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11. Branchendialog

Fleisch- und Wurstbranche erteilt staatlichem Tierwohllabel eine Absage

Hochkarätige Referenten machten den Branchendialog Fleisch + Wurst zu einem gelungenen Event. Kontrovers diskutiert wurden vor allem die Pläne der Regierung zum Tierwohllabel.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Akteure der Fleischwirtschaft sind stark verunsichert: Das war der klare Tenor des 11. Branchendialogs Fleisch + Wurst, eines Gemeinschaftsprojekts von GS1 Germany, der AMI Agrarmarkt Informations-GmbH und der Lebensmittel Praxis.

Deutlich wurde dies in der abschließenden Podiumsdiskussion „Helfen mehr Labels der Branche aus der Imagekrise?“ Dr. Sandra Erdmann, Leitung Landwirtschaft, Tierschutz, Nachhaltigkeit, Fleischwerke Edeka Nord GmbH, sagte: „Ich beschäftige mich täglich mit dem Thema Label. Wir haben alle auf die staatliche Einführung der Tierhaltungskennzeichnung gewartet. Sie stellt uns vor neue Herausforderungen.“

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Schwierige Beratung

Laut Erdmann wird die Einführung der staatlichen Kennzeichnung Probleme in der Produktion verursachen, insbesondere bei der Abgrenzung. „Für uns ist es sehr schwierig, den Bauern beratend zur Seite zu stehen. Sie haben sich auf die Haltungsform eingestellt und wissen daher nicht, wie sie sich an die staatliche Kennzeichnung anpassen sollen.“

Erdmann berichtete, dass viele Landwirte sie fragten, wohin die Reise gehe. „Ich kann nicht verstehen, dass sich die staatliche Kennzeichnung in keiner Weise an den aktuellen Haltungsformen und der Initiative Tierwohl orientiert. Es hätten viel mehr Synergien genutzt werden müssen.“

Dietrich Pritschau, Vizepräsident des Bauernverbands Schleswig-Holstein, ergänzte: „Brauchen wir noch mehr Label? Nein, aber wir brauchen noch viel mehr in anderen Bereichen wie der Tiergesundheit, dem Tierschutz und der Sicherheit von Lebensmitteln.“

Steffen Reiter (German Meat) betonte, dass die Versorgungssicherheit aus der eigenen Fleisch-Produktion auf dem Spiel stehe. „Wir sehen, was derzeit mit den Beständen passiert und dass viele Landwirte aufgeben. Dies ist eine Folge der Unsicherheit und anderer Faktoren.“ Er betonte, dass er auch kein Verständnis dafür habe, dass das Konzept der Borchert-Kommission von der Regierung in halbherzige Einzellösungen zerstückelt werden solle. „Die Lösungen, die wir als Wirtschaft und Industrie gemeinsam aufgebaut haben, werden ein Stück weit zurückgedrängt.“

Programm entwickelt sich gut

In einem weiteren Vortrag referierte Karl-Heinz Krämer, Vorstandsvorsitzender Block Foods, über das Thema „Premium-Segment: Positionierung & Rohstoffsicherung gestern – heute – morgen“. Im Mittelpunkt seines Vortrages stand die Bereitstellung des Rohstoffes „Fleisch“. Neben Rindfleisch aus Südamerika verarbeitet die Fleischerei Uckermärker Rinder, die von 33 Vertragslandwirten in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg gehalten werden. „Mit solchen regionalen Konzepten wollen wir uns differenzieren“, fasst Krämer das 2014 gestartete Programm zusammen. Es soll laut Krämer weiter ausgebaut werden.

Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung war die Vorstellung der „Ringelswin Tierwohlfleischkette – vom Erzeuger bis zur Ladentheke“. „Viele Verbraucher möchten wissen, ob es den Tieren in der Aufzucht und bei der Haltung gut geht. Für eine bessere Haltung sind viele auch bereit, mehr für Fleisch und Wurstprodukte zu bezahlen“, berichtet Peter Georg Witt, Projektinhaber Ringelswin. Die Initiative biete mit Regionalität, Transparenz, Platz, Wintergarten, Offenstrohstall und Unversehrtheit „beste Voraussetzungen“ für diese Verbraucher.

„Alles kommt aus der Region Schleswig-Holstein, vom Muttertier über Ferkel und Mastschwein, Schlachtung und Zerlegung bis zum fertigen Produkt. So bleiben die Transportwege immer kurz“, erläutert Witt. Im offenen Wintergarten-Strohstall haben die Tiere 100 % mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben zum Austoben und Wühlen, mit Spielmaterial und Massagebürsten zum Scheuern. Die Haltung entspreche demnach den Kriterien des Kennzeichens 4, so Witt.

Eine Tragsäule für das Funktionieren für das Konzept ist für Witt der Aufbau der Lieferkette. „Ohne eine neue, angepasste und integrierte Wertschöpfungskette auf partnerschaftlicher Basis geht nichts. Das Ganze ist mit einem enormen Aufwand verbunden und insgesamt mit einem hohen unternehmerischen Risiko behaftet.“

Ein weiterer Referent war Alexander Liedke, Einkaufsleiter CSR, Lidl. Er stellte das Nachhaltigkeitskonzept des Discounters vor. Er informierte das Publikum unter anderem darüber, dass beim Schwein bis spätestens Ende 2024 mindestens 25 % und bis Ende 2026 mindestens 33 % des Frischfleischsortiments aus den Haltungsformen 3 und 4 stammen werden.

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