Immer häufiger treten Circoprobleme in landwirtschaftlichen Betrieben trotz PCV 2-Impfung auf. Künstliche Intelligenz soll dazu beitragen, dieses Problem zu lösen. Wir haben mit Prof. Heiko Nathues von der Schweineklinik Bern über das neue Diagnostikverfahren gesprochen.
Können Sie bestätigen, dass es inzwischen trotz PCV 2-Impfung wieder häufiger zu Circoproblemen kommt?
Nathues: Ja, in der Schweiz, wo die PCV 2-Impfdichte ähnlich hoch ist wie in Deutschland, beobachten wir seit etwa drei Jahren erneut ein vermehrtes Auftreten des klassischen Kümmersyndroms (PMWS). Selbst in Betrieben, die gegen PCV 2 impfen, sehen wir von Neuem vermehrt kümmernde, blasse Ferkel mit Atemwegsproblemen und PCV 2-assoziierten Darmerkrankungen.
Bieten die gängigen Circoimpfstoffe keinen ausreichenden Schutz mehr – zumindest wenn PCV 2d im Spiel ist?
Nathues: Zunächst muss man klären, ob die Landwirte ihr Impfregime geändert haben. Ist dies nicht der Fall, werden keine Impffehler gemacht und lassen sich andere Erreger als mögliche Ursache ausschließen, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass sich der Erreger so stark verändert hat, dass die gängigen PCV 2-Impfstoffe keinen ausreichenden Schutz mehr bieten.
Ob dies bei PCV 2d der Fall ist, werden wir in nächster Zeit prüfen, indem wir in solchen Fällen den Erreger per Sequenzierung genau bestimmen.
Wie begründet der Hersteller, dass der neue Impfstoff bei PCV 2d-Infektionen besser schützen soll?
Nathues: Der neue Impfstoff beinhaltet zwei Genotypen, PCV 2a und 2b. Alle bisherigen Impfstoffe dagegen nur 2a. Da PCV 2b enger mit 2d verwandt ist als 2a, soll das Vakzin einen besseren Kreuzschutz bieten. Er sei zwar auch nicht hundertprozentig, aber zumindest besser.
Lässt sich das wissenschaftlich belegen?
Nathues: Der Hersteller nutzt dazu ein neues Diagnostikverfahren. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) werden die von den T-Zellen des Immunsystems erkannten Oberflächenstrukturen von PCV 2-Feld- und Impfstämmen verglichen. Je ähnlicher sie sind, desto wirksamer ist der Impfstoff.
Zum Verständnis: Die T-Zellen sind maßgeblich für die Ausbildung der zellulären Immunität verantwortlich. Und die ist neben der humoralen Immunität (durch Antikörper) wichtig für die Abwehr von Infektionskrankheiten.
Laut einer aktuellen Studie weist der neue Circoimpfstoff von Zoetis eine breitere Abdeckung gegenüber PCV 2-Feldisolaten auf als Impfstoffe, die ausschließlich auf PCV 2a basieren.
Gibt es bereits Erfahrungen mit dem neuen Diagnostikverfahren?
Nathues: Dass das neue Diagnostikverfahren funktioniert, haben amerikanische Wissenschaftler bereits bei der Entwicklung sehr wirksamer Influenzaimpfstoffe bewiesen.
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Immer häufiger treten Circoprobleme in landwirtschaftlichen Betrieben trotz PCV 2-Impfung auf. Künstliche Intelligenz soll dazu beitragen, dieses Problem zu lösen. Wir haben mit Prof. Heiko Nathues von der Schweineklinik Bern über das neue Diagnostikverfahren gesprochen.
Können Sie bestätigen, dass es inzwischen trotz PCV 2-Impfung wieder häufiger zu Circoproblemen kommt?
Nathues: Ja, in der Schweiz, wo die PCV 2-Impfdichte ähnlich hoch ist wie in Deutschland, beobachten wir seit etwa drei Jahren erneut ein vermehrtes Auftreten des klassischen Kümmersyndroms (PMWS). Selbst in Betrieben, die gegen PCV 2 impfen, sehen wir von Neuem vermehrt kümmernde, blasse Ferkel mit Atemwegsproblemen und PCV 2-assoziierten Darmerkrankungen.
Bieten die gängigen Circoimpfstoffe keinen ausreichenden Schutz mehr – zumindest wenn PCV 2d im Spiel ist?
Nathues: Zunächst muss man klären, ob die Landwirte ihr Impfregime geändert haben. Ist dies nicht der Fall, werden keine Impffehler gemacht und lassen sich andere Erreger als mögliche Ursache ausschließen, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass sich der Erreger so stark verändert hat, dass die gängigen PCV 2-Impfstoffe keinen ausreichenden Schutz mehr bieten.
Ob dies bei PCV 2d der Fall ist, werden wir in nächster Zeit prüfen, indem wir in solchen Fällen den Erreger per Sequenzierung genau bestimmen.
Wie begründet der Hersteller, dass der neue Impfstoff bei PCV 2d-Infektionen besser schützen soll?
Nathues: Der neue Impfstoff beinhaltet zwei Genotypen, PCV 2a und 2b. Alle bisherigen Impfstoffe dagegen nur 2a. Da PCV 2b enger mit 2d verwandt ist als 2a, soll das Vakzin einen besseren Kreuzschutz bieten. Er sei zwar auch nicht hundertprozentig, aber zumindest besser.
Lässt sich das wissenschaftlich belegen?
Nathues: Der Hersteller nutzt dazu ein neues Diagnostikverfahren. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) werden die von den T-Zellen des Immunsystems erkannten Oberflächenstrukturen von PCV 2-Feld- und Impfstämmen verglichen. Je ähnlicher sie sind, desto wirksamer ist der Impfstoff.
Zum Verständnis: Die T-Zellen sind maßgeblich für die Ausbildung der zellulären Immunität verantwortlich. Und die ist neben der humoralen Immunität (durch Antikörper) wichtig für die Abwehr von Infektionskrankheiten.
Laut einer aktuellen Studie weist der neue Circoimpfstoff von Zoetis eine breitere Abdeckung gegenüber PCV 2-Feldisolaten auf als Impfstoffe, die ausschließlich auf PCV 2a basieren.
Gibt es bereits Erfahrungen mit dem neuen Diagnostikverfahren?
Nathues: Dass das neue Diagnostikverfahren funktioniert, haben amerikanische Wissenschaftler bereits bei der Entwicklung sehr wirksamer Influenzaimpfstoffe bewiesen.
