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Klimafarm

Nestle und Hochwald wollen klimafreundlicher Milch produzieren

Der Hof von Mario Frese ist Deutschlands erste Klimamilchfarm. In Zusammenarbeit mit Nestlé, Hochwald und Wissenschaftlern will der Landwirt seinen CO2-Fußabdruck reduzieren.

Lesezeit: 4 Minuten

Mario Frese ist Milcherzeuger und betreibt die sogenannte Klimamilchfarm in Homberg in Nordhessen. Die Klimamilchfarm ist Teil eines von Nestlé finanzierten Projekts in Zusammenarbeit mit der Genossenschaftsmolkerei Hochwald und der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU). Kern des Projekts ist die Frage, wie sich die CO2-Bilanz der Milchproduktion verbessern lässt.

Denn der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern hat sich das Ziel gesetzt, seine Klimabilanz zu verbessern. Dazu hat Nestlé nicht nur die eigenen Unternehmensprozesse, sondern auch den vor- und nachgelagerten Bereich genauer unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Rund 80 % des CO2-Ausstoßes stammen aus der Rohwarenbeschaffung. Davon sind 40 % allein auf die Milchviehhaltung zurückzuführen, erklärte Marc Boersch, Deutschland-Chef von Nestlé. Bis 2050 will das Unternehmen klimaneutral sein. Der Hof von Mario Frese ist Deutschlands erste Klima-Farm von Nestlé. Weltweit gibt es nach Angaben des Unternehmens bereits mehr als 45 Pilotfarmen.

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Repräsentativer Betrieb mit 130 Milchkühen

Auch Hochwald hat sich Klimaneutralität als Ziel gesetzt und will dieses im Jahr 2045 erreichen. Der Milchverarbeiter arbeitet seit einigen Jahren daran, die Klimabilanz der Milchproduktion zu verbessern. Unter anderem mithilfe des MilchPlus-Programms über das die Milcherzeuger seit 2018 Daten eingeben und auswerten können. Daran beteiligte sich auch Mario Frese. Der 41-Jährige hält 130 Milchkühe plus die weibliche Nachzucht und bewirtschaftet 220 ha. „Klimaschutz ist mir wichtig“, erklärt der Landwirt bei einem Pressetermin auf seinem Hof und gibt zu, dass er zu Anfang skeptisch war, an dem Projekt teilzunehmen. Dennoch entschied er sich dazu, seinen Hof als Projektbetrieb zur Verfügung zu stellen: „Irgendwann müssen wir ja mal anfangen“, so der Landwirt. „Der Hof Frese ist ein repräsentativer Betrieb, mit dem sich viele unserer Mitglieder identifizieren können“, erklärt Helmut Stuck, Leiter der Erzeugerberatung bei Hochwald. Das sei wichtig, denn die Projektinitiatoren hoffen, dass sie in den Reihen der Landwirte viele Nachahmer von Mario Frese finden.

Verschiedene Stellschrauben

„Mit unserem Projekt wollen wir Landwirten Hilfestellung geben, den CO2-Fußabdruck ihrer Betriebe Schritt für Schritt zu senken“, erklärt Corinna Weinmiller, Nachhaltigkeitsmanagerin bei Nestlé Deutschland. Bisher sind neun Monate der bis Ende 2024 andauernden Projektlaufzeit vergangen. Die Zeit nutzten die Wissenschaftler, um den Ist-Zustand auf dem Betrieb Frese zu erfassen. Das Ergebnis: 1.359 Tonnen CO2eq pro Jahr – so viele Emissionen entstehen jedes Jahr auf dem Hof Frese. Umgerechnet sind das 1,07 Kilo CO2e pro Kilogramm Milch. Nun werden die Treibhausgase durch zahlreiche Maßnahmen in sechs Bereichen so weit wie möglich reduziert: etwa bei der Ernährung der Kühe, beim Futteranbau, bei der Tierhaltung, beim Ackerbau, dem Güllemanagement und der Energieerzeugung. Verbleibende Emissionen sollen durch natürliche Kohlenstoffspeicher auf Feld und Acker ausgeglichen werden.

Dazu war es unter anderem notwendig eine Fahrzeugwaage zu installieren, um die Erträge bestimmen zu können. Außerdem gibt es nun einen Futterschieberoboter, der achtmal täglich die Ration anschiebt. Denn je effizienter die Futterversorgung ist, desto mehr Milch geben die Kühe, was wiederum die Emissionen/kg Milch senkt.

Auch in der Außenwirtschaft gab es bereits Veränderungen: „Im Feld können wir Teil des Problems sein, aber auch Teil der Lösung“, brachte es Prof. Dr. rer. nat. Markus Frank, Professor für Pflanzengesundheitsmanagement an der HfWU auf den Punkt. „Ziel ist es, den CO2-Fußabdruck im Ackerbau zu verringern und die positiven Auswirkungen des Grünlands zu verbessern“, erklärte der Wissenschaftler. Die Hauptemissionen im Ackerbau stammen von den aufwendig hergestellten Mineraldüngern. Eine Maßnahme ist deshalb, mithilfe eines GPS-Systems zielgenau zu düngen. Außerdem sollen in Spitzen, die schlecht zu befahren sind, Hecken oder Feldgehölze angelegt werden.

Ein wichtiger Baustein ist außerdem die Langlebigkeit der Kühe. Aktuell liegt die Nutzungsdauer auf dem Betrieb Frese bei drei Laktationen. Um das nachhaltig zu verbessern, baute der Landwirt im Rahmen des Projektes neue Kälberboxen. Auch beim Güllemanagement soll es noch Veränderungen geben, um den CO2-Fußabdruck zu verbessern.

Marc Boersch ist sicher, dass Kunden zukünftig mehr Wert auf klimafreundlich erzeugte Lebensmittel legen. „Wir müssen aufklären, was es kostet, damit sich die Zahlungsbereitschaft verändert“, erklärte er.

„Wichtig ist, dass wir Landwirte auch unterm Strich etwas davon haben“, bringt es Mario Frese auf den Punkt. „Auf Milcherzeugerseite ist kein großer Spielraum für zusätzliche Kosten.“

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