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Berliner Milchforum

Milchpreis: "50 ct/kg ist das neue 30 ct/kg"

Es ist einiges los am Milchmarkt. Die Coronakrise ist noch nicht überwunden, gleichzeitig nehmen die Herausforderungen aufgrund des Ukraine-Kriegs zu. Was sind die Perspektiven für Milchbauern?

Lesezeit: 3 Minuten

Es herrscht Unsicherheit im Markt. Bei allen Unwägbarkeiten, die zurzeit im Raum stehen, konnten alle Referenten des 13. Berliner Milchforums zumindest das als klare Tatsache benennen.

„Schon Anfang des Jahres waren die Preise für Eiweißfuttermittel hoch. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine sind die Preise nochmal extrem gestiegen“, erklärte Monika Wohlfarth von der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung (ZMB). Hinzu komme die knappe Verfügbarkeit auch von GVO-freiem Futter. Es sei notwendig, frühzeitig über das Szenario zu sprechen, dass möglicherweise bald entweder keine bezahlbare oder keine physisch vorhandene Ware am Markt mehr verfügbar ist, erklärte Peter Stahl, Vorsitzender des Milchindustrie-Verbands (MIV).

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Gasversorgung

Unklar ist auch, ob die Gasversorgung auf lange Sicht aufrecht erhalten werden kann. „Die Milchverarbeitung ist sehr energieintensiv“, erklärte Wohlfarth. Erste Molkereien überlegen auf Öl umzustellen, berichtete MIV-Geschäftsführer Eckhard Heuser. Das sei aber nicht so einfach machbar, da dafür beispielsweise riesige Tanks und eine Logistik von den Tanks zur Molkerei vorhanden sein müssten. „Wenn der Gashahn zugedreht wird, gibt es wahrscheinlich eh nicht genug Öl für alle“, prognostizierte er.

Verbraucherreaktion

Auch noch offen ist, wie die Verbraucher auf die vielen Preissteigerungen reagieren. „Wir haben 7 % Inflation und das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange“, erklärte Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands (DBV). Monika Wohlfahrt stellte Ergebnisse einer Studie vor, die gezeigt hat, dass Konsumenten vermutlich vermehrt auf Handelsware zurückgreifen und verstärkt Aktionsangebote wahrnehmen.

QM+

Dennoch soll die Markteinführung für das Tierwohllabel QM+ für Haltungsform 2 wie geplant erfolgen. „Zum Ende des Jahres sollen Produkte im Regal stehen“, erklärte DBV-Milchpräsident Karsten Schmal.

Während das Thema Tierwohl in Deutschland EU-weit am höchsetn aufgehängt werde, spielt es in Drittländern überhaupt keine Rolle, erklärte Steffen Rode, Geschäftsführender Gesellschafter von Lactoprot Deutschland. Viel intensiver werde global das Thema CO2-Fußabdruck und Klimaschutz diskutiert.

"Die Milchpreise steigen. Das ist doch immerhin eine gute Nachricht", sagte Wohlfarth. Allerdings nicht genug, um die Vollkosten der Milcherzeuger zu decken. „50 ist das neue 30“, erklärte die Marktexpertin. Sonst reichte der Auszahlungspreis in Höhe von 30 ct/kg nicht aus, um die Kosten auf den Betrieben zu decken. „Heute bewegen wir uns zum Teil schon auf die 50 Cent-Marke zu. Aufgrund der massiv steigenden Kosten sind wir aber weiter bei einer Kostenunterdeckung.“

Das bestätigte Milchviehhalterin Gundula Frank von der Agrargenossenschaft Sonnewald im südlichen Brandenburg. „Wir bekommen aktuell von vielen Geschäftspartnern Post, dass die Kosten steigen und sich deshalb die Preise erhöhen. Ich frage mich, wem ich diesen Brief für unsere Kostensteigerungen schreiben soll“, erklärte die Landwirtin. Sie erfahre erst Mitte des Monats, wie viel Milchgeld sie für den Vormonat bekomme. Sie forderte mehr Planungssicherheit und Fairnes für Milcherzeuger.

Sinkender Milchkuhbestand

Die vielen Herausforderungen gehen nicht spurlos am Milchsektor vorbei: Die Zahl der Landwirte nimmt seit Jahren ab. Das mache sich auch an dem sinkenden Milchkuhbestand bemerkbar, erklärte Wohlfarth. In der EU sinkt der Bestand seit 2016, in Deutschland seit 2015. Sie versuchte trotz der aktuell herausfordernden Situation einen positiven Ausblick zu geben: „Milch ist und bleibt knapp und damit steigen auch die Milchpreise weiter. Für das dritte Quartal rechne ich mit Auszahlungspreisen oberhalb von 50 Cent.“

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