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topplus Bioland-Stichproben

Auch niedrigere Milchleistung kann sich rechnen

Bioland hat in einer Stichprobe Betriebe mit unterschiedlich intensivem Kraftfuttereinsatz verglichen. Das Ergebnis: Ob Biolandwirte sich eine Grenze setzen, ist eher eine ethische Frage.

Lesezeit: 5 Minuten

Unsere Autoren: Dr. Otto Volling und Sören Binder, Bioland e. V.

Bio-Kraftfutter ist knapp und teuer. Angesichts der aktuellen Marktlageüberlegen immer mehr Biomilchviehhalter, welches das passende Kraftfutter-Intensitätsniveau auf ihrem Betrieb ist. Dieser Frage gingen Dr. Otto Volling und Sören Binder vom Biolandverband nach und beriefen sich dabei auf Daten von Experten der Landwirtschaftskammer NRW, des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen (LLH), der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) sowie auf eigene Erhebungen.

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Bei ihrer Stichprobenanalyse untersuchten sie außerdem wie die Betriebe auch unabhängig vom Kraftfuttereinsatz aufgestellt sind und wie sie wirtschaften.

Der Versuchsaufbau

In der Untersuchung werteten sie die Vollkostenrechnungen von 93 Bio-Milchviehbetrieben für das Wirtschaftsjahr 2019/2020 aus. Die Betriebe wurden in zwei Gruppen unterteilt: Eine Gruppe mit 16 Betrieben fütterte weniger als 150 g Energiefutter pro kg ECM (im Folgenden „EF-reduziert“ genannt). Die andere Gruppe mit 77 Betrieben fütterte mehr als 150 g Energiefutter/kg ECM (im Folgenden „andere Betriebe“ genannt).

Als Rau oder Grobfutter gelten Weidefutter, Frischgras, Grassilage, Heu und Ganzpflanzensilage (Mais, Getreide, Gemenge). Als Energiefutter wurden die Kraftfutterkomponenten wie Milchleistungsfutter, Getreide, Leguminosen oder Presskuchen, die Saftfutter wie Trester, Pülpe, Kartoffeln oder Gemüse sowie Gras- und Luzernecobs gewertet.

Kraftfuttermengen sind in Frischmasse und vereinheitlicht in Energiestufe 3 angegeben. Die untersuchten Betriebe stammen aus West-Deutschland. 47 ha Grünland und 67 ha Ackerland bewirtschaftete im Mittel die Gruppe EF-reduziert. Die anderen Betriebe bewirtschafteten mehr Fläche. Die Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter der Gruppe EF reduziert hielten 33 Milchkühe weniger als die Betriebe, die mehr Kraftfutter verfütterten.

Unterschied von 1.500 kg/Kuh

56 % der Gruppe EF-reduziert arbeitete mit Milchrassen (Holstein, Braunvieh, Angler, Kreuzung Milch X Milch). Bei den anderen Betrieben waren es 71 %.

Die EF-reduziert Betriebe setzten 12,4 dt weniger Energiefutter/Kuh und Jahr ein (6,7 dt/Kuh) als die anderen Betriebe (19,1 dt/Kuh). In der Folge gaben die Milchkühe der Gruppe EF reduziert mit einem durchschnittlichen Kraftfutteraufwand von durchschnittlich 114 g Energiefutter/kg ECM 5 845 kg Milch/Kuh und Jahr. Das sind 1.500 kg/Kuh weniger Milch als bei den Betrieben, die kein Kraftfutter reduzieren. Hier lag die durchschnittliche Milchleistung bei 7.349 kg/Kuh und Jahr.

Flächenbedarf und -effizienz

Im Mittel benötigen die Betriebe beider Gruppen die gleiche Fläche zur Erzeugung der eigenen Grobfuttermittel: 0,8 ha Hauptfutterfläche (HFF)/Kuh. Die produzierte Milchmenge/ha HFF ist entsprechend unterschiedlich in den beiden Gruppen. Die Betriebe der Gruppe EF-reduziert melken 7.380 kg ECM/ha HFF, die anderen Betriebe 10.129 kg ECM/ha HFF.

Wird bei der Flächeneffizienz die für die Energiefuttererzeugung benötigte Fläche berücksichtigt, zeigt sich ein anderes Bild: Bei einem angenommenen Energiefutterertrag von 30 dt/ha, benötigte die Gruppe EF-reduziert 0,4 ha Futterfläche weniger als die anderen Betriebe. Bei einem unterstellten Ertrag von 45 dt/ha war 0,3 ha Futterfläche weniger nötig. Die Milchmenge je ha Futterfläche ist in dem Fall in beiden Betriebsgruppen annähernd gleich.

Die rechnerische Grobfutterleistung bei kraftfutterreduzierter Fütterung ist 1.300 kg höher, mit der Annahme, dass aus 1 kg Energiefutter 2 kg ECM gebildet werden. Wird lediglich eine Milchbildung von 1 kg ECM je kg Energiefutter unterstellt, ergibt sich eine tendenziell höhere Grobfutterleistung von 241 kg ECM in der Gruppe, die mehr als 150 g/kg ECM füttern.

Der Anteil an Grünland bzw. Ackerfutter an der landwirtschaftlichen Nutzfläche ist in beiden Betriebsgruppen gleich. Auffällig ist der Unterschied in der Nutzung der zur Verfügung stehenden Hauptfutterfläche: Die EF-reduziert-Betriebe setzen zu 42 % Weide oder Frischgras als Grobfutter ein, die anderen Betriebe lediglich 29 %. Durch eine effiziente Gestaltung der Weidewirtschaft oder der Frischgrasfütterung lässt sich der Kraftfutteraufwand deutlich reduzieren.

Die EF-reduziert-Betriebe benötigen einen 10 % höheren vollkostendeckenden Milchpreis als Betriebe, die mehr Kraftfutter einsetzen. Bei dem Cashflow je kg Milch sind die EF-reduziert-Betriebe im Vorteil. Ein geringer Kraftfuttereinsatz scheint demnach eher für Betriebe mit viel eigener Fläche, wenig Fremdarbeitskräften und wenig Fremdkapital geeignet. Die Gruppen unterscheiden sich nicht im Bezug auf das kalkulatorische Betriebszweigergebnis und den Cashflow je Kuh, bzw. je ha Hauptfutterfläche.

Und betriebswirt­schaftlich?

Um den betriebswirtschaftlichen Effekt der Betriebsgröße möglichst gering zu halten, wurden ausschließlich die Betriebe mit 40 bis 100 Milch­kühen herangezogen. Die Ergebnisse sind in €/Kuh dargestellt, weil Stallplätze und Grobfutterfläche die ­begrenzenden Faktoren sind.

Der Milcherlös in der Gruppe der EF-reduziert-Betriebe ist um 521 €/Kuh geringer als bei den anderen Betrieben. Der niedrigere Erlös wird weitestgehend durch die um 525 €/Kuh geringeren Kosten für die eingesetzten Kraft-, Saft- und Grobfutterkosten kompensiert. Insgesamt entstehen auf den EF-reduziert-Betrieben 582 €/Kuh geringere Direktkosten. Daraus ergibt sich eine um 66 €/Kuh höhere direktkostenfreie Leistung bei den EF-reduziert-Betrieben.

Die Ergebnisse zeigen, dass eine kraftfutterreduzierte Fütterung mit Milchrassen möglich ist. Trotz ge­ringerer Einzeltierleistungen ist die Milchproduktion je ha Futterfläche ähnlich hoch.

Die weiteren Kosten für Arbeit, Technik auf dem Hof, Gebäude sowie Allgemeines dürften sich bei einem unterschiedlich hohen Kraftfuttereinsatz nicht unterscheiden. Bei den ausgewerteten Betrieben ist das aber der Fall: Da die EF-reduziert-Betriebe höhere Kosten für Personal und Mechanisierung/Kuh haben, fiel das mittlere kalkulatorische Betriebszweigergebnis der EF-reduziert-Betriebe um 184 €/Kuh geringer aus.

Eine Reduktion des Kraftfutters und eine damit einhergehende geringere Milchleistung hat für die ausgewerteten Betriebe in Bezug auf die direktkostenfreie Leistung keinen wirtschaftlichen Nachteil. Jedoch schneiden sie ökonomisch tendenziell schlechter ab, wenn auch alle kalkulatorischen Kosten in der Vollkostenrechnung berücksichtigt sind.

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