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Milchhof Lerf: Bio-Vorzugs-Heumilch aus dem Allgäu

Der Milchhof Lerf ist ein Paradebespiel für einen Betrieb, der nie still steht. Inzwischen verarbeitet die Familie ihre Bio-Vorzugs-Heumilch in einer eigenen Hofmolkerei – das spricht für sich.

Lesezeit: 4 Minuten

Familie Lerf ist in Gedanken immer schon beim nächsten Entwichlungsschritt. Der Milchkuhbetrieb in Ottobeuren im Unterallgäu hält 100 Braunviehkühe in einem 1996 erbauten und 2020 erweiterten Laufstall mit Laufhof.

Seit 1989 vermarktet die Familie Vorzugsmilch. Das ist Rohmilch, die unter besonders hygienischen und kontrollierten Bedingungen erzeugt wird. So wird die Milch z. B. monatlich auf bestimmte Erreger untersucht. Die Zellzahl des Betriebs liegt im Jahresschnitt bei 100.000/ml. Die Milch füllt die Familie auf dem Hof ab. Sie darf, anders als andere Rohmilch, nahezu überall verkauft werden. Den hohen Hygienestandard der Milch kann die Familie nur erfüllen, weil sie viel Zeit in die Sauberkeit der Liegeboxen und die Vorreinigung der Zitzen beim Melken investiert.

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Bereits 1993 erfolgte mit der Umstellung auf ökologische Landwirtschaft die nächste Veränderung. Als die Lebensmittelkette Feneberg 1998 die Biomarke „VonHier“ gründete, war Fa­milie Lerf von Anfang an dabei. Den Markennamen tragen nur Produkte ­aus einem Umkreis von 100 km um ­Kempten. „Wir sind sozusagen mit der Marke mitgewachsen“, erklärt Betriebsleiter Michael Lerf.

Joghurt aus der Hofmolkerei

Er beschreibt die Entwicklung des Betriebes: Zuerst lieferte die Familie Bio-Vorzugsmilch, die sie von Hand abfüllte. Zwei Jahre später investierte sie in eine eigene Hofmolkerei, um neben der Vorzugsmilch auch verschiedene Joghurtsorten herstellen und abfüllen zu können. Hier verarbeiten sie jährlich 300.000 kg der erzeugten Milch. Die übrige Milch verkaufen sie an die Andechser Molkerei Scheitz.

An den Wochenenden liefert die Familie die gesamte Milch zur Molkerei, ab Sonntagabend startet wieder die Abfüllung auf dem Betrieb. Zwei Drittel der selbst erzeugten Produkte gehen an die Lebensmittelkette Feneberg. Zusätzlich entwickelten Lerfs ihre Eigenmarke „Die feine Allgäuerin“, die sie über Ökogroßhändler vertreiben.

Nächster Schritt: Heumilch

Im Jahr 2015 kam die nächste große Veränderung: Familie Lerf stellte von der Silage- auf Heufütterung um. Ausschlaggebend für diesen Schritt war die Aussage einer Auszubildenen, die aus einer traditionellen Heumilchregion in Österreich stammt.

Sie stellte fest, dass die Milch von Kühen, die keine Silage erhalten, anders schmeckt. Die Familie machte den Geschmackstest und war schnell überzeugt. Sie schloss sich der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Heumilch an und wirtschaftet seitdem nach deren Standards.

Um Heumilch in guter Qualität zu erzeugen, muss das Heu eine gleichbleibend hohe Qualität haben. Ohne eine Heutrocknung ist das kaum möglich. Also investierte Familie Lerf 800.000 € in eine Heutrocknungshalle, die rund 8.000 m³ Heu fasst. In dem Gebäude können sie in fünf Bunkern verschiedene Grassschnitte trocknen.

Dafür benötigt die Trocknung je nach Auslastung bis zu 30.000 kWh Energie. Für das Belüftungssystem in der Halle steht Energie aus einer Photovoltaikanlage zur Verfügung. Eine Hackschnitzelheizung erzeugt zusätzlich Wärme, wenn die Heutrocknung einen besonders hohen Bedarf hat. Auch eine, inzwischen 30 Jahre alte, 75 kW-Biogasanlage betreibt die Familie. Sie liefert ebenfalls Energie für Heutrocknung und Molkerei.

Artenvielfalt im Grünland

Den Umstieg auf die Produktion von Heumilch hat Familie Lerf bis heute nicht bereut: „Unsere Kühe sind sehr gesund. Zugleich hat auch die Vielfalt auf unseren Wiesen mit der neuen Wirtschaftsweise zugenommen“, erklärt Michael Lerf.

Bereits durch die weniger intensive ökologische Bewirtschaftung stieg die Anzahl der Gräser und Kräuter in den Weiden. Jetzt kommt hinzu, dass nie alle Wiesen zur gleichen Zeit gemäht werden. Denn es lässt sich nicht die gesamte Ernte zur gleichen Zeit trocknen. Dadurch kommen immer wieder auch Gräser in die Blüte.

Insgesamt vier Heuschnitte von 75 ha Grünland fährt Familie Lerf im Jahr ein. Auf den hofnahen Flächen weiden die Braunviehkühe während das Jungvieh in den Sommermonaten zum Weiden auf einer Alm steht. Zusätzlich zum Grünland bewirtschaften Lerfs 20 ha Ackerland mit Getreide, Mais und Kleegras.

Die ganzen Maispflanzen lassen sie zu Pellets verarbeiten. „Die Maispellets füttern wir mit dem Grundfutter, sie sind eine ideale Ergänzung zum Heu“, sagt Michael Lerf. Zusätzlich zum Grundfutter erhalten die Kühe 2 kg hofeigenes Getreide und im Winter 16/4-er Milchleistungsfutter bzw. im Sommer Energiefutter. Damit erreichen sie eine Leistung von 7.500 kg ECM.

Die Kälber zieht die Familie mit Ammenkühen auf. Je zwei bis drei Kälber trinken in den ersten zehn Lebenswochen bei einer Amme. Einen Teil der männlichen Kälber verkaufen Lerfs an andere Höfe im Allgäu, die Kalbfleisch aus Ammenkuhhaltung erzeugen oder Ochsenmast betreiben. Die anderen Kälber gehen zu konventionellen Mästern. Doch das reicht Michael Lerf nicht: „Unser Ziel ist, irgendwann alle Kälber im Allgäu zu vermarkten.“

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