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Bullenmast: Mehr Zuwachs bei größerem Platzangebot

Tierwohl in der Bullenmast spielt eine immer größere Rolle. Doch wie wirkt sich mehr Platz für die Bullen auf Futteraufnahme, Zunahme und Wirtschaftlichkeit aus?

Lesezeit: 4 Minuten

Verschiedene Tierwohlprogramme fordern mehr Platz pro Bulle in der Mast. Beispielsweise sind 3,5 m2 pro Endmastbulle in den Tier­schutzleitlinien für Niedersachsen und Bayern vorgesehen. Die Initiative Tierwohl (Haltungsformstufe 2) fordert 3 m² pro Tier. Für mehr Tierwohl sollen Landwirte entlohnt werden.

Mehr Platz für das Einzeltier heißt in der Regel weniger Tiere pro Bucht. Über die Auswirkungen davon ist man sich uneinig. Einerseits gilt: Rinder ­versuchen möglichst viel Abstand zu­einander einzuhalten. Daher könnten auf engem Raum besonders männliche Rinder aggressiver sein und so mehr Verletzungen auftreten. Andererseits kann bei zu viel Platz häufigeres Aufspringen zu Verletzungen führen.

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Die Bayerische Landes­anstalt für Landwirtschaft (LfL) hat untersucht, welchen Einfluss das Platzangebot auf Verhalten und Leistung der Tiere sowie die Wirtschaftlichkeit hat.

Drei Gruppengrößen

Zu Versuchsbeginn waren 60 Fleckviehbullen 163 Tage alt und 249 kg schwer. Sie wurden abhängig von Alter, Gewicht und Herkunft gleichmäßig auf drei Gruppen aufgeteilt in je zwei Buchten mit 8, 10 oder 12 Tieren. Die Buchten mit Vollspaltenboden waren mit einer Gummiauflage ausgestattet.

Die Buchten waren 37,5 m² groß. Die Fütterung erfolgte über Wiegetröge. Weil die Abtrennungen zwischen den Trögen in die Buchten hineinragen, betrug die nutzbare Fläche 4,1, 3,3 und 2,8 m2 pro Tier. Das Tier-Fressplatz-Verhältnis betrug für alle Gruppen 2:1. Die Bullen erhielten eine maissilage­basierte totale Mischration (TMR), deren Nährstoffgehalt in drei Phasen an den Bedarf im Mastverlauf angepasst wurde. Die Bullen wurden alle vier Wochen gewogen.

Höhere Zunahmen bei weniger Tieren pro Bucht sind auch ein Zeichen von Tierwohl.

Die Schlachtung der Bullen erfolgte bei einem mittleren Alter von 471 Tagen. In einer Gruppe kam es zu einem vorzeitigen Abgang, sodass Daten von 59 Bullen in die Auswertung einflossen.

Höhere Futtereffizienz

Die durchschnittliche tägliche Futteraufnahme lag über 10 kg Trockenmasse (TM) pro Tier und Tag. Die Besatzdichte hatte darauf keinen Einfluss (siehe Übersicht). Da die Nährstoff- und Energiegehalte der Rationen gleich waren, ergaben sich hier entsprechend auch keine Auswirkungen.

Das Endgewicht lag in den Gruppen mit 8, 10 und 12 Tieren pro Bucht bei 809, 788 und 771 kg. Die Unterschiede lassen sich statistisch nicht absichern. Die täglichen Zunahmen lagen in der Gruppe mit 8 Tieren/Bucht bei 1 821 g und damit deutlich höher als in der Gruppe mit 12 (1 683 g) oder 10 Tieren (1 755 g). Die insgesamt hohen Zunahmen liegen auf dem Niveau anderer Fütterungsversuche der Landesanstalt.

Bemerkenswert ist, dass sich die Zunahmen bereits in der Anfangs- und Mittelmast unterschieden. Eine höhere Zuwachsleistung bei gleicher Futteraufnahme zeigt: Die Futtereffizienz lässt sich auch über eine Verbesserung in der Haltung erreichen.

Je weniger Platz die Bullen hatten, um so geringer war das Schlachtgewicht. Das reduzierte sich entsprechend um jeweils etwa 10 kg. Keinen Einfluss hatte die Tierzahl pro Bucht auf Schlachtmerkmale, wie Klassifizierung, Ausschlachtung oder Fleischqualität.

Eine höhere Besatzdichte kann zu vermehrten Schwanzspitzennekrosen bzw. Trittverletzungen führen. An vier Terminen wurden die Schwänze der Bullen beurteilt. Es gab keine Unterschiede zwischen den Gruppen.

Die geringeren Zunahmen in den Buchten mit 10 oder 12 Tieren könnten aber ein Hinweis auf mehr Stress durch die höhere Belegdichte sein. Die Differenz in den Zuwächsen zeigte sich schon zu Mastbeginn, obwohl die Tiere da noch kleiner waren und insgesamt mehr Platz hatten.

Weniger Erlös pro Bucht

Aus den Leistungsdaten lässt sich berechnen, wie rentabel die unterschiedlichen Buchtengrößen waren. Ausführliche Infos zu den Kalkulationen finden Sie online: www.stmelf.bayern.de/idb

Die unterschiedlichen Buchtenbelegungen hatte keinen Einfluss auf die Futterkosten und damit auf die variablen Kosten. Die höheren Tageszunahmen und Schlachtgewichte steigerten die Schlachterlöse. Pro Tier und Jahr lag der Deckungsbeitrag II bei einer Besatzdichte von 8 Tieren um 113 € höher als bei 12 Tieren.

Allerdings: Pro Bucht war der Deckungsbeitrag II bei 8 Tieren/Bucht um 159 €/Jahr niedriger als bei 12 Tieren/Bucht. Das heißt: Die höheren Zunahmen der Einzeltiere gleichen nicht die fehlenden Tiere pro Bucht aus. Finanzielle Anreize von Tierwohl-Programmen könnten diese Differenz auffangen.

Die Versuchsergebnisse sind keine absolute Empfehlung für ein bestimmtes Platzangebot. Betriebsindividuelle und marktbedingte Effekte spielen eine große Rolle. Fest steht: Unter den Bedingungen im Versuch führte mehr Platz zu einer deutlich höheren individuellen Mastleistung. Weil alle Bullen gleich viel gefressen haben, waren die Tiere mit mehr Platz effizienter.

Unsere Autoren: Dr. Thomas Ettle, Anton Obermaier, ­Peter Edelmann, Rudolf Gasteiger, Andrea ­Koßmann, Bernhard Haidn, ­Wolfgang Müller (Bayerische Landes­anstalt für Landwirtschaft, LfL)

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