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topplus Gewichtsbestimmung

Mastschweine mit der Kamera wiegen

Mit dem „Optiscan“ lässt sich das Gewicht von Schlachtschweinen mobil in der Bucht bestimmen. Familie Kampel nutzt das Gerät intensiv. Wir haben sie zu ihren Erfahrungen befragt.

Lesezeit: 4 Minuten

Eine genaue Sortierung schlachtreifer Schweine ist angesichts hoher Futterkosten und geringer Erlöse für Mäster aktuell wichtiger denn je.

„Mit einem Schlachtgewicht von 98 kg haben wir unsere Schweine in den letzten Monaten viel zu schwer verkauft und dadurch bares Geld verschenkt – vor allem bei den hohen Futterkosten“, gibt Schweinemäster Heinz Kampel aus Beesten im niedersächsischen Landkreis Emsland zu. Schuld war der coronabedingte Schweinestau. „Dadurch stiegen die Schlachtgewichte und unsere Augen hatten sich beim Zusammenstellen der Verkaufspartien an die höheren Gewichte gewöhnt.“

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Gemeinsam mit seiner Frau Brigitte und Sohn Patrik bewirtschaftet er einen Kombibetrieb mit 400 Sauen und 3.000 Mastschweinen. Pro Woche vermarkten die Kampels 220 Mastschweine an den Schlachthof Tummel in Schöppingen. Um die Abzüge für die übergewichtigen Tiere zu reduzieren war deshalb dringend eine bessere Sortierung nötig. Früher hatte Heinz Kampel die Schlachtschweine gewogen. „Das Wiegen war aber zeitintensiv und immer mit Stress für Mensch und Tier verbunden, sodass wir schließlich nach Augenmaß vermarktet haben“, erklärt er.

Tiere müssen Frei stehen

Im vergangenen November entdeckte er auf der EuroTier dann das Messgerät „Optiscan“ der Firma Hölscher und Leuschner. Mit dem Gerät lässt sich das Gewicht der Schweine mobil schätzen. Patrik und Heinz Kampel waren neugierig. Seit Dezember 2022 setzen sie das Gerät im Maststall ein.

Der Optiscan besteht aus einem Handgerät, in dem sich eine 3D-Kamera befindet, die den Körperbau und die Größe des Tieres von oben erfasst. Aus den Daten berechnet das Gerät mit Hilfe eines Algorithmus das Lebend­gewicht (LG).

Über ein Kabel ist das Gerät mit einem Tablet-PC verbunden, den man mit einer Weste am Oberkörper trägt. Um das Gewicht zu messen, hält Kampel den Scanner auf seiner Kopfhöhe über dem Rücken des Tieres und drückt einen Knopf am Handgerät. Die Gewichtsermittlung ist zwischen 50 und 125 kg LG möglich. Auf dem Bildschirm erscheint dann ein Bild des Schweins mit blauer Umrandung und dem Gewicht. Die Software auf dem Tablet verfügt ­zudem über eine Zählfunktion, mit der man festhalten kann, wie viele Tiere man bereits gemessen hat.

Damit der Optiscan möglichst genau das tatsächliche Gewicht bestimmen kann, muss das Schwein beim Messen möglichst gerade stehen. „Der Kopf sollte nicht in den Trog oder zum Boden geneigt sein, da die Kamera das Tier sonst nicht korrekt erfassen kann“, gibt Junior Patrik Kampel zu bedenken. Zudem müssen die Tiere möglichst frei stehen. Sind die Tiere z. B. am Futtertrog nah beieinander, kann die Kamera das einzelne Tier nicht von den anderen Schweinen abgrenzen.

Das gleiche gilt für helle Buchtenwände. Wichtig ist, dass die Bucht nicht zu groß, aber auch nicht zu klein ist. Denn die Gewichtsermittlung dauert einige Sekunden, in denen man sich ggfs. mit dem Schwein bewegen muss, falls das Tier herumläuft. „Das wäre in Großgruppen nur mit erheblichem Aufwand verbunden. Unsere Buchtengröße ist mit 18 bis 22 Tieren optimal“, betont Heinz Kampel.

Gespür fürs Gerät entwickeln

Immer mittwochs zeichnen sie die Schweine an, die sie am darauffolgenden Montag verkaufen. „Wir messen rund ein Drittel der Tiere in der Bucht“, berichtet Heinz Kampel. Für 220 Tiere benötigen sie rund zwei bis drei Stunden. Die Akkuladung des Tablets reicht für bis zu vier Stunden. „Wichtig ist uns, dass wir wieder objektiv wiegen können und uns nicht mehr auf unser Augenmaß verlassen müssen“, erklärt Patrik Kampel. Denn die mobile Gewichtsmessung soll künftig auch ein Azubi übernehmen können.

Doch so weit sind die Kampels noch nicht. Derzeit sammeln die Schweinehalter noch Erfahrungen im Handling mit dem Optiscan. Anhand von Probewiegungen mit einer Einzeltierwaage haben sie nachgemessen, wie nah die optische Messung an das tatsächliche Gewicht heran kam. Die Differenzen lagen zwischen 0,5 bis 3 kg.

Und auch auf Basis der wöchentlichen Schlachtdaten müssen Vater und Sohn erst ein Gespür für das richtige Gewicht entwickeln. Das SG liegt aktuell bei 92,5 kg. „Damit vermarkten wir die Schweine momentan zu leicht“, weiß Patrik Kampel. Die Tiere verkaufen Vater und Sohn derzeit mit einem LG von im Schnitt 114 kg. „Die Schlachtauswertungen zeigen, dass ca. 94,5 kg SG optimal wären und wir die Tiere mit einem LG von 117 bis 118 kg verkaufen müssten“, haben Kampels analysiert.

Nach einer sechswöchigen Probezeit haben sich Patrik und Heinz Kampel dazu entschlossen, das rund 12.000 € teure Gerät zu kaufen. „Wir sind zwar noch mitten im Lernprozess, aber wir können bereits jetzt feststellen, dass sich die Sortierverluste deutlich reduziert haben“, betonen beide Schweinehalter.

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