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DLG-Wintertagung

Junge Schweinehalter raten: Mut zu neuen Wegen!

Im Impulsforum der Jungen DLG berichteten am vergangenen Mittwoch drei Hofnachfolger, welche Perspektive sie für die Schweinehaltung in ihrem Betrieb entwickelt haben.

Lesezeit: 6 Minuten

Die Stimmung unter den Schweinehaltern ist derzeit ernüchternd: Schlechte Preise, hohe Produktionskosten. Der Umbau der Tierhaltung stockt und global scheint Tierwohl kein Trend zu sein. Mit diesen Hiobsbotschaften begrüßte Moderator Jan Große-Kleimann die Zuschauer beim Impulsforum der Jungen DLG im Rahmen der DLG-Wintertagung am vergangenen Mittwoch (23.2). Vor allem für die junge Generation der Schweinehalter stelle sich daher die Frage, wie es auf den Höfen weitergehen kann. Eine Junglandwirtin und zwei Junglandwirte berichteten den Besuchern in Münster und im Online-Stream von Ihren Erfahrungen.

Eigene Metzgerei aufgebaut

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Als erste Rednerin stellte Stefanie Renz aus Ehingen im Alb-Donau-Kreis (Baden-Württemberg) die Vermarktung ihrer „Sattelsau“ vor. Die 24-Jährige hält zusammen mit ihrer Familie 70 Muttersauen der vom Aussterben bedrohten Rasse Deutsches Sattelschwein im geschlossenen System. 2020 baute die Familie auf ihrem „Schirmerhof“ drei PigPort Ställe mit Außenklima und Stroheinstreu für die Aufzuchtferkel und Mastschweine. „In solchen Ställen darf man den hohen Arbeitsaufwand nicht unterschätzen. Wir liegen momentan bei 3 Arbeitskraftstunden (AKh) pro Mastplatz und Jahr“, gab Stefanie Renz zu Bedenken. Daher stand für die Familie fest, dass sie das Fleisch entsprechend hochpreisig vermarkten müssen.

„Im vergangenen Jahr hatten wir die Chance, zwei Metzgereifilialen in der Region mit samt dem Personal zu übernehmen“, erzählte Stefanie Renz. Hier verarbeitet und verkauft die Familie die Schweine nun selbst. Zunächst war das Ziel zwölf Schweine pro Woche zu vermarkten. „Die Nachfrage überstieg jedoch schnell unser Angebot. Momentan schlachten wir bereits 24 Schweine in der Woche“, freute sich Renz. Bis auf die Knochen und einen Teil des Specks, könne sie alle Teilstücke des Schweins verwerten und absetzen.

Hohe Kaufkraft in der Region

Dabei sei Renz bewusst, dass der Betriebsstandort durch die Nähe zur Stadt Ulm mit einer hohen Ansiedlung von Industrieunternehmen zu einer Wohlstandsregion gehört. „Die Verbraucher hier haben Kaufkraft und sind bereit mehr Geld für Tierwohlfleisch zu bezahlen. Das ist Grundvoraussetzung, damit unsere Direktvermarktung funktioniert“, erklärte die junge Landwirtin. Ihrer Erfahrung nach schätzen die Kunden, neben der besonderen Fleischqualität der Sattelschweine, die regionale Herkunft des Fleisch und die Transparenz über die Haltungsbedingungen. Für Renz sei es deshalb selbstverständlich, interessierten Kunden Stallführungen auf ihrem Hof anzubieten.

Sollte die Nachfrage nach Tierwohlfleisch weiter steigen, sind wir unseren Mitbewerbern vielleicht einen Schritt voraus.“ - Stefanie Renz

Eine eigene Vermarktungsschiene lasse sich nicht von heute auf morgen aus dem Boden stampfen. Ohne die Vorarbeit ihrer Eltern wäre Renz nach dem Studium wohl nicht zuhause eingestiegen. „Ich bin froh, dass meine Eltern den Betrieb so aufgestellt haben. Sollte die Nachfrage nach Tierwohlfleisch weiter steigen, sind wir unseren Mitbewerbern vielleicht einen Schritt voraus“, blickte die junge Hofnachfolgerin optimistisch in die Zukunft.

Sauenbestand im Münsterland mehr als verdoppelt

Einen anderen Weg für die Zukunft stellte anschließend Ferkelerzeuger Sebastian Ermann aus Senden im Kreis Coesfeld (Nordrhein-Westfalen) vor. Er entschied sich 2020 dazu, seinen Sauenbestand von 750 auf 1600 Sauen aufzustocken. Dazu baute er einen neuen Abferkelstall sowie einen neuen Warte-/ und Deckstall. Die alten Sauenställe baute er zu weiteren Warteplätzen um.

„Mit diesem Wachstumsschritt wollten wir das Tierwohl für unsere Sauen verbessern und gleichzeitig kostengünstig bauen“, erklärte der 31-Jährige, der den Betrieb 2020 von seinen Eltern übernommen hat. Um das zu erreichen, entschied er sich bei den Neubauten z.B. für eine Konstruktion mit „Dach-gleich-Decke“ und baute im Wartebereich eine Bodenfütterung ein. Im Abferkelbereich installierte er Bewegungsbuchten „ohne viel Schnickschnack“.

Ermann: Gute Absatzchancen für deutsche Ferkel

Ebenso wollte er die Arbeitsqualität für seine Mitarbeiter im Stall erhöhen. „Die Ställe sind durch Lichtbänder in der Decke und an den Seitenwänden sehr hell. Durch eine Unterflurkühlung herrscht im Stall außerdem eine angenehme Luft“, beschrieb Ermann. Das „Mitarbeiterwohl“ spiele für den jungen Unternehmer allgemein eine große Rolle. „Ich möchte meine Mitarbeiter motivieren und lange im Betrieb halten. Deshalb ist es wichtig, gelegentlich auch abseits der Arbeit schöne Stunden im Team zu verbringen“, beschrieb Ermann seine Philosophie. Demnächst steht seinen Angestellten dazu neben Aufenthaltsräumen auch ein eigener Gartenbereich zur Verfügung.

Ich möchte meine Mitarbeiter motivieren und lange im Betrieb halten." - Sebastian Ermann

„Durch die Bestandserweiterung kann ich heute etwa 8.000 Mastplätze mehr bedienen. Anfragen hatte ich aber sogar für knapp 25.000“, erklärte der Schweinehalter die Resonanz auf seinen Wachstumsschritt. Ermann erwarte, dass die Nachfrage nach großen Partien von deutschen Ferkeln zukünftig noch stärker steigen werde. Seinen Betrieb sehe er deshalb für die Zukunft gut aufgestellt.

Hofladen im alten Deckzentrum auf dem Travenhof

Einen anderen Weg für die Schweinehaltung schlug Lars Wichmann aus Reinfeld im Kreis Stormarn (Schleswig-Holstein) ein. Bis Ende 2020 produzierte er auf seinem „Travenhof“ im geschlossenen System mit 150 Sauen und ca. 1.400 Mastplätzen. Obwohl die Vermarktung des Fleisches über ein Markenfleischprogramm gut lief, entschied er sich für den Ausstieg aus der Sauenhaltung. „Unsere Ställe waren renovierungsbedürftig. Außerdem hatten wir in puncto Arbeitsbelastung eine Grenze erreicht“, beschreibt er die damalige Situation. Stattdessen setzt er nun ausschließlich auf die Mast, die er durch die Pacht eines zusätzlichen Stalls 2021 auf 2.800 Mastplätze erweiterte. Die Ferkel bekommt er von einem festen Kooperationsbetrieb.

Neben Schweinen hält Wichmann auf seinem Betrieb 2.700 Legehennen in insgesamt sieben Mobilställen. Seine „Traveneier“ vermarktet er zu 100 % selbst. Dazu installierte er zunächst einen Verkaufsautomaten auf dem Hof. Als die Sauen aus den Altgebäuden auszogen, kam ihm schließlich die Idee, im ehemaligen Deckzentrum einen Hofladen zu bauen. Anfang 2021 fiel der Startschuss für den Umbau, im November konnte er den Hofladen eröffnen.

Die Kunden müssen bei uns ihren Wocheneinkauf erledigen können." - Lars Wichmann

Eigene Schweine nicht Teil der Direktvermarktung

Wichmann bietet seinen Kunden dort neben den Produkten aus den hofeigenen Eiern und Getreide ein Vollsortiment an Waren an. Alle Produkte kommen möglichst nah aus der Region. „Die Kunden müssen bei uns ihren Wocheneinkauf erledigen können. Ansonsten lohnt sich für viele die Anfahrt nicht“, beschrieb Lars Wichmann die Beweggründe. Sein eigenes Schweinefleisch bietet er hingegen nicht im Hofladen an. „Es gibt in der Nähe bereits einen gut etablierten Direktvermarkter von Strohschweinen. Deshalb vermarkten wir unsere Schweine weiterhin über ein regionales Markenfleischprogramm“, erklärte Wichmann.

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