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Mortellaro "wegsprühen"

Praxisversuch: Wie bekämpft man Mortellaro mit Klauenpflegemaßnahmen?

Mit konsequenter Behandlung und Vorbeugung können Milchkuhhalter die Mortellarosche Krankheit in den Griff bekommen. Ein Praxisversuch zeigt, wie ein Klauenpflegemittel dabei helfen kann.

Lesezeit: 5 Minuten

Offen, rot und schmerzhaft: Innerhalb weniger Wochen entstehen an den Klauen Läsionen von wenigen Millimeter bis hin zu Geschwüren in Münz- bis Kinderfaustgröße. Die Mortellarosche Krankheit (siehe Kasten) mit ihren oft warzen- oder beerenartigen Wucherungen ist den meisten Kuhbetrieben leider bekannt.

Einjähiger Versuch

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Ein Praxisversuch sollte zeigen, ob es einen Unterschied macht, ob Landwirte die Klauen im Melkstand zweimal wöchentlich waschen oder zusätzlich mit einem Klauenpflegemittel einsprühen. Dazu wählte ein Team aus Tierärzten ein handelsübliches Produkt aus, das hautpflegend wirken soll, einen Schutzfilm auf der Haut ausbilde und zudem auf die Haut treffendes Ammoniak binde. Der Versuch fand auf zwei Betrieben mit bestehenden Klauenproblemen statt.

Betrieb A startete mit 60 Fleckviehkühen zzgl. Nachzucht in Bayern und Betrieb B mit 70 Holsteinkühen in Niedersachsen. Die Tierärzte bonitierten alle Kühe zzgl. der Trockensteher und Rinder (bis drei Monate vor Geburtstermin) während der Klauenpflege. Auf dem Betrieb A hatten von 68 Tieren 17,6 % der Klauen offene, akute Schäden durch Mortellaro. Bei Betrieb B waren bei 71 Tieren 33,1 % der Klauen betroffen. Hinzu kamen zahlreiche chronische Läsionen (Betrieb A: 25,7 %, Betrieb B: 19 %). Alle Schäden wurden so lange behandelt bzw. nachbehandelt, bis keine akuten oder wuchernden, chronischen Läsionen mehr zu sehen waren. Geringgradig hyperkeratotische Stadien akzeptierten die Fachleute zu Versuchsbeginn.

Die Betriebe sprühten ab diesem Zeitpunkt eine Hinterklaue zweimal wöchentlich in je einer Melkzeit mit dem Klauenpflegeprodukt ein. Die melkende Person reinigte dazu beide Hinterklauen mit der Euterbrause und sprühte nach dem Melken ausschließlich die rechte Hinterklaue im Fessel- und Zwischenklauenbereich ein. Dabei nutzten sie einen leistungsstarken Akku-Drucksprüher mit nachgerüs­teter Edelstahllanze. Pro Gruppendurchgang dauerte das zwei bis drei Minuten extra, wenn zwei Personen im Melkstand standen.

Einmal pro Monat untersuchten Tierärzte alle Gliedmaßen im Melkstand bzw. am Fressgitter und do­kumentierten die Ergebnisse. Während der routinemäßigen Klauenpflege wurde ebenfalls dokumentiert. Hier waren erwartungsgemäß noch detailliertere Erhebungen möglich.

Weniger Reinfektionen

In beiden Betrieben sank die Anzahl der akuten, offenen Läsionen allein durch die konsequente Behandlung zu Versuchsbeginn.

Nach sechs Wochen zeigten sich die ersten Ergebnisse: An den linken Füßen (ohne Pflegemittel) hatten drei (Betrieb A) bzw. acht (Betrieb B) Kühe kleine offene Läsionen. Die besprühten rechten Füße zeigten keinen (Betrieb A) bzw. einen (Betrieb B) Rückfall. Diese Rückfälle sind ein typischer Krankheitsverlauf nach sechs bis zwölf Wochen, der sich dem Versuch nach durch die Klauenbehandlung und regelmäßige Sprühpflege unterbrechen lässt. Im weiteren Verlauf blieben die besprühten Füße hinsichtlich offener Läsionen auf einem niedrigen Niveau. Die Tierärzte fanden auch immer weniger chronisch verbleibende leichte Hyperkeratosen. Die Kontrollfüße der gleichen Kühe zeigten dagegen deutliche Läsionen, die immer wieder bei den Klauen­pflegemaßnahmen behandelt werden mussten.

Mortellarosche Krankheit – kompakt

Wichtig ist: Nur die Kombination aus Klauenpflege, Nachkontrolle, regelmäßiger Anwendung eines Klauenpflegeproduktes und Stallhygiene zeigt den größten Erfolg. Eine Dokumentation von Ist- und Sollzustand kann dabei helfen, Ziele zu verfolgen und Erfolge sichtbar zu machen.



Hauptverantwortlich für die sogenannte Digitale Dermatitis (DD) sind bewegliche, fadenförmige Bakterien, die sogenannten Treponemen. Diese Bakterien werden unter anderem von Kuh zu Kuh übertragen und überleben auf güllefeuchten Laufflächen einige Zeit. Sie können in die Haut der Klauen eindringen, wenn die Hautbarriere geschwächt ist, ­beispielsweise durch Ammoniakbelastung, Verletzungen und Stoffwechselprobleme. Dort vermehren sie sich. Bei guter Immun­abwehr bilden die Erreger in der Haut eine ruhende Zyste, die Haut bleibt dabei unverändert. Sind die Trepo­nemen allerdings in der Lage, sich unbehelligt zu ­vermehren, kommt es zu schweren Hautveränderungen, die Struktur der Hautschichten geht verloren, es bricht eine geschwürige Läsion aus.

In der Studie fiel ebenso deutlich der positive Effekt von Weidegang auf. Betrieb A schickte seine Kühe von Juni bis September raus. In diesem Zeitraum gab es keine offenen Stellen an den Klauen, sodass der Betrieb das Waschen und Besprühen auf einmal wöchentlich reduzierte. Sobald die Weidesaison vorbei war, verschlechterten sich die Zustände der Klauen wieder.



Die akute Form (M2-Stadium) ist ­offen und rot und befindet sich im hinteren Fessel-/Ballenbereich. Bei zu später Behandlung oder fehlender Nachbehandlung wird die Krankheit chronisch (M4-Stadium). Die Haut verdickt sich mit Hornhautschichten (Hyperkeratose) und es kommt zu Wucherungen mit fadenförmigen oder warzigen ­Keratinschichten. ­Daraus kann wieder eine akute ­Läsion (M4.1-Stadium) entstehen. Die Tiere zeigen je nach Schweregrad deutliche Lahmheiten.



- Biosicherheit: Wer noch keine DD im Bestand hat, kann sich durch keinen Tierzukauf, Schutzkleidung usw. schützen.

- Hygienische Laufflächen: Jede Verbesserung der Hygiene führt zu weniger Belastungen der Haut. Z. B. Flächen möglichst häufig ­abschieben, Trockenheit schaffen, Kot-Harn-Trennung.

- Kuhkomfort: Jeglicher Kuhkomfort dient der Klauengesundheit. Liege­boxen, Fütterung, Stallklima usw. müssen optimal sein.

- Konsequente Therapie mit Nachbehandlung(en): Regelmäßige Klauenpflege mit intensiver Nachbehandlung bis zur Heilung. Verbände immer nach drei bis fünf Tagen wechseln.

- Hautpflege: Regelmäßige Klauenbäder oder ­Spühanwendungen ­senken den Keimdruck und unterstützen die Haut.

Unsere Autorin: Dr. Andrea Fiedler, Praxisgemeinschaft für ­Klauengesundheit, München

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