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Heiming: „Die Ferkelpreise müssen steigen!“

Seit Mitte Februar ist die VEZG-Notierung kräftig gestiegen, bei den Ferkeln hat die Dynamik zuletzt nachgelassen. Wir sprachen mit Bernhard Heiming, Vorsitzender des Beirats der Ferkelpreisnotierung Nord-West.

Lesezeit: 4 Minuten

Über die Entwicklung der aktuellen Ferkel-Notierungen sprachen wir mit Landwirt Bernhard Heiming, dem Vorsitzenden des Beirats der Ferkelpreisnotierung Nord-West. Heiming bewirtschaftet einen Betrieb mit 1.400 Sauen inkl. Ferkelaufzucht in Dorsten-Lembeck.

Seit Mitte Februar ist die VEZG-Schlachtschweinenotierungum 72 Cent auf 1,92 €/kg SG angestiegen. Bei den Ferkelpreisenhat die Dynamik nach zwei rasanten Preissprüngen jedoch deutlich nachgelassen. Die Notierungen sind nicht so gestiegen, wie es die Ferkelerzeuger erwartet hätten. Woran liegt es, dass die Ferkelpreise hinterher hecheln?

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Heiming: Von „hinterher hecheln“ würde ich nicht sprechen. Dass die Ferkelpreise den Mastschweinepreisen „hinterher gehen“, ist hingegen normal. Wenn die Schlachtschweinepreise steigen, steigen auch die Ferkelpreise. Angebot und Nachfrage bestimmen nun mal den Preis. Aus Gesprächen mit Experten weiß ich, dass bei den Ferkelpreisen gerade wirklich nicht mehr drinsitzt. Hinzu kommt, dass viele Mäster aktuell nicht aufstallen. Das eigene Getreide haben sie bereits verfüttert. Und bei den aktuellen Ferkel- und Futterpreisen müssten Mäster Preise von mindestens 2,40 € kg/SG erzielen, wenn sie jetzt teures Futter zukaufen müssen.

Einige Ferkelerzeuger sagen, dass sie keine Lobby haben und das Marktrisiko der Mäster tragen. Sehen Sie das auch so?

Heiming: Nein, ich kann nicht sagen, dass wir Ferkelerzeuger keine Lobby haben. Bei Ausschusssitzungen zählt mein Wort genauso wie das eines Mästers. Aber ich wünsche mir, dass sich mehr Ferkelerzeuger ehrenamtlich engagieren und unsere Standpunkte deutlich machen. Eine Stunde pro Woche muss man bereits sein, in ein Ehrenamt zu investieren. Ich halte das für wichtig und ermutige auch meine Kinder als nächste Generation, sich zu engagieren.

Was erwarten Sie von Ihren Marktpartnern?

Heiming: Wir Schweinehalter haben in den letzten zwei Jahren keinen fairen Umgang mit den Marktpartnern erlebt. Die nachgelagerten Stufen haben in der Regel immer ihre Marge gemacht. Von allen Beteiligten in der Wertschöpfungskette erwarte ich jedoch ein anständiges und wertschätzendes Miteinander! Wenn das längerfristig nicht mehr der Fall ist, werden sich immer mehr Ferkelerzeuger verabschieden und aussteigen.

"Wir Schweinehalter haben in den letzten zwei Jahren keinen fairen Umgang mit den Marktpartnern erlebt" - Heiming

Das es auch anders geht, zeigt unser Betrieb. Wir verkaufen unsere Ferkel in festen Direktbeziehungen an insgesamt zwölf Mäster und gehen solidarisch miteinander um. Die Ferkelpreise von 18 € waren natürlich eine einzige Katastrophe. Durch unsere festen Lieferbeziehungen haben die Mäster aber immer pünktlich die Ferkel abgenommen.

Könnte eine vom Schlachtschweinepreis abgeleitete Ferkelnotierung oder ein Mehrwochenpreis die Lösung sein?

Heiming: So ein Vorschlag wäre für mich keine Lösung. Am Ende des Jahres ist der Preis der gleiche – ob man einen Mehrwochenpreis hat oder nicht. Und auch von einer Preiskopplung halte ich nichts. Ich kann verstehen, dass manche Schweinehalter dies abgefedert haben wollen. Mir ist ein strammer Markt jedoch lieber.

Die VEZG-Notierung ist für uns Schweinehalter in Deutschland extrem wichtig und wir sollten sie weiter unterstützen. Wenn wir diese Notierung noch aufteilen würden, dann haben wir gar keine Chance mehr. Denn die Zahl der Ferkelerzeuger und Schweinehalter insgesamt in Deutschland nimmt immer weiter ab.

Marktteilnehmer rechnen in den nächsten Monaten mit rückläufigen Ferkelzahlen im In- und Ausland. Wirkt sich ein knappes Ferkelangebot am Ende doch preistreibend aus, was glauben Sie?

Heiming: Das liegt an der Abnehmerseite. Im vergangenen Jahr ist der Schweinefleischverbrauch schneller zurück gegangen als die Abstockung der Bestände. Das war mitunter auch ein Grund für die katastrophale Situation der Schweinehalter. Hinzu kommt, dass die Schweinehaltung und der Schweinefleischverzehr immer wieder öffentlich diffamiert werden.

"Die VEZG-Notierung ist für uns Schweinehalter in Deutschland extrem wichtig und wir sollten sie weiter unterstützen" - Heiming

Ich stelle mir oft die Frage, ob überhaupt noch jemand Schweinehaltung in Deutschland will? Wie sich die Lage weiter entwickeln wird, ist schwer einzuschätzen. Fest steht aber: die Ferkelpreise müssen steigen und mindestens auf dem aktuellen Niveau bleiben.

Könnte sich die Einführung von 5xD auf die Ferkelpreise auswirken?

Heiming: Ja, 5xD ist für uns Schweinehalter enorm wichtig! Frankreich geht da mit einer nationalen Herkunftskennzeichnung für Fleisch deutlich und mit gutem Beispiel voran. Die Franzosen achten sehr darauf, dass die Produkte mit einer französischen Flagge gekennzeichnet sind. Eine Kennzeichnung mit einer Deutschlandflagge würde ich mir auch für unsere Fleisch- und Milchprodukte wünschen.

Das große Problem ist aber, dass 5xD nach aktuellem Stand kaum Zusatzerlöse bringt! Die Händler und Abnehmer gehen bei deutscher Geburt der Tiere von nur maximal 2 € pro Ferkel aus.

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