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topplus Tiergesundheit

Mit diesen Methoden sind Landwirte bei der Klauenpflege erfolgreich

Eine regelmäßige Klauenpflege ist wichtig, damit die Herde gesund bleibt. Den einen, richtigen Weg gibt es dabei nicht. Wir haben zwei Milchkuhbetriebe besucht, die unterschiedliche Konzepte haben.

Lesezeit: 8 Minuten

Eine Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover aus dem Jahr 2020 hat gezeigt, dass auf 765 Milchkuhbetrieben 20-40 % der Kühe lahm gehen. Gesunde Klauen sind aber notwendig für mobile Kühe, die gerne zum Futtertisch, zur Tränke und zum Melken laufen. Die Voraussetzung für eine gute Herdengesundheit ist eine regelmäßige Klauenpflege. Den einen, richtigen Weg gibt es dabei nicht. Wichtig ist, eine eigene, gut im Betriebsalltag umsetzbare Routine zu finden. Zwei unterschiedlich große Betriebe stellen ihr Klauenpflegemanagement vor.

Schnell gelesen

Selber machen oder machen lassen? Bei der Klauenpflege gibt es nicht die eine richtige Strategie.

Zwei Betriebsleiter zeigen, wie sie die Klauenpflege auf ihren Höfen managen und aus welchen Fehlern sie gelernt ­haben.

Tim Löhers ist gerade fertig mit seiner Ausbildung und will sich dem Thema nun verstärkt widmen. Dafür arbeitet er an neuen Routinen.

Frank Cordes hat gemeinsam mit seinem Team ein ausgeklügeltes Klauenpflegesystem erarbeitet. Täglich steht Klauenpflege auf dem Arbeitsplan.

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REPORTAGE

Klauenpflege in Mitarbeiterhand

Alle zwei Wochen ein Klauenbad für alle 770 Kühe und jeden Tag Klauenpflege im vollhydraulischen Klauenstand: Auf dem Milchhof Reeßum gibt es feste Routinen, an die sich alle halten.

Auf dem Milchhof Reeßum im gleichnamigen Ort in Niedersachsen gehört die Klauenpflege zur täglichen Routine. Das war allerdings nicht immer so, erklärt Betriebsleiter Frank Cordes, der den Hof im Jahr 1995 mit 24 Kühen von seinem Vater übernommen hat und heute 770 Milchkühe mit einer Herdenleistung von 13 500 kg Milch/Kuh und Jahr melkt.

Früher Herdenschnitte …

Bis zur Größe von 180 Kühen waren auf dem Betrieb Herdenschnitte Standard, also feste Termine, an denen die Klauen der gesamten Herde geschnitten wurden. „Nach der Erweiterung auf 650 Kühe im Jahr 2013 haben wir mit einem selbstständigen Klauenpfleger zusammengearbeitet, der einmal pro Woche auf den Betrieb kommen sollte“, erklärt der 51-Jährige. Die Zusammenarbeit lief allerdings nicht immer zufriedenstellend: „Es kam häufig etwas dazwischen, sodass keine Kontinuität reinkam“, erinnert sich Frank Cordes. Drei Jahre später stockte er die Herde auf 770 Kühe auf und entschied, die Organisation der Klauenpflege selbst in die Hand zu nehmen.

… heute drei Mal je Laktation

Seitdem kommen die Kühe dreimal pro Laktation routinemäßig in den Klauenstand: Die erste Klauenpflege erfolgt am 21. Tag nach der Kalbung, die zweite variabel zwischen dem 100. und 140. Tag. „Vier Wochen vor dem Trockenstellen schneiden wir die Kühe ein drittes Mal“, erklärt Frank Cordes. Hinzu kommen Problemfälle und Verbandswechsel.

Während für die Klauenpflege früher eine Person zuständig war, ist die Arbeit heute auf mehrere Schultern aufgeteilt, damit jemand übernehmen kann, falls einer ausfällt. Sein Mitarbeiter Przemek Falat ist für die Klauenpflege zuständig, aber auch alle drei Herdenmanager können die Aufgabe übernehmen. „Przemek war zum Lehrgang in Echem und ist beim Tierarzt mitgefahren, um Praxiserfahrungen zu sammeln“, erklärt der Betriebsleiter.

Bis zu fünf Mal in der Woche sind Tierärzte bei ihm auf dem Betrieb und schauen mit auf die Abläufe. „Wir arbeiten mit festen Tages- und Wochenrhythmen. Die Voraussetzung dafür ist, dass sich alle daran halten“, sagt Frank Cordes. Montags und freitags stehen Verbandswechsel auf dem Plan, akut lahme Tiere werden am selben Tag behandelt, an dem sie gesehen werden – auch am Wochenende. Amputationen nimmt der Tierarzt vor. Alle zwei Wochen laufen alle 770 Kühe durch ein Klauenbad zur Mortellaro-Vorbeuge. Als Managementsystem nutzt der Betrieb HerdePlus. Darin werden auch die Klauenpflegemaßnahmen erfasst.

Daten digital und analog

Seit einigen Jahren arbeiten die Herdenmanager auf dem Betrieb allerdings zusätzlich klassisch wieder mit Papier: „Einmal ist uns ein Tier durchgerutscht, sodass der Verband drangeblieben und eingeschnitten ist“, erinnert sich Frank Cordes. Das soll nicht nochmal vorkommen. Analoge Ausdrucke dienen als doppelter Boden, damit kein Verbandswechsel übersehen werden kann.

Der Klauenstand auf dem Milchhof Reeßum ist vollhydraulisch ausgestattet und steht an einem festen Platz, der direkt an den Selektionsbereich des Betriebes angrenzt. „Pro Kuh brauchen wir etwa 10 Minuten inkl. Vorbereitungen“, erklärt Herdenmanager Jan Intemann. Eine deutliche Arbeitserleichterung war das Einziehen einer Wand zwischen Klauenstand und Wartebereich. „Vorher mussten wir die Kühe zu zweit in den Stand schieben“, erinnert sich der gelernte Landwirt. Jetzt laufen sie links um die Wand und von alleine direkt in den Stand. Das spart Zeit und ist stressarmer für Mensch und Tier.

Frank Cordes ist stolz auf sein Team aus insgesamt 25 Personen. „Obwohl mir meine Berater damals dazu geraten haben, Personalkosten zu sparen, habe ich immer auf gute Leute gesetzt“, erklärt er seine Philosophie. „Ich wollte, dass es den Tieren gut geht, die Milch kommt dann von ganz alleine.“

REPORTAGE

Mehr Milch mit Klauenpflege

Tim Löhers ist fertig mit der Meisterschule und arbeitet jetzt in der GbR seines Vaters. Sein Ziel ist, die Leistung zu steigern. Dazu soll auch eine strukturiertere Klauenpflege beitragen.

Die Klauenpflege hat sich Tim Löhers auf die Fahne geschrieben. Der 22-Jährige aus Geseke (NRW) hat diesen Sommer die zweijährige Fachschule beendet und arbeitet seit zwei Monaten Vollzeit als staatlich geprüfter Agrarbetriebswirt in der Löhers-Löseke GbR. Seit 24 Jahren sind sein Vater Peter Löhers und Christoph Löseke GbR-Partner. Sie halten rund 200 melkende Kühe, 150 Färsen zur Nachzucht und mästen 170 Bullen.

„Unsere Milchleistung liegt aktuell bei 9 500 kg Milch“, erklärt Tim Löhers und fügt hinzu: „Das ist ausbaufähig.“ Genau das ist eins seiner Ziele, die er sich für die Mitarbeit im Betrieb gesteckt hat. Um das zu erreichen, spielt für ihn auch die Klauengesundheit eine große Rolle. Im vergangenen Sommer holte er sich deshalb Hilfe.

Unterstützung geholt

Seit Juni 2022 übernimmt Tierarzt Dr. Christoph Meis zweimal jährlich die Klauenplege der gesamten Herde. „Davor haben wir hier auf dem Betrieb alle Kühe selbst geschnitten. Irgendwann kamen wir aber nicht mehr hinterher“, erklärt Tim Löhers und erinnert sich an viele lahme Tiere. Das bestätigte sich bei dem ersten Schnitt des Tierarztes: „Er musste etwa 40 Klötze kleben, bei der letzten Routine-Klauenpflege waren es nur noch 15“, zieht der Junglandwirt eine erste positive Bilanz. Rund 4,5 Tage hat Dr. Christoph Meis bei seinem ersten Schnitt gebraucht. Der dritte Schnitt kürzlich dauerte nur noch 2,5 Tage.

Die Trockensteher schneidet der Junglandwirt selbst, um sie nicht von der Weide holen zu müssen, wenn der Herdenschnitt ansteht. Auch die Nachsorge, also bspw. das Verbände abnehmen und die Kontrolle der Wunden übernimmt Tim Löhers selbst. Genauso wie die Behandlung von Akutfällen. Das Fachwissen dazu hat er sich beim Grundlehrgang Klauenpflege beim Landwirtschaftlichen Bildungszentrum in Echem von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen angeeignet. „Klauen sind sehr sensibel. Die Fortbildung hat mir Sicherheit gegeben“, resümiert er.

Kein fester Rhythmus

Einen festen Rhythmus für die Klauenpflege hat er für sich noch nicht definiert. Lahme Kühe schreibt sich der Hofnachfolger auf, wenn er sie im Stall oder auf der Weide sieht. „Wenn ich Zeit habe, nehme ich sie mir vor“, erklärt er und gibt zu, dass die Pflege der Klauen während der Ernte etwas zu kurz gekommen ist. Mit Folgen: „Der Behandlungserfolg schwindet, wenn man die Verbände zu spät abnimmt“, weiß der Junglandwirt und ergänzt: „Am Ende ist das verschenktes Geld.“

Er ist froh, dass der Klauenstand seinen festen Platz in der Nähe des Melkstands hat, für die Kühe gut zugänglich ist und er ihn nicht jedes Mal auf- und wieder abbauen muss. Die Hinterbeine lassen sich hydraulisch hochheben, die Vorderbeine muss er hochkurbeln. „Ich bin mit dem Stand sehr zufrieden, auch wenn er schon alt ist“, sagt Tim Löhers.

Was er jetzt neu anschaffen möchte, ist eine Wanne für routinemäßige Klauenbäder. Denn der Betrieb hat häufig Probleme mit Mortellaro: „Unsere Färsen stehen bei dem GbR-Partner meines Vaters auf Tretmist. Dort können die Klauen nicht abtrocknen“, beschreibt der Milchviehhalter das Problem. Aber auch im Sommer, wenn die Kühe auf der Weide sind, ist die sogenannte Erdbeerkrankheit nicht verschwunden: „Dann gibt es andere Ursachen dafür, wie Hitzestress“, so Tim Löhers. Genau wie der Klauenstand soll das Klauenbad einen festen Platz bekommen, sodass der Aufwand für die Durchführung gering ist. „Sonst macht man es am Ende eh nicht“, ist Tim Löhers sicher und freut sich über erste Erfolge: „Es ist richtig schön, wenn ich sehe, dass die Kühe besser laufen, nachdem ich sie geschnitten habe.“

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