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topplus Eintrag über organisches Beschäftigungsmaterial?

Trotz Impfung: Hartnäckiger Rotlauf in Mastbetrieb

Durch organisches Beschäftigungsmaterial tritt Rotlauf wieder häufiger auf. In einem Mastbestand kam es mehrfach zu Totalverlusten.

Lesezeit: 7 Minuten

Dieser Praxisfall erschien zuerst im Fachmagazin Schweinezucht und Schweinemast (SUS). Die Autoren sind Dr. Birte Wegner und Dr. Henning Arkenberg, Gemeinschaftspraxis Dümmerland.

Eine Kombi-Impfung gegen Porzine Parvovirose (PPV) und Rotlauf ist in fast allen Sauenherden Standard. Neben der Grundimmunisierung der Jungsauen werden die Muttertiere meist im Abferkelstall mit der inaktivierten Vakzine geimpft. Teils hat sich die Bestandsimpfung etabliert. Durch die Kombi-Impfung werden neben den Sauen auch die Ferkel vor Rotlauf geschützt. Die Immunität der Neugeborenen hält etwa bis zur zehnten bzw. zwölften Lebenswoche.

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Der Rotlauf-Erreger wird vor allem über den Kot infizierter Tiere ausgeschieden, in der akuten Phase auch über Harn, Speichel und Nasensekret. In der Umwelt kommt der Erreger vor allem im Boden vor, wo er bis zu sechs Monate überlebt. Nagetiere gelten als Erregerreservoir.

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Rotlauf tritt wieder mehr auf

Durch die Verteilung des Erregers über die Blutbahn (Septikämie) kommt es in der akuten Phase z. B. zur Blauverfärbung der Ohren oder zu Schockzuständen. Häufig verenden Schweine auch ohne ­klinische Auffälligkeiten. Typische An­­zeichen von Rotlauf sind vermehrte Lahmheiten, Fieber und charakteristische, rechteckige und leicht erhabene Hautveränderungen, das Backsteinblattern.

In der chronischen Form kommt es besonders zu Gelenksentzündungen, die meist mit Gewichtsverlust einhergehen. Bei infizierten Sauen können Frucht­barkeitsprobleme mit Aborten, vermehrten Mumien etc. auftreten.

In der Sektion zeigen sich Herz­klappenveränderungen, eitrige Gelenke, Milzvergrößerungen oder geschwollene Nieren mit punktförmigen Blutungen. Der Erreger ist problemlos im Blut oder gut durchbluteten Organen nachweisbar.

Rotlauf ist eine Zoonose. Der bakte­rielle Erreger kann also auf den Menschen übertragen werden. Beim Umgang mit infizierten Tieren ist daher auf eine strenge Hygiene zu achten!

Eintrag durch Schadnager oder Spielmaterial.
Dr. Birte Wegner, Fachtierärztin für Schweine

Durch die Optimierung der Schweinehaltung und ausgewogene Impfkonzepte war das klinische Bild der Rotlaufin­fektionen über viele Jahre kaum vorzufinden. In der letzten Zeit traten jedoch ­wieder vermehrt Fälle auf. Mögliche Gründe sind ein steigender Schadna­gerdruck u. a. durch Resistenzen bei Be­­kämpfungs­mitteln und der vermehrte Einsatz von organischem Beschäftigungsmaterial wie Heu, Stroh oder Wühlerde. Auch könnten neue Rotlauf-Serotypen zu vermehrten Erkrankungen führen.

Probleme im Kombibetrieb

In einem geschlossenen Betrieb mit rund 1 000 Sauen in Niedersachsen verendeten im vergangenen Herbst in einem Maststall mit 2 500 Plätzen plötzlich acht Tiere kurz vor dem Verkauf. Davon stammten sechs Tiere aus einer Bucht. Da die restliche Gruppe keine Auffälligkeiten zeigte, sandten die Hoftierärzte zwei verendete Schweine zur Sektion ins Labor.

Die untersuchten Tiere wiesen hochgradige Mengen an Rotlauferregern im Herzen sowie in der Leber auf. Weitere potenzielle bakterielle und virale Todesursachen ließen sich ausschließen. In die Diagnostik flossen zudem die Schlachtbefunde von drei Liefergruppen ein. So hatte der Schlachthof nach dem Brühen insgesamt zehn Tiere aufgrund von Hautveränderungen verworfen. Damit lag der eindeutige Nachweis vor, dass es in der Mast zu einem akuten Rotlaufausbruch gekommen war.

Als Sofortmaßnahme ließen die Tierärzte die betroffenen Mastgruppen nach einem Resistenztest fünf Tage lang über das Futter antibiotisch mit Amoxicillin behandeln. Außerdem hat der Betrieb den Impfzeitpunkt bei den Sauen angepasst. Die Muttertiere wurden bis dato mit einer inaktivierten Parvo-Rotlauf-Vakzine am zehnten Säugetag geimpft. Diese Maßnahme wurde auf den vierzehnten Tag vor der Geburt vorverlegt. Bei den Ferkeln setzte der Landwirt die Impfung gegen Circo, Mykoplasmen und PRRS sowie die stallspezifische Vakzinierung gegen APP fort.

Dennoch trat kurze Zeit später am ­selben Maststandort in einer Tiergruppe das für Rotlauf typische Backsteinblattern auf. Zusätzlich zeigten Einzeltiere der zwei Wochen zuvor eingestallten Mastferkel blauverfärbte Ohren und starkes Fieber von über 40,5 °C.

Teils verenden Tiere ohne typische Klinik.
Dr. Henning Arkenberg, Tierarzt

Als Gegenmaßnahme verordneten die Tierärzte eine antibiotische Einzelbehandlung bei den betroffenen Tieren. Diese sprach sehr gut an. Um das Fortschreiten der Verluste und des klinischen Bildes zu unterbrechen, entschieden sich die Tierärzte und der Landwirt außerdem dazu, die jüngsten beiden Altersgruppen mit einer Mono-Rotlauf-Vakzine zu impfen. Dies erfolgte zweimal im Abstand von drei Wochen. Auch die beiden darauffolgenden Gruppen wurden bei Einstallung in die Mast grundimmunisiert.

Kolostrum untersucht

Gleichzeitig startete der Betrieb bei der Sauenherde ein Kolostrum-Monitoring. Dies sollte zeigen, ob die Jung- und Altsauen die Rotlauf-Antikörper ausreichend an die Ferkel weitergeben. Hieraus lassen sich Rückschlüsse auf die Wirksamkeit der Impfung sowie den optimalen Impfzeitpunkt ziehen.

Im Monitoring wurden fünfzehn Sauen verschiedenen Alters zufällig ausgesucht. Aus jedem Wurf hat der Betrieb vier Ferkel markiert und diese vom Versetzen ausgenommen. Eine Woche nach der Geburt haben die Veterinäre dann Blutproben bei der Sau und jeweils drei zu­­gehörigen Ferkeln entnommen, um die Rotlauf-Antikörper zu messen.

Das Ergebnis zeigte eine solide Immunität der Altsauen. Bei einzelnen Jungsauen waren die Antikörperwerte leicht reduziert. Die Tierärzte haben daher entschieden, die Jungsauen bei Umstallung vom Quarantäne- in den Deckstall ein drittes Mal gegen Rotlauf zu impfen, um die Immunität zu boostern.

Trotz dieser Maßnahmen trat Anfang dieses Jahres an einem anderen Maststandort des Betriebes ein akuter Rot­­lauf-Einbruch auf. Es verendeten erneut knapp zehn Endmasttiere, die vorher keine Auffälligkeiten zeigten. Daraufhin wurden auch an diesem Standort mehrere Altersgruppen kurz nach Einstallung mit einer Rotlauf-Monovakzine grundimmunisiert. Allerdings zeigten eine Wo­che nach der Impfung einzelne Läufer auch hier das Backsteinblattern. Am ersten Maststandort flackerte das Geschehen ebenfalls wieder auf.

Trotz Rotlauf-Impfung zeigten in der Mittelmast erneut Tiere ein Backsteinblattern. Die Schweine ließen sich aber mit einer Injektionsbehandlung mit Amoxicillin gut behandeln. Plötzliche Todesfälle traten bei den geimpften Mastgruppen nicht mehr auf. Die Sauen sowie die Saug- und Aufzuchtferkel waren über die gesamte Zeit Rotlauf-unauffällig.

Impfung hinterfragt

Allerdings war das Aufflackern der Krankheit trotz der Impfung nicht zu­­friedenstellend. Möglicherweise deckte der kommerzielle Impfstoff den im Be­­trieb vorkommenden Rotlauf-Serotyp nicht genau genug ab. Meist beinhalten ­kommerzielle Vakzine den Serotyp 2. Die Frage, ob es sich bei dem Rotlauf des Be­­triebes um einen anderen Serotyp handelt, blieb bislang offen. Denn derzeit ­bietet kein Labor in Deutschland eine Serotypisierung von Schweine-Rotlauf-Stämmen an. Aktuell versucht ein Labor in Schottland, den Serotyp aus dem Praxisbetrieb zu analysieren.

Um handlungsfähig zu bleiben, wurde die stallspezifische APP-Vakzine der ­Ferkel um den im Betrieb festgestellten Rotlauf-Stamm erweitert. Der neue be­­standsspezifische Impfstoff ist seit dem ersten Quartal dieses Jahres im Einsatz. Die ersten Mastgruppen laufen bisher unauf­fällig, sodass die Ergebnisse vielversprechend sind. Der dritte Maststandort des Betriebes ist bis heute Rotlauf-unauf­fällig. Dies lässt vermuten, dass die In­­fektion erst nach der Umstallung in die Mast auftritt.

Hygiene weiter optimiert

Neben der Erweiterung des Impfschemas der Jungsauen hat der Betrieb die Schadnagerbekämpfung intensiviert. Zu­­dem werden alle Mastabteile noch intensiver gereinigt und desinfiziert. Zwischen den Gebäuden hat der Betrieb eine Stiefel­reinigung und -desinfektion etabliert, um die Verschleppung über den Kot auf ein Minimum zu reduzieren.

Abschließend bleibt die Frage, wie der Erreger in die Ställe gelangte. Es ist bekannt, dass Rotlauf über Schad­nager sowie über kontaminierten Boden übertragen werden kann.

Da der Betrieb an allen Standorten an der Initiative Tierwohl teilnimmt, legt er Luzerne, Hanfseile und Knabberstangen als Beschäftigungsmaterial vor. Somit sind diese ebenfalls als Kontaminationsquelle in Betracht zu ziehen.

Fazit

- In letzter Zeit treten wieder häufiger Probleme mit Rotlauf auf.

- Die Ursachen können Einträge durch Schadnager oder organisches Beschäftigungsmaterial sein.

- In einem Mastbestand verursachte Rotlauf plötzliche Todesfälle.

- Die Probleme hielten trotz Inten­sivierung der Rotlauf-Impfung an.

- Mit einer stallspezifischen Vakzine besserte sich das Geschehen.

- Eine Erregertypisierung soll die Ursache näher eingrenzen.

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