Ernährung, Klima, Digitalisierung: Beim Zukunftsforum von Hochwald diskutieren Landwirte über Perspektiven. Eine Erkenntnis: Nutztiere sind wichtig und notwendig für die menschliche Ernährung.
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Emotional.Digital.Rational – So lautete das Thema des Zukunftsforums von Hochwald. „Der Welt geht es so schlecht wie noch nie“, erklärte Vorstandschef Peter Manderfeld zu Beginn der Veranstaltung. Der Milcherzeuger rief dazu auf, die Chancen zu sehen und zu ergreifen, die Krisen mit sich bringen.
Prof. Dr. Wilhelm Windisch gab den Landwirten in Ochtendung (Rheinland-Pfalz) Hoffnung in Zeiten von ständigen Diskussionen um die Notwendigkeit von tierischen Lebensmitteln: „Wir brauchen Nutztiere, denn bei der Herstellung von 1 kg veganer Lebensmittel entstehen mindestens 4 kg nicht essbare Biomasse.“ Es ist zwar möglich, Weizenkleie, Biertreber oder Schlempe wieder auf dem Acker auszubringen, allerdings ist das ineffizient, erklärte der Wissenschaftler und ergänzte: „Nutztiere fördern die Pflanzenproduktion und sorgen für zusätzliche Lebensmittel.“
In Anbetracht zahlreicher Diskussionen um die Klimawirkung von Wiederkäuern und den Verzicht auf tierische Lebensmittel nimmt Kerstin Wriedt eine Schlüsselrolle ein. Sie ist die Geschäftsführerin der Initiative Milch. Ihr Anliegen ist es, Verbrauchern Kuhmilch näher zu bringen. Das erfolgt unter anderem mithilfe eines Podcasts, wie sie auf dem Zukunftsforum erklärte. „Das Budget der Initiative ist mit 4 Mio. € zwar recht gering, dennoch erzielen wir eine Wirkung“, zeigte sie sich überzeugt.
Herausforderung Digitalisierung
Beim zweiten Teil der Veranstaltung gab Prof. Dr. Jörg Dörr von der TU Kaiserslautern einen Überblick über Digital Farming. Der Wissenschaftler erklärte: „Ziel der Digitalisierung ist, Landwirten die Daten individuell zur Verfügung zu stellen, sodass sie den größtmöglichen Nutzen davon haben.“ Auch in der anschließenden Diskussion mit dem Plenum zeigte sich, dass die Datenflut viele Milcherzeuger und Milcherzeugerinnen noch vor große Herausforderungen stellt. Ein weiteres Problem ist, dass viele unterschiedliche Datenträger auf Betrieben noch nicht miteinander kommunizieren. Auch das soll sich zukünftig ändern. Die Vorteile der Digitalisierung machte Milchviehhalterin Inse-Marie Stalter in der Podiumsdiskussion deutlich. Sie führt einen Milchviehbetrieb, der gleichzeitig Versuchsbetrieb des Projekts Smart Farming ist.
Ich kann meine Berufskollegen nur darin bestärken, sich mit der Digitalisierung auseinander zu setzen.“ - Inse-Marie Stalter
Auch wenn es ein sehr komplexes Thema sei, gebe es viele Vorteile für den Arbeitsalltag, die zum Großteil sogar zu einer verbesserten Wirtschaftlichkeit führen.
Deutschlands erste Klimafarm
In die gleiche Kerbe schlägt auch das Gemeinschaftsprojekt Net Zero Farm von Hochwald, Nestlé und der Hochschule für Umwelt und Wirtschaft Nürtingen. Mario Frese ist Betriebsleiter von Deutschlands erster Klimafarm. Auf seinem Hof in Nordhessen laufen zahlreiche Untersuchungen mit dem Ziel herauszufinden, wie sich Milch möglichst klimaneutral produzieren lässt. Auch dabei spielt das Thema Digitalisierung eine entscheidende Rolle: „Wir können nur verbessern, was wir messen“, erklärte Andreas Durst von der Hochschule Nürtingen, der das Projekt leitet. Von den auf der Klimafarm ermittelten Ergebnissen sollen am Ende alle Landwirte profitieren und Maßnahmen für ihre eigenen Betriebe ableiten können.