Zugegeben: Auf den ersten Blick und beim Beschreiben des „BlowFixx“ (Firma Bovitools/Quidee) muss man schon schmunzeln. Doch die Idee scheint so einfach wie effizient: Mit einem Edelstahl-Rohr wird etwas Luft in die Scheide der Kuh geblasen. Reflexartig drückt die Kuh den Rücken nach oben, wie beim Harnlassen. So sollen sich nervöse Tiere beruhigen bzw. immobilisieren lassen, und Anmelken oder Blutproben ziehen stressfrei möglich sein.
In der Praxis getestet
Wir haben das von Astrid Brandl testen lassen. Sie ist Tierärztin und bewirtschaftet mit ihrem Partner Jens Timmering die Timmering-Brandl KG in Badbergen (Niedersachsen). Sie melken dreimal täglich rund 600 Kühe.
BlowFixx besteht aus einem 30 cm geraden oder gewinkelten Edelstahlrohr mit Kugelkopf. Das Rohr ist mit einem 1,20 m langen Schlauch verbunden, in den sich ein austauschbares Mundstück mit Rückschlagventil einstecken lässt. Das Gerät mit geradem Rohr kostet 65,33 € (inkl. MwSt).
Vor dem Einsatz fixiert Brandl die Tiere im Fangfressgitter und reinigt die Scheide. Das Edelstahlrohr führt sie ähnlich einer Besamungspipette zuerst hoch und dann geradeaus ein. „Es reichen ca. 15 cm Tiefe. Der Kugelkopf verhindert Verletzungen oder das versehentliche Eindringen in die Harnröhre am Scheidenboden“, erklärt die Tierärztin. Sie betont aber: „Direkt nach dem Kalben, wenn die Zervix noch geöffnet ist oder Verletzungen im Geburtsweg möglich sind, sollte man den BlowFixx nicht einsetzen!“
Astrid Brandl hat das Gerät über mehrere Wochen bei 28 Tieren angewandt und deren Verhalten protokolliert: beim Melken, beim Schalmtest, für Blutproben oder dem Scheren von Beinen und Euter. „Wir haben die Kühe eingeteilt in extrem unruhig, unruhig und etwas unruhig. Im Schnitt waren alle Tiere eine Stufe ruhiger“, sagt sie.
Der Effekt lässt nach ein bis zwei Minuten wieder nach, wenn die Luft entweicht. Für das Ziehen von Blutproben oder Milchproben, reichte das aus. Beim Melken war es aber weniger hilfreich, berichtet die Betriebsleiterin: „Nervöse Tiere schlagen das Melkzeug später trotzdem ab.“ Der Hersteller verspricht durch den Reflex auch eine Oxytocin-Ausschüttung und besseres Ausmelken. Das konnte die Tierärztin im Test nicht prüfen bzw. bestätigen.
Aber sie hat das Gerät auch bei ihren Pinzgauer-Mutterkühen getestet. „Bei sieben Tieren war das Blutproben-Ziehen so deutlich einfacher. Zwei Tiere waren durch das Einführen sehr verunsichert. Da habe ich den Einsatz abgebrochen.“ Bei Mutterkühen, die weniger an den Kontakt zum Menschen gewöhnt sind, rät die Tierärztin zu Vorsicht beim Einsatz.
Hygiene berücksichtigen
Um Krankheitsübertragungen zu vermeiden ist Hygiene ist bei der Nutzung wichtig, betont Astrid Brandl. Der Hersteller empfiehlt nach jedem Einsatz mit Wasser, milder Seife und einer Rohrbürste zu reinigen und zu desinfizieren.
Fazit von Brandl: „Für kurzfristige Arbeiten eignet sich das BlowFixx gut. Es ist fürs Tier schmerzfrei und für den Menschen stressfrei. Wir würden es weiter nutzen.“