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Eine Saison mit der neuen Claas Variant 585 RC Rundballenpresse

Mit der Variant 500-Baureihe löst Claas die 400er-Modelle ab. Wir setzten die größte Variant 585 RC eine Saison in unterschiedlichen Bedingungen ein.

Lesezeit: 11 Minuten

Die Claas Variant 500 gibt es in den zwei verschiedenen Baugrößen 560 und 580, die Ballendurchmesser von 0,9 bis 1,6 m bzw. 1,8 m pressen können. Neben der Standard-Variante mit 14-Messerschneidwerk hat Claas eine mit 17 Messern im Programm. Dann steht am Ende der Modelbezeichnung eine fünf. Diese Modelle haben zudem eine höhere Grundausstattung, z. B. mit dem hydraulisch absenkbaren Schneidboden und einem verstärkten Antrieb.

Alle Modelle eint die neue serienmäßige Funktion Smart Density. Diese regelt den Pressdruck je nach Erntegut. Wir haben die Profi-Variante Claas Variant 585 RC in Silage, Heu und Stroh eingesetzt.

Verstellbare Deichsel

Für die Presse benötigt der Schlepper zwei doppelt wirkende Ventile und ein einfach wirkendes. Die Schläuche für den Messerboden haben Kennfixx-Griffstücke. Die Schläuche für die Heckklappe sind mit Griffen mit integrierten Filtern und ebenfalls guter Kennzeichnung ausgestattet. Der Schlauch für die Pickup hingegen muss ohne Griff und Beschriftung auskommen.

Angetrieben wird das Gerät mit der 1.000er-Zapfwelle. Die Gelenkwelle mit schlepperseitigem Weitwinkelgelenk hat eine Nockenschaltkupplung mit 1.350 Nm (141,4 kW bei 1.000 U/min) Auslösemoment. Die Maschine wird über die Zugöse gekuppelt – wahlweise in der Unten- oder Obenanhängung.

Zudem lassen sich die Deichsel über ein Lochraster und die Zugöse über eine Feinverzahnung in der Höhe justieren. Das ist mit etwas Schraubarbeit verbunden. Die Arbeit sollte man jedoch bei einem Traktorwechsel machen, wenn sich die Kuppelhöhe ändert. Denn ansonsten verringert sich der Durchgang von Pickup zum Rotor. Eine hydraulische Lösung gibt es nicht, eine Kugelkopfanhängung hingegen schon.

Die Stütze lässt sich (nicht weit genug) ausziehen und per Bolzen abstecken. Ein Zweiganggetriebe gibt es nicht. Zudem steht die lange Stütze sehr wackelig. Hier sollte Claas über ein anderes Stützenmodell nachdenken.

Die Presse bedient man wahlweise über Isobus oder das Claas eigene Cemis 700-Terminal. Mit dem mitgelieferten Kabelsatz ist dann nur eine dreipolige Steckdose nötig. Über das Isobus-Verlängerungskabel (515 €) kann man die Presse aber auch auf den Isobus des Schleppers bringen.

Das Fahrwerk lässt sich nun mit größeren Reifen ausstatten. Während bei der Vorgängerversion nur ca. 95 cm hohe Räder möglich waren, sind nun Pneus mit einem Durchmesser von 108 cm (560/45R22.5) drin. Bei unserer Testmaschine war die Ausführung 500/45R22.5 (106 cm) montiert. Die optionale Druckluftbremse (3.940 €) im Test ist für die 3.880 kg schwere Presse am Hang empfehlenswert. Auf der Straße lief die Presse angenehm ruhig.

Gesteuerte Pickup

Es gibt wahlweise eine 2,1 m oder eine 2,35 m breite Pickup. Gelenkte Tasträder führen die Zinken in der Höhe. Bei unserer 2,1 m-Variante blieben die Räder innerhalb der 3 m-Grenze. Über 14 Bohrungen an jeder Seite lässt sich die Arbeitsposition fein einstellen.

Im Gras fährt man die Pickup in Schwimmstellung, sodass die Tasträder den Bodenkonturen folgen. Im Stroh hängt man die Pickup in zwei Ketten ein. Die Räder hebt man dann in die höchste Position oder demontiert sie komplett.

Auf der Breite sind 32 Zinken montiert. Der Abstand zwischen den äußeren Zinken beträgt 189 cm. Die doppelten Federzinken sind per Kurvenbahn gesteuert. Dadurch können sie das Futter bis kurz vor der Übergabe aktiv fördern.

Für die 2,1 m breite Pickup gibt es optional einen Doppelrollenniederhalter. Wir hatten die einfache Rolle mit einem Leitkamm montiert. Dieser wird per Kette und Feder in der Höhe gehalten. Im Gras lief die Pickup gut, nur sehr selten traten Verstopfungen auf, insbesondere dann, wenn man das Futter über die Pickup-Ecke zog. Hier konnte es schon mal zu Blockaden der seitlichen Schnecken, die das Futter auf 1,2 m-Ballenbreite zuführen, kommen. Für solche Fälle ist die Pickup mit einer eigenen Nockenschaltkupplung ausgestattet. Die Verstopfungen konnten wir in der Regel aber schnell wieder lösen.

Im lockeren Gerstenstroh schoben der Rollenniederhalter und die Pickup teils das Stroh etwas auf. Wir veränderten daraufhin auch den Anlenkwinkel der Rolle und des Leitkamms, welche drei Bohrungen bietet. Das verbesserte die Aufnahme deutlich. Trotzdem blieb die Pickup im Stroh der leistungsbegrenzende Faktor. Doch zur Leistung später mehr.

Antreibender Rotor

Bei den 505er-Modellen ist ein verstärkter Rotor mit einem 17-Messerschneidwerk installiert. Insgesamt 19 Doppelsterne drücken das Futter in die Ballenkammer. Zwischen den jeweils äußeren Sternen schneidet jedoch kein Messer. Der Abstand des ersten Messers zum Kanal liegt bei 10 cm. Dadurch findet man im Randbereich der Ballen Überlängen. Die 17 Schneiden sind in einem Abstand von 60 mm montiert. Wer mehr möchte, muss bei Claas zur Festkammerpresse Rollant mit bis zu 25 Messern greifen – schade.

Die Schneiden sind einzeln mit Federn gegen Überlast gesichert. Eine Gruppenschaltung gibt es nicht. Möchte man mit weniger Klingen arbeiten oder längere Zeit mit gar keinen, lassen sich Blindmesser einbauen. Der Wechsel erfolgt von der Presskammer aus.

Den bei unserem Modell serienmäßig hydraulisch absenkbaren Messerboden und die Klingen selbst schwenkt man hydraulisch aus. Anschließend entriegelt man mit einem Hebel die Messer. Dann lassen sich die Schneiden zwischen den Rotorsternen entnehmen.

Für die Messer bzw. Blindmesser gibt es an der Presse eine Parkposition. Um bei geöffneter Klappe in der Presse stehen zu können, lassen sich die Heckklappenzylinder mit einem Kugelhahn sperren. Ist der Hahn umgelegt und betätigt das Steuergerät weiter, entspannen sich die Riemen. Der Rotor dreht nach oben hin. Mit seinen Sternen greift er etwas in die Ballenkammer ein. Dadurch startet er aktiv die Drehbewegung des Ballens. Das funktionierte immer zuverlässig.

Endlose Riemen

Vier Riemen, die über insgesamt zehn Umlenkrollen laufen, formen den Ballen. Teils sind an den Umlenkrollen Abstreifer montiert. Hier sammelt sich viel feuchtes Gras. Aber auch an den Walzen ohne Abstreifer wickelte sich im ersten Schnitt Gras auf.

Für den Einsatz in Silage müssen unten an der Heckklappe zwei kleine Bleche und drei Leitbleche demontiert werden, damit sich hier kein Gras verfängt. Das dauert etwa zehn Minuten. Für Stroh und Heu baut man die Teile wieder ein.

Die Futterverluste zwischen den Bändern hielten sich im Rahmen. Doch besonders beim ersten Schnitt sammelte sich immer mehr Gras an verschiedenen Stellen. Beim Öffnen der Heckklappe fiel das lose Gras dann auf die Fläche. Um das Feld sauber zu hinterlassen, musste man anschließend zurückfahren und das lose Gras wieder aufnehmen. Im Stroh und Heu hingegen gab es keine Probleme.

Die Riemen sorgen direkt vom Kern an für eine gute Verdichtung. Der Spannarm regelt über das neue Smart Density-System den Pressdruck aktiv über die gesamte Ballengröße hinweg. Dafür hat Claas verschiedene Druckkurven für unterschiedliche Erntegüter in der Steuerung hinterlegt. Der Fahrer muss nur noch auswählen, ob er Silage (> 50 %TS, < 50 %TS), Heu oder Stroh presst.

Hier kann er nur noch begrenzt den Druck anpassen, z. B. trockene Silage bis max. 70 % Pressdruck. Das schont die Maschine und bringt trotzdem schwere Ballen. Bei Heu und Stroh kann man zudem einen Weichkern (klein, mittel, groß) aktivieren. Unserer Meinung nach hätte der Weichkern aber ruhig größer sein können.

Für individuelle Ansprüche hat Claas jedoch in der Bediensoftware Untermenüs vorgesehen, bei dem man den Pressdruck über den Ballendurchmesser hinweg anpassen kann – schön. Perfekt wäre das System, wenn der Feuchtesensor (nicht im Test enthalten) immer montiert wäre und sich der Pressdruck auch anhand dieses Feuchtewertes aktiv regelt.

Im Feld nehmen zwei Sensoren die Bandspannungen der äußeren beiden Bänder auf und zeigen diese im Terminal an. So kann der Fahrer gut abschätzen, zu welcher Seite er pendeln muss, um formschöne Ballen zu bekommen. Der tatsächliche Ballendurchmesser passte bei uns gut mit dem eingestellten überein. Sollte das mal nicht der Fall sein, lässt sich ein Offset vorwählen.

Einfache Netzbindung

Unter der Verkleidung lassen sich zwei Netzrollen transportieren. Die Netzrolle in der Bindung hat Claas um ganze 30 cm niedriger positioniert. Zudem gibt es keinen federbelasteten Bügel auf der Netzrolle mehr, sondern ein Gewicht. Das sorgt für eine gleichbleibende Belastung der Rolle. Das Netz liegt auf einer Gummiwalze, welche aktiv über einen Variator angetrieben, bzw. gebremst ist.

Die Bremsrolle dreht mit 0 bis 10 % geringerer Geschwindigkeit als die Antriebsrolle. Das Einführen des Netzes über die Spiral- und die Antriebsrolle ist sehr einfach. Es lässt sich ein 1,23 m bis 1,30 m breites Netz nutzen. Dazu muss man lediglich Anschläge verschieben.

Die Netzbindung lief in Heu und Silage problemlos. Im Stroh wickelte sich beim Ersteinsatz das Netz um die gummierte Antriebsrolle. Claas kennt das Problem und empfiehlt deshalb vor dem Einsatz Talkum (im Lieferumfang) auf die Walze zu geben. Anschließend hatten wir auch kein einziges Mal mehr ein Problem mit der Netzbindung. Da der Rotor etwas in den Ballen greift, soll man nach dem Netzeinschuss den Ballen nicht mehr lange drehen lassen. Ansonsten könnte der Rotor das Netz beschädigen. das uss man aber nur wissen.

Hat der Ballen die vordefinierte Größe erreicht, schießt nach einer einstellbaren Zeit das Netz automatisch ein. Leider lässt sich innerhalb dieser Zeitspanne der Vorgang nicht mehr stoppen. Das ist besonders ärgerlich, wenn nach einer Blockade der Ballengrößensensor einen Sprung macht. Hier muss man vor dem Starten der Presse die Bindung pausieren. Das federvorgespannt Messer löst elektrisch aus.

Bei uns spannte die Heckklappe die Feder beim Öffnen wieder. Muss man noch einmal Netz einschießen und abschneiden, lässt sich das Messer manuell spannen. Ab Baujahr 2024 spannt der Elektromotor auch das Messer vor und man kann mehrmals Netz einschießen.

Leistung

Der Leistungsbedarf der Presse im Stroh und Heu ist überschaubar. Mit Messern benötigt sie im Schnitt 43 bis 46 kW. Kommt ein Haufen, haben wir Leistungsspitzen im Stroh von 67 kW und im Heu bis 105 kW gemessen. Ohne Messer liegt der Durchschnittswert etwa 10 kW geringer. Bei den Spitzenwerten sind es ganze 25 kW weniger.

Im Silagegras hingegen braucht es eine deutlich höhere Leistung. Hier haben wir im Schnitt 64 kW gemessen. Die Spitzenwerte traten häufiger auf und gingen bis auf 109 kW hoch. Bei dieser Leistung löste dann auch die Überlastsicherung aus. Bewegt man sich kurz vor der Leistungsgrenze, federt der Messerboden hydraulisch etwas aus und macht so Platz für das Futter.

Im Terminal weisen ein Symbol und ein Piepen auf die drohende Überlast hin. Da der Messerboden nur sehr spät bzw. die Nockenschaltkupplung früh anspricht, gibt es trotzdem häufiger Blockaden. Meist konnten wir die Verstopfung durch herausschwenken des Messerbodens und der Messer wieder lösen.

Manchmal mussten wir jedoch auch erst Gras aus dem Rotor entfernen. Für die Modelle ohne absenkbaren Boden gibt es einen Hebel, mit dem man den Rotor rückwärts dreht. Wir würden uns so etwas auch für die Variante mit hydraulischem Boden wünschen.

Beim Ballendurchsatz spielt die Claas Variant im Mittelfeld. Im Heu pressten wir unter unseren Bedingungen im Schnitt alle zwei Minuten einen 1,35 m-Ballen. Im Stroh konnten wir alle 1,5 Minuten einen 1,35 m-Ballen abbinden. Im Gras rollte alle zwei Minuten ein 1,25 m-Ballen aus der Presse.

Im Stroh und Gras verwogen wir auch die Ballen. Dabei kamen wir auf ordentliche Pressdichten im Weizenstroh von 166 kg/m³ (290 kg bei 1,36 m und 8 %TS). Größere Ballen hatten hingegen etwas weniger Dichte (143 kg/m³, 410 kg bei 1,80 m und 8 %TS).

Im Gras variieren die Gewichte aufgrund des Feuchtegehalts natürlich stärker. In Heulage erzielten wir Ballen­gewichte von ca. 740 kg bei 1,25 m- Ballen. In Silage (~ 35 % TS) lag das Gewicht bei im Schnitt 915 kg (583 kg/m³). Das sind allesamt gute Werte.

Wartung

Der Antrieb der Walzen und des Rotors erfolgt über Ketten auf der rechten Maschinenseite. Die automatische Schmierung bepinselt die Ketten permanent mit Öl. Der Verteiler zieht Öl aus einem durchsichtigen Behälter mit Leermelder. Bei uns förderte die Werkseinstellung für Silage etwas viel Öl, für Stroh etwas wenig. Die Menge lässt sich jedoch ­einstellen. Zu empfehlen sind die zentralen Schmierbänke (735 €), welche die Schmiernippel zusammenfassen. Für noch mehr Komfort gibt es eine Zentralschmieranlage (2.715 €).

Nach einem Einsatztag soll man die Presse reinigen. Das ist auch nötig, denn hinter den Bändern sammelt sich viel Material an. Mit den entspannten Bändern kann man dieses aber recht gut wieder entfernen.

Schönes Feature im Terminal für eine etwaige Fehlerbehebung: Alle Sensorwerte lassen sich anzeigen und z. B. zusammen mit einem Techniker per Telefon den Fehler schnell eingrenzen.

Insgesamt hat uns die Presse gut gefallen. Sie formt schöne und stramme Ballen. Einige Details sollte Claas noch verbessern, unter anderem die Software. Wobei uns die grundsätzliche Bedienung und die integrierten Ballenzähler gut gefallen haben. Die Presse steht in Grundausstattung für einen Preis von 77.800 € in der Liste. Für die Testausstattung sind 85.435 € fällig.

(Quelle: top agrar)

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