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Wie Landwirte mit der PIA-Impfung gegen Lawsonien Futterkosten sparen

Die Lawsonienimpfung lohnt sich aufgrund der verbesserten Futterverwertung nicht nur für Betriebe, die aktuell PIA- oder PHE-Probleme haben.

Lesezeit: 5 Minuten

Oh nein, nicht schon wieder“, war Heinrich Klages (Name geändert) erster Gedanke, als er morgens den Vormaststall betrat. In drei Buchten, in denen er wenige Tage zuvor die neuen Läufer eingestallt hatte, waren auf den Spalten gelblich-graue, dünnbreiige Durchfallkleckse zu sehen.

Es war nicht das erste Mal, dass Klages, der insgesamt 3.000 Mastplätze bewirtschaftet, Läufer bekommen hatte, die unmittelbar nach dem Aufstallen unter PIA-Durchfällen litten. PIA ist die chronische Verlaufsform einer Infektion mit Lawsonien. Vermutlich hatte der Transportstress während der Fahrt von Dänemark nach Deutschland das Fass zum Überlaufen gebracht und die Ferkel kurz nach dem Aufstallen erkranken lassen.

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Impfen statt Antibiotika

Klages wusste aus Erfahrung, dass die Durchfälle anhalten und die Gruppen auseinanderwachsen würden, wenn er jetzt nicht schnell reagierte. Die Konsequenz: Er müsste zu Mastende häufiger absortieren, und die Nachzügler würden die Abteile länger blockieren.

Häufigeres Sortieren führt jedoch zu Stress. In der Vergangenheit waren dadurch immer wieder Endmastschweine kurz vor dem Verkauf verendet. Mitunter war in den Buchten blutiger Durchfall zu erkennen, ein deutlicher Hinweis auf PHE, die akute Form der Lawsonieninfektion.

Deshalb informierte Klages sofort seinen Tierarzt. Mitunter waren jedoch im Abstand von zwei bis drei Wochen bis zu drei antibiotische Behandlungen erforderlich gewesen. Und trotzdem kam es gegen Ende der Mast immer wieder zu tödlichen PHE-Fällen.

Deshalb schlug ihm sein Hoftierarzt, Dr. Christian Nieberding von der Tierarztpraxis am Brettberg in Lohne, vor, die frisch aufgestallten Läufer parallel zur antibiotischen Behandlung auch gegen Lawsonien intramuskulär zu impfen, um zumindest keine weiteren PHE-Ausfälle zu riskieren. Seit einiger Zeit ist auch eine intradermale Verabreichung des Vakzins möglich.

Klages willigte ein. Die Tiere wurden geimpft und parallel antibiotisch behandelt. Der Zustand der Tiere verbesserte sich daraufhin schnell. Im weiteren Mastverlauf traten keine weiteren Probleme mehr auf.

Da Heinrich Klages jeden Durchgang per Mastplaner auswertet, ließ sich der Effekt der Impfung auf die biologischen Leistungen exakt belegen. Zum Vergleich zog er die Ergebnisse der letzten Mastgruppe vor der Impfung heran. Hier kamen die gleiche Genetik und das gleiche Futter zum Einsatz.

Das Ergebnis: Die Verluste waren von 1,38 % in der Vergleichsgruppe auf 0,57 % in der Impfgruppe gesunken. Die Futterverwertung hatte sich von 1 : 2,64 auf 1 : 2,58 verbessert und die täglichen Zunahmen waren von 1 079 g auf 1 106 g gestiegen. Die Behandlungskosten verminderten sich von 87 Cent auf 46 Cent pro Schwein, da nur noch eine antibiotische Behandlung zu Mastbeginn erforderlich war und nicht drei wie in der Vergleichsgruppe.

2,38 € Mehrerlös pro Schwein

Unter dem Strich führte die Impfung zu einem Mehrerlös von 2,38 €/Schwein, wovon allein 1,53 € auf die bessere Futterverwertung zurückzuführen waren. Aktuell wäre der Mehrerlös sogar noch größer, denn im untersuchten Zeitraum kostete das Mastfutter nur 26,20 €/dt. Bei den aktuellen Futterpreisen von 40 €/dt ergäbe sich sogar ein Mehrerlös von 3,19 €/Schwein. Wobei vom Mehrerlös allerdings noch die Kosten für die Impfung abgezogen werden müssen.

Ein extremer Einzelfall? Keineswegs, wie Tierarzt Dr. Christian Nieberding anhand der Mastdaten von mindestens zwei weiteren Betrieben belegen kann. „In einem anderen Betrieb kam es in den ersten zehn Tagen nach dem Einstallen zu massiven PIA-Verlusten. Hier erhöhten sich die Tageszunahmen durch die Impfung im Vergleich zum letzten Durchgang bei gleicher Ferkelherkunft von 865 auf 899 g. Und die Futterverwertung reduzierte sich von 1 : 2,84 auf 1 : 2,57“, so Nieberding.

Bei einem Futterpreis von 27,66 €/dt während des Auswertungszeitraums ergab sich durch die Impfung trotz der hohen Verluste zu Mastbeginn ein Erlösvorteil von 6,60 €/Tier. Bei aktuellen Futterpreisen von 40 €/dt würde sich durch die Lawsonienimpfung sogar ein Plus von 9,88 €/Mastschwein ergeben.

Mastauswertung lohnt sich!

„Das Problem ist, dass nur wenige Mäster die Daten nach jedem Durchgang auswerten. Sie verlassen sich eher auf ihre subjektive Beurteilung. Der Effekt der Futterverwertung wird dabei aber klar unterschätzt“, bringt es der Tierarzt auf den Punkt. Dabei wäre es gerade bei den derzeitigen Futterkosten wichtig, auf eine optimale Futterverwertung zu achten.

„Mastplaner erledigen diese Arbeit sehr komfortabel. Es reichen aber auch eine Excel-Liste oder handschriftliche Notizen. Entscheidend ist, dass man neben dem Ein- und Ausstallgewicht den Futterverbrauch, den Futterpreis, die Verluste und die Behandlungskosten erfasst“, so Dr. Nieberding. Aus den Daten lassen sich dann die Zunahmen und die Futterverwertung berechnen.

Diesem Appell kann sich sein Berufskollege Dr. Jan Kock von der Tierarztpraxis OM in Vechta nur anschließen. Er hat in einem Mastbetrieb mit chronischer PIA die Daten von 18.000 Mastschweinen ausgewertet, die der Landwirt in Excel erfasst hat. In den Abteilen des Landwirts kam es vier bis sechs Wochen nach dem Aufstallen immer wieder zu PIA-Durchfällen, die Tiere wirkten blass, und die Gruppen wuchsen auseinander. Zudem verendeten immer mal wieder Tiere kurz vor dem Verkauf aufgrund von PHE.

Die Gruppen mussten früher mitunter mehrfach antibiotisch behandelt werden, sowohl nach dem Einstallen als auch kurz vor dem Verkauf. Auf Anraten von Dr. Kock startete der Betrieb dann parallel zur antibiotischen Erstbehandlung mit der Lawsonienimpfung. „Dadurch erhöhten sich die täglichen Zunahmen um 38 g, die Futterverwertung verbesserte sich von 1 : 2,65 auf 1 : 2,59, und die Mastdauer verkürzte sich um 4,3 Tage“, schildert Dr. Kock.

Inzwischen impfen rund 20 % der von ihm betreuten Mäster ihre Schweine regelmäßig gegen Lawsonien – die meisten aufgrund klinischer Symptome im Bestand. Es gibt aber auch Mäster, die ganz gezielt die verbesserte Futterverwertung im Blick haben.

Das deckt sich mit den Erfahrungen von Dr. Nieberding: Einige der von ihm betreuten Mastbestände sind klinisch völlig PIA-unauffällig. Trotzdem wollen die Betriebsleiter auf die Impfung nicht mehr verzichten. „Denn die Futterverwertung lässt sich dadurch nach unseren Erfahrungen um ein Zehntel verbessern, in einzelnen Fällen geht sogar noch mehr. Und das ist bei den derzeitigen Futterpreisen immer noch der größte Hebel, um Kosten zu sparen.“

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