Ein RTK-Lenksystem von den etablierten Herstellern kostet schnell 15.000 € und mehr. Alternativen gibt es inzwischen aber einige. Vor einiger Zeit waren es besonders die Selbstbaulösungen z. B. von Cerea und AgOpenGPS.
Doch viele Landwirte suchen ein montagefertiges Set. Zudem benötigen manche Landwirte, die noch nie mit einem Lenksystem gefahren sind, Unterstützung beim Ersteinsatz. Hier kommt die Firma Eder Landtechnik aus Tuntenhausen ins Spiel.
Der Landtechnikhändler vertreibt als Generalimporteur in Deutschland, Österreich und der Schweiz das Lenksystem vom chinesischen Anbieter FJDynamics unter dem Eigennamen Premo+ AT2. Zurzeit bietet Eder das RTK-Paket für 5.377 € (alle Preise ohne MwSt., zzgl. 75 € Versand) an.
Fast alles dabei
In einem Karton ist das Grundsystem verpackt. Ein weiterer beinhaltet verschiedenes Zubehör für die Montage auf einem Schlepper. Es sind englische Bedienungsanleitungen enthalten. Die deutsche Version bekommt man per E-Mail.
Grundsätzlich ist der Aufbau einfach. Die nutzungsbereite Montage dauert keine vier Stunden. Möchte man aber alle Kabel an einem modernen Schlepper unter den Verkleidungen verlegen, dauert die Installation auch gut doppelt so lange.
Für den Lenkradmotor gibt es verschiedene Hülsen mit Verzahnung. Hat man das originale Lenkrad demontiert, sucht man sich die passende Hülse für die Lenksäule raus. Laut Eder sollte hier für jeden Schleppertyp eine passende Hülse beiliegen.
Der schwierigste Teil der Montage ist die Verdrehsicherung des Lenkradmotors zu installieren. Zwar liefert Eder verschiedene Anbauteile mit, doch diese kann man häufig nur bei rustikalen Lenksäulen nutzen.
Bei komplett verkleideten Lenksäulen lässt sich kaum der Motor verdrehsichern, ohne die Verkleidung zu demontieren oder zu modifizieren. Für den Test haben wir mit einem Spanngurt gearbeitet. Keine elegante, aber rückstandslos zu entfernende Lösung.
Wir montierten das System auf einem John Deere 6115R. Dabei hatten wir das Problem, dass der Armaturenträger konkav ist. So berührte der Motor die Verkleidung. Abhilfe schaffte eine längere Hülse für den Lenkradmotor, welche Eder kostenlos auf Nachfrage lieferte und jetzt auch immer mitliefert.
Den GNNS-Empfänger platzierten wir vorne in der Mitte auf dem Kabinendach. Hier griffen wir zu doppelseitigem Klebeband, um die Dachhaut nicht zu beschädigen. Im Empfänger ist die gesamte Steuereinheit samt Gyroskop enthalten.
Für die Verbindung der Komponenten liegen dem Paket zwei Kabelstränge bei. Das hat uns deutlich besser gefallen, als kabellose Verbindungen anderer Hersteller. Die Kabellängen waren bei uns jedoch zu kurz. Laut Eder hat FJDynamics diese bereits angepasst. Zudem gibt es kostenlos Verlängerungskabel.
Für die Stromversorgung sind wir direkt an die Batterie des Schleppers gegangen. Ein Hauptschalter lässt sich in der Kabine anschrauben oder kleben. Das ist gut gelöst, um auch das System auf der Straße komplett stromlos zu schalten.
Für ein ordentliches Lenkverhalten auch bei geringen Geschwindigkeiten liegt dem Set ein Lenkwinkelsensor bei. Der Clou: Dieser arbeitet berührungslos und muss damit nur auf dem Achsschenkel des Vorderrades platziert werden. Das war kein Problem.
Kleiner Hinweis am Rande: Die erste Generation des Lenksystem hatte noch zwei Empfänger auf dem Dach und ein separates Gyroskop. Die Montage und Verlegung der Kabel war dementsprechend aufwändiger.
Sim-Karte
Das Terminal lässt sich mit einer mitgelieferten RAM-Halterung gut positionieren. Vor dem ersten Start setzten wir seitlich eine Micro-Sim-Karte ein. Eder schickt zuvor per Post eine SIM-Karte vom Anbieter 1NCE und mit einem Startguthaben von 500 MB.
Die SIM nutzt das Telekomnetz. Wir hatten bei unserem Einsatz im Münsterland keine Verbindungsprobleme. Ist das Guthaben aufgebraucht, muss man auf der Website des Anbieters nachladen (8 €/500 MB). Es lässt sich aber auch jede beliebige andere SIM-Karte nutzen.
Welche Einstellungen man im Terminal für die SIM-Karte eingeben muss, beschreibt eine gute, bebilderte Anleitung von Eder – schön.
Wir nutzen das RTK-Signal Sapos des Landes NRW. Die Zugangsdaten lassen sich im Menüpunkt „Korrekturquelle“ eingeben.
Wenn das Guthaben aufgebraucht ist, entfällt der RTK-Empfang. Um mit einem ungenaueren Signal fahren zu können, muss man dieses im Menü aktiv auswählen. Besser ist da die Lösung einen Hotspot mit dem eigenen Smartphone aufzubauen und per integriertem WLAN des Terminals aufs Internet zuzugreifen. Stellt man übrigens das Signal um, gibt das Display den Hinweis, dass die aufgezeichneten Grenzen mit einem anderen Signal aufgezeichnet wurden – top.
Erstinstallation
Das Terminal lässt sich auf der Rückseite mit einem Knopf ein- und auch ausschalten. Die Software basiert auf dem Android-Betriebssystem. Beim ersten Start öffnet sich ein Installationsmenü. Hier kann man sich einfach durchtippen und Dinge wie das Installationsdatum eingeben. Zudem muss man sich einen FJDynamics-Account einrichten. Zu den Möglichkeiten später mehr.
Bevor wir mit der Kalibrierung des Systems starteten, haben wir das System geupdatet. Das ist einfach drahtlos möglich. Bei der Abfrage zeigte uns das System an, dass die neueste Software-Version installiert war. Bei der Recherche im Internet stießen wir jedoch auf eine neuere Version. Laut Eder werden nur große Softwareneuerungen angezeigt. Doch Eder schaltet auf Nachfrage auch Zwischenstände als Update frei. Diese lassen sich dann auch drahtlos herunterladen und installieren.
Wir arbeiteten dann mit der Softwareversion 4.1.3.10 (G00). Im Vergleich zur Vorgängerversion sind hier einige Begriffe geändert und damit deutlich verständlicher.
Insgesamt merkt man dem System aber an, dass die Entwicklung nicht in Deutschland stattfindet und die Formulierungen aus dem Übersetzer kommen. Auch die Strukturierung könnte etwas besser sein. Zudem sollte FJDynamics die Menüführung durch eine einheitliche Logik verbessern. Befindet man sich beispielsweise im Untermenü muss man im oberen linken Bildschirmrand zurück klicken, um anschließend am rechten Bildschirmrand aus dem Menü zu gelangen.
Kalibrierung
Wie bei anderen Lenksystemen auch muss man die Fahrzeugabmessungen und die Position der Antenne eintragen. Dabei kann man mehrere Schlepper speichern und die Daten später wieder aufrufen. Das erleichtert den Einsatz des Systems auf mehreren Fahrzeugen im Wechsel.
Um den Umbau weiter zu erleichtern, sollte man jedoch einen kompletten zweiten Kabelbaum (835 €) und gegebenenfalls einen Lenkwinkelsensor (400 €) ordern. Dann braucht man nur den Lenkradmotor, das Terminal und die Antenne umsetzen.
Für jedes Fahrzeug kalibriert man den Lenkwinkelsensor und das Fahrzeug als solches. Im Menü wählt der Fahrer die Art des Lenkwinkelsensors aus. Hier kann man auch angeben, dass kein Sensor installiert ist – z. B. für Raupenfahrzeuge. Zudem ist der maximale Wendewinkel einzugeben. Anschließend drückt man auf „Kalibrierung“, womit man die Eingabe bestätigt. Die Übersetzung ist hier noch fehlerhaft.
Bei der „Fahrzeugkalibrierung“ zeigt das System die aktuellen eingestellten Werte an. Bei der Durchführung muss man eine 50 m gerade Linie auf ebenem Untergrund fahren. Anschließend lenkt das System hier selbstständig und stellt die Werte selbst ein. Das ist einfach und verständlich.
Anbaugeräte
Über die „Anbaugeräte-Bibliothek“ lassen sich die verschiedenen Geräte anlegen und auswählen. Hier gibt es noch Potenzial. Da gibt es Kleinigkeiten wie nur wenige vorkonfigurierte Anbaugerätetypen oder schwierige Übersetzungen (Art der Verbindung: Dreipunktaufhängung, Abschleppen, Vorderradaufhängung).
Kniffliger wird es hingegen bei Anbaugerätekombinationen wie Mähkombis, denn man kann nicht ein Front- und ein Heckgerät zeitgleich auswählen. Auch die virtuelle Darstellung im Kartenmenü stimmt nicht mit dem eingegebenen Werten überein. Gut hingegen sind die Symbole neben den einzelnen Parametern. So weiß man auch ohne genaue Übersetzung, welchen Wert man eingeben muss.
Felder und Spurlinien
Im Feldmenü lassen sich die Felder anlegen und benennen. Unter jedem Schlag können auch mehrere Grenzen und Basislinien abgelegt werden, das ist schön. Wählt man ein Feld vor, bekommt man die Umrisse angezeigt – ebenfalls bei den Grenzen und Basislinien. Zudem gibt es ein Auftragsmenü, unter dem die einzelnen Arbeiten laufen, um die Bedeckungskarte abspeichern zu können.
Apropos Bedeckungskarte: Da das Terminal nicht auf die Hubwerksposition zugreift, muss man im Display den Button „Aufzeichnen“ drücken, damit die bearbeitete Fläche aufgezeichnet wird. Ist die Lenkung aktiv, ist die Fläche blau, bei deaktivierter Lenkung gelb, das ist gut gelöst.
Bei der Arbeit
Startet man das Terminal, dauert es lediglich 30 Sekunden, bis es hochgefahren ist. Fährt man aus der Scheune, hat es bereits nach 90 Sekunden RTK-Empfang. Da die Steuerung auf Dauerplus geschaltet ist, fährt die Software auch nicht bei kurzen Pausen oder abgewürgtem Schlepper herunter – schön. Fährt man das Terminal herunter ohne die Stromversorgung zu trennen, ist es nach etwa 40 Sekunden wieder voll betriebsbereit.
In der Kartenansicht zeigt der 25,5 cm große Bildschirm den Flächennamen, die Spurnummer, die aktuelle Abweichung, die Flächengröße, die noch zu bearbeitende Fläche, die Flächenleistung und die Geschwindigkeit an.
Am unteren Bildschirmrand gelangt man ins allgemeine Menü, in eine Übersichtsseite zur schnellen Flächenwahl, zur Spurerstellung, zum schnellen Spurwechsel und zur automatischen Lenkung. Dass man die automatische Lenkung unter dem Begriff „Manuell“ mit dem Symbol eines Schaltgetriebes findet, ist nicht selbsterklärend, aber für die spätere Arbeit nicht mehr relevant.
Es lassen sich AB-Gerade, AB-Konturen, A+Winkel und Kreisspuren aufzeichnen. Für AB-Geraden muss man mindestens 10 m zwischen den Punkten fahren. Bei der A+Winkel-Spur kann man den Winkel manuell eingeben oder die aktuelle Fahrzeugrichtung wählen. Das ist alles ordentlich und intuitiv gelöst.
Schön ist auch die Verschiebefunktion von geraden Spurlinien. Hier kann man die Linie um einen vorgewählten Wert verschieben, oder auch auf die aktuelle Position versetzen. Anders hingegen das Verschieben von Konturen. Hier verschiebt man die gesamte Spurlinie per Kreuztasten um einen zu wählenden Wert.
Das Problem, möchte man z. B. um die halbe Arbeitsbreite verschieben, ist die ursprüngliche und die neue Spur nicht durchgehend diese halbe Breite versetzt. Das machen alle anderen Hersteller deutlich besser. Hier muss FjDynamics zwingend nacharbeiten.
Lenkeingriffe
Die Antenne empfängt Signale der Satelliten GPS, Glonass, Galileo, BeiDou und QZSS. Insgesamt kommt das System bei der Arbeit meist auf über 30 Satelliten. Verbindungsabbrüche waren nur direkt unter Bäumen festzustellen.
Der Lenkradmotor arbeitet schön leise und ruhig. Die Lenkparameter lassen sich einstellen. Wir kamen mit leicht angepassten Werten gut zurecht. Die Genauigkeit passte beim Säen nach einmal kalibriertem Fahrzeug und Anbaugerät gut.
Fürs Anbaugerät gibt es ein extra Anleitungsmenü, welches unterstützt, wenn die Überlappung nicht passen sollte. Auch das Lenken mit Frontpacker funktionierte im Test, wenn man etwa 150 kg des Packergewichts auf den Schlepper zog.
Verbesserungswürdig war bei unserem Einsatz das Einfahren in die Spur. Nicht immer wählte das System die gedachte Linie aus. Der Hersteller hat darauf reagiert und zum Jahresanfang ein Update rausgebracht. Wir testeten dies in einem Kurzeinsatz auf befestigten Flächen. Dabei trat dieser Fehler nicht mehr auf. Wie sich das Update im Feld – auch mit der „Intelligenten Näherungsfunktion“– verhält, werden wir bei Gelegenheit testen. Optional gibt es zwei automatische Wendemanöver (U- und AUX-Turn), die wir aber nicht freigeschaltet hatten.
Im Einzellinienmodus verschiebt das System die Spurlinie immer auf die aktuelle Position beim Aktivieren des Systems. Wir konnten die Funktion sinnvoll beim Pflügen nutzen.
Am Vorgewende schaltet man das Lenkrad am besten über den Button im Terminal wieder ab. Denn einfach ins Lenkrad greifen ist nur schwer möglich. Auch wenn man die dazugehörige Funktion „Wechseln in den manuellen Modus“ aktiviert hat und die Zeit auf „Kurz eingreifen“ steht, muss man schon sehr kräftig ins Lenkrad greifen oder etwa 2 Sekunden das Lenkrad festhalten und auf einen Lenkimpuls warten, um die aktive Lenkung zu deaktivieren. Da sollte FJDynamics noch an der Feinabstimmung arbeiten.
Zusatzfunktionen
Gut gefallen hat uns die zusätzliche Bluetooth-Fernbedienung (215 €). Hiermit kann man das Lenksystem ein- und wieder ausschalten, die Bedeckungskarte aktivieren und Spuren verschieben. Da man die Fernbedienung z. B. nah an die Hubwerksbedienung positionieren kann, braucht man so im Einsatz nicht mehr umgreifen – ein echter Komfortgewinn. Für Komfort können auch die WLAN-Kameras sorgen. Bis zu zwei Stück lassen sich an dem Terminal einbinden.
Das Terminal bietet die Möglichkeit über das NMEA-Protokoll die GPS-Daten an Anbaugeräte über eine RS232-Schnittstelle weiterzugeben. Dazu benötigt man ein zusätzliches Kabel (79 €). Ebenfalls optional ist die Möglichkeit mit dem Terminal auch Isobus-Maschinen bedienen zu können. Ein solcher Isobus-Strang kostet 840 € (nicht im Test). Für vorgerüstete Traktoren gibt es auch ein InCab-Kabel.
Drahtlos
Über den FJDynamics-Account lassen sich vom Terminal per Mobilfunk einzelne Felddaten an andere Accounts weiterleiten. So können mehrere Lenksysteme mit den gleichen Daten arbeiten.
Über das Farm Management Portal des Herstellers lassen sich zudem alle angelegten Felder und Basislinien betrachten. Wir konnten leider diese hier nicht bearbeiten und auf andere Terminals schicken. Doch das soll inzwischen möglich sein. Im Test legten wir hingegen komplett neue Felder an und erstellten gerade Spurlinien. Diese lassen sich dann problemlos auf das Terminal übertragen. Auch Aufträge lassen sich für die am Computer erstellten Felder anlegen. In dem System ist die Position des Traktors abrufbar.
Fazit
Beim Premo+ AT2 Lenksystem von Eder bzw. das FJDynamics AT2 sind uns negativ die Softwareprobleme beim in die Spur Lenken und beim Verschieben von Konturen aufgefallen. Hier hat der Hersteller teils schon reagiert. Über den drahtlosen Updateservice ist das auch kein Problem.
Wie die neue Softwareversion 4.1.3.13 sich im täglichen Einsatz bewährt, werden wir im Frühjahr testen. Mit anderen kleinen Einschränkungen gegenüber manch etablierten Herstellern kann man gut leben, besonders da der Preis interessant ist. In Zukunft soll das Terminal sich auch zum vollwertigen Isobus-Terminal aufrüsten lassen. Sobald diese Funktionalität verfügbar ist, möchten wir das ebenfalls noch testen. Alles in allem ein gutes Paket, bei dem man den Service eines deutschen Händlers hat.