein-, Umstallen sowie Neugruppierungen führen zu Unruhe. Absetzer aus Mutterkuhhaltung (Weide!) sollten zunächst reichlich Platz bekommen. Von Vorteil sind homogene Gruppen nach Gewicht, Rasse, mit/ohne Hörner sowie dem bisherigen Stallsystem. Ab etwa 300 kg sollten Mäster Gruppen nicht mehr neu zusammenstellen.
Struktur: Viele Buchten sind nicht in Fress- und Liegebereich aufgeteilt. Mehr Buchtentiefe sorgt für ungestörteres Liegen. In Altbauten kann das Zusammenlegen von Buchten das „relative“ Platzangebot für die Tiere verbessern. Im Liegebereich dürfen keine Tränken verbaut sein. In Niedersachsen werden 3,5 m²/Tier in der Endmast empfohlen.
Liegen: Rinder suchen immer Schutz im Rücken und Fluchtmöglichkeit nach vorne. Die Rückseite der Bucht sollte im Sichtbereich mindestens 1,80 m hoch geschlossen sein.
Fressplätze: Bullen fressen am liebsten gleichzeitig. Ideal ist deshalb ein Tier : Fressplatz-Verhältnis von 1 : 1. Gerade in sehr tiefen, gut strukturierten Buchten ist das aber nicht umsetzbar. Durch Zulage von Kraftfutter von Hand entsteht auch bei 1:1-Fütterung massiver Druck am Fressplatz. Wenn nicht alle gleichzeitig fressen können, ist das dauerhafte Angebot umso wichtiger.
Futter häufig im Verdacht
Futter und Wasser: Nur satte Bullen sind zufriedene Bullen! Futter und Wasser müssen 24/7 verfügbar sein. Die Fütterung sollte immer zum gleichen Zeitpunkt erfolgen. Mindestens zwei Tränkestellen pro Bucht verhindern die Blockade durch ranghöhere Tiere.
Ration: Eine mangelnde Versorgung mit Strukturfutter (Häckselstroh, Grassilage) und die Überforderung des Pansens mit stärkereichen Komponenten, können sehr starke Stressoren sein und enorme Unruhe erzeugen. Bullen sind Meister des Futterselektierens, somit erhalten oft nicht alle Tiere die gleiche Ration.
Eine homogene totale Mischration enthält deshalb keine Pellets und nur kurz gehäckseltes Grobfutter. Über feuchte Komponenten und ggf. durch Wasser bindet sich das mehlförmige Kraftfutter an das Grobfutter. Der Futtermischwagen darf nicht überfüllt sein und sollte nach der Zugabe der letzten Komponente noch fünf bis zehn Minuten mischen.
Hitzestress: Bei Hitze sollten Mäster frühzeitig die Stalltüren öffnen, mit Ventilatoren für Luftbewegung sorgen und Lichtplatten zur Sonnenseite abdunkeln. Diese Maßnahmen wirken auch gegen Fliegen.
Langeweile: Scheuermöglichkeiten in den Buchten sind in der Praxis erprobt und tragen zur Beschäftigung und dem Wohlbefinden der Bullen bei. Zusätzlich werden Lecksteine meist gut angenommen.
Der Mensch: Das Verhalten des Menschen im Umgang mit den Tieren spiegelt sich im Verhalten der Tiere wider. Ein ruhiger und regelmäßiger Kontakt zahlt sich aus.
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Schritte zur Ursachenfindung
Es kann hilfreich sein, mit einigen Fragen die möglichen Ursachen für die Unruhe im Stall einzugrenzen, zu identifizieren und Abhilfe zu schaffen:
- Wann beobachte ich die Unruhe im Stall? Tritt sie nur zu bestimmten Zeiten auf?
- Was ist hier anders als sonst (Fütterungszeit, Lichteinfall in Abhängigkeit von der Jahreszeit, Geräusche von außen, u.a.)?
- Hat im Vorfeld eine Futterumstellung stattgefunden (neue Mischung, neue Silage, u.a.)?
- Betrifft die Unruhe alle Tiere im Stall oder nur bestimmte Gruppen/Buchten)?
- Welche weiteren Dinge fallen aktuell im Stall auf (vermehrte Lahmheiten, Husten, Verletzungen, sonstige Erkrankungen)?
Es kann zusätzliche Hinweise geben, sich auch außerhalb der gewohnten Uhrzeiten im Stall aufzuhalten, um die Tiere zu beobachten. Zudem können durch Notizen in einem Stalltagebuch im Alltag, auch zu Routinemaßnahmen, später möglicherweise leichter Zusammenhänge aufgedeckt werden.