"Seit wir auf den Wochenrhythmus umgestellt haben, stehen fast keine Arbeiten am Wochenende mehr an!“, freut sich Merle Peters. Die 28-Jährige leitet in ihrem Familienbetrieb an der Westküste von Schleswig-Holstein die Ferkelerzeugung mit 1.200 Sauen inklusive Ferkelaufzucht.
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- Die Sauen im Betrieb Peters ferkeln im Wochenrhythmus und säugen ihre Ferkel 28 Tage.
- Jede Woche wiederholen sich die Aufgaben. Dadurch können die Mitarbeiter routiniert arbeiten und sind gleichmäßig ausgelastet.
- Die längere Säugezeit sorgt für höhere Absetzgewichte und verbessert die Ferkelgesundheit.
Jeden Montag Absetzen
Früher hat die Familie im Zwei-Wochenrhythmus gearbeitet. Seit knapp 1,5 Jahren läuft nun jede Woche nach dem gleichen Schema ab (s. Übersicht).
Arbeiten im Wochenrhythmus im Betrieb Peters
Montag | Dienstag | Mittwoch | Donnerstag | Freitag | Samstag | Sonntag |
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•Absetzen•Abgesetzte Ferkel sortieren und impfen•Abferkel- stall waschen•Kastrieren•Spät- rauschige Sauen besamen | •Abferkeln betreuen•Kastrieren•Saugferkel impfen (3 Wochen alt)•Ferkel verkaufen | •Abferkeln betreuen•Hoch- tragende Sauen in den Abferkel- stall einstallen•Ferkel verkaufen•Erste Trächtigkeits- kontrolle (3,5 Wochen nach Belegen)•Frisch besamte Jungsauen in Wartestall umstallen | •Erstbehand- lung Ferkel•Wurf- ausgleich•Abferkel- buchten vorbereiten für neue Gruppe•Trächtige Sauen in den Wartestall umstallen•Vormast- stall waschen | •Wurf- ausgleich•Ferkel von Aufzucht in Vormast- stall umstallen•Aufzucht- stall waschen•Rausche- kontrolle frisch abgesetzter Sauen | •Besamen: Altsauen 1 x täglichJungsauen 2 x täglich•Zweite Trächtigkeits- kontrolle (6 Wochen nach Besamen) | •Besamen: Altsauen 1 x täglichJungsauen 2 x täglich |
Im Betrieb Peters konzentrieren sich die Arbeitsspitzen auf die Tage in der Woche. Dadurch genügen am Wochenende zwei Personen im Stall. |
Durch die Umstellung konzentrieren sich Arbeitsspitzen auf die Tage in der Woche von Montag bis Freitag. „Dadurch können wir unser Stallpersonal gleichmäßig auslasten“, lobt die Junglandwirtin. Neben ihr arbeiten im Stall sechs weitere Angestellte. Durch den wöchentlich gleichen Ablauf herrscht im Stall außerdem viel Routine.
Dreh- und Angelpunkt ist das Absetzen am Montag. In jeder Abferkelgruppe befinden sich knapp 55 Sauen. Wöchentlich setzt das Team 750 bis 800 Ferkel ab. Die Ferkelaufzucht ist zweigeteilt. Zunächst werden die Ferkel in einen Aufzuchtstall mit Kunststoffrosten eingestallt. Nach drei Wochen ziehen sie in den Vormaststall mit Betonspalten um. Fünf Wochen später verkaufen Peters sie an feste Mäster.
Besamen am Wochenende
Neben den Routinearbeiten fällt am Wochenende das Besamen an. Peters belegen ihre Altsauen immer samstags und sonntags am späten Vormittag. Die Jungsauen belegen sie zwei Mal täglich. Außerdem kontrolliert ein Mitarbeiter samstags per Scanner zum zweiten Mal die Trächtigkeit der Sauen, die sechs Wochen zuvor belegt wurden.
„Das Eingliedern von Jungsauen und Umrauschern ist durch den Wochenrhythmus einfacher geworden“, erklärt Merle Peters. Bei den Altsauen setzt sie keine Hormone ein, um den Zyklus zu synchronisieren. Früher musste sie häufig eine Zwischenbeleggruppe bilden.
Insgesamt befinden sich im Deckzentrum fünf Beleggruppen. Die Jungsauen stallt das Team bereits am Mittwoch nach dem Besamen in den Wartestall um. Die Altsauen bleiben zunächst im Kastenstand. Nach 3,5 Wochen kontrolliert ein Mitarbeiter zum ersten Mal die Trächtigkeit. Sind die Sauen tragend, stallt er sie in den Wartestall um.
Im Wartestall befinden sich insgesamt zwölf Beleggruppen, die wiederum jeweils in vier Untergruppen unterteilt sind. In drei Buchten befinden sich die Altsauen – sortiert nach Kondition – in einer weiteren Bucht die Jungsauen.
Etwa eine Woche vor dem errechneten Geburtstermin stallen die Mitarbeiter die hochtragenden Sauen in den Abferkelstall um. „Die Sauen sollen sich in Ruhe an die neue Umgebung gewöhnen. Das reduziert Stress während der Geburt“, erklärt die Agraringeneurin.
Im Abferkelstall befinden sich insgesamt fünf verschiedene Sauengruppen. Durch die Umstellung auf den Wochenrhythmus hat sich die Zahl der Sauen von 110 auf 55 pro Gruppe verringert. Deshalb ist nun weniger Personal nötig, um die Geburten zu betreuen. Außerdem sind die Abferkelbuchten besser ausgelastet.
Zuständigkeiten verteilen
Vor knapp 1,5 Jahren ist die Junglandwirtin in den elterlichen Betrieb eingestiegen. Ihr Vater ist für den Ackerbau mit eigener Futterproduktion und das Büro zuständig. Er lässt ihr im Stall größtenteils freie Hand.
Um Erfahrungen für die neue Aufgabe zu sammeln, hat sie nach dem Agrarstudium zunächst auf einem Sauenbetrieb in Sachsen-Anhalt gearbeitet. „Dabei habe ich einiges über Arbeitsorganisation und Mitarbeiterführung gelernt“, erzählt sie.
Zurück im eigenen Betrieb hat sie den Mitarbeitern Aufgabenschwerpunkte zugeteilt. Bei Urlaub oder Krankheit können sie sich aber auch gegenseitig vertreten. Das sorgt für Freiräume und entlastet die Betriebsleiterin. Gleichzeitig versucht sie, auf alle Stallbereiche ein Auge zu haben, damit sie bei Problemen eingreifen kann.
„Durch den Wochenrhythmus haben wir allerdings keine ruhigen Tage mehr zwischendurch“, gibt sie zu bedenken. Den Zeitaufwand für die Wochenendarbeit bewertet sie aber als überschaubar. „Früher haben die Sauen am Wochenende abgeferkelt. Da waren wir länger im Stall und haben mehr Personal benötigt“, lautet ihr Fazit.
Die Wochenendarbeit teilt sie sich mit allen Mitarbeitern. Immer abwechselnd haben zwei Personen Dienst. Urlaubszeiten bespricht und plant sie gemeinsam mit dem Team.
Vitalere Ferkel
Neben dem Produktionsrhythmus hat Familie Peters auch die Säugezeit von 21 auf 28 Tage verändert. Denn ihre dänischen Sauen bringen häufig viele Ferkel zur Welt. Im Schnitt sind es 17,5 Ferkel pro Wurf. Die Milchleistung der Sauen ist jedoch eher begrenzt.
„Unsere Ferkel waren beim Absetzen oft zu leicht. Dadurch haben sie am Anfang der Aufzucht schlecht gefressen und hatten häufiger Durchfall“, beschreibt Merle Peters das Problem.
Die Junglandwirtin beobachtet nun, dass die Ferkel in der vierten Säugewoche deutlich mehr Futter aufnehmen. „Dadurch sind die Absetzgewichte gestiegen und die Gesundheit hat sich verbessert. Die Ferkel wachsen gleichmäßiger, sodass wir in der Aufzucht keine Milch mehr zufüttern“, freut sie sich.
Die längere Pause zwischen Geburt und der nächsten Besamung hat auch die Fruchtbarkeit der Sauen verbessert: „Der Gebärmutter bleibt mehr Zeit, sich zurückzubilden. Dadurch verzeichnen wir im nächsten Wurf im Schnitt ein lebend geborenes Ferkel mehr.“ Mittlerweile erzielt sie durchschnittlich ein Absetzgewicht von 6,7 kg und setzt 14,5 Ferkel pro Sau ab.
Allerdings säugen die Ferkel die Sauen in der vierten Woche sehr stark ab, sodass das Team die Tiere gut beobachten muss. Bei besonders kleinen Ferkeln füttern sie Milchaustauscher zu. Zusätzlich bekommen alle Ferkel ab der zweiten Säugewoche Prestarter.
Wie geht es weiter?
Um auf den Wochenrhythmus umstellen zu können, musste Familie Peters ihre Stallkapazitäten wegen der zusätzlichen Abferkelgruppe vergrößern. „Die Behörden haben jedoch nicht verstanden, dass die 120 neuen Bewegungsbuchten dem Tierwohl dienen sollten. Stattdessen dachten sie, dass wir unsere Herde vergrößern wollen“, schildert die Landwirtin. Peters mussten viel Überzeugungsarbeit leisten, um nach mehr als vier Jahren endlich eine Baugenehmigung zu bekommen.
Doch mit den erst vor zwei Jahren eingebauten Bewegungsbuchten gibt es nun ein neues Problem. „Sie erfüllen leider nicht den offenbar künftig zusätzlich geforderten 2 m-Bewegungsradius für die Sauen. Wir müssen sie also schon wieder umbauen“, bedauert sie.
Für das Deckzentrum hat sie deshalb bislang noch keinen Umbauplan erstellt. Denn dafür fehlt die Planungssicherheit: „Wer weiß, welche politischen Entscheidungen in den nächsten Monaten noch auf uns einprasseln.“