Dieser Artikel erschien zunächst auf profi.de.
Kurz mit dem Klauenmesser abgerutscht oder beim Festschrauben der Klauenpflegescheibe nicht aufgepasst - und schon klafft am Finger eine Wunde: Als wir von profi mit der Firma Allredo, Spezialist für Zubehör in der Klauenpflege, über unseren Test von 13 Klauenpflegescheiben diskutierten, kamen wir auf Schnittschutzhandschuhe zu sprechen. Denn die Arbeit an den Klauen birgt ein Risiko von Schnittverletzungen, dennoch tragen die meisten bei der Arbeit oft nur leichte Handschuhe. Damit war unser Interesse geweckt.
Niro-s eco 5005 Schnittschutzhandschuh: Guter Tragekomfort
Kurzerhand orderten wir für einen Test den Schnittschutzhandschuh eco 5005 von Niro-S. Niro-S ist eine Marke der Firma Friedrich Münch aus Mühlacker. Neben dem genannten Modell stellt Münch eine Vielzahl an Handschuhen für verschiedenste Sparten her, z. B. für die Automobilindustrie, fürs Elektrohandwerk oder den Garten- und Landschaftsbau.
Beim Anprobieren erleben wir gleich die erste Überraschung: Der eco 5005 fällt eine ganze Nummer kleiner aus. Gut, dass er bis Größe 12 lieferbar ist.
Mit angezogenem Handschuh dann die zweite Überraschung: Der Tragekomfort der mit strapazierfähigem sowie wasserabweisendem Polyurethan beschichteten Handschuhe gefällt. Ebenso die Fingerbeweglichkeit und das Feingefühl. Wasserdicht ist der Handschuh nicht.
Eingeschränkter Schnittschutz
Der Handschuh basiert auf HPPE-Fasern (High Performance Polyethylen) Gauge 13. Die Fasern gelten als robust, wobei Gauge (engl., sprich: gäsch) die Faserdicke und damit die Maschenzahl pro 2,5 cm Handschuh beschreibt. Gauge 13 beim Handschuh gilt dabei als fein und dicht gewirkt. Dem können die Tester gut zustimmen.
Die Schnittschutzkategorie gibt der Hersteller mit 5/D an. Nach der alten EN-Norm 388:2003 würde damit der Handschuh der höchsten Schnittschutzkategorie entsprechen. Nicht aber gemäß der aktuellen Norm EN 388:2016. Diese reicht bis F, doch erreicht der eco 5005 nur D. Tatsächlich bewirbt Niro-S den eco 5005 auch nur mit der Eigenschaft „schnitthemmend“.
Niro-s eco 5005 Schnittschutzhandschuh in der Praxis
Für den Test wurde der Handschuh über die Klaue einer geschlachteten Kuh gezogen. Im ersten Versuch drückten die Tester die Klinge eines Klauenmessers sowohl auf die Vorder- als auch Rückseite des Handschuhs auf. Obwohl hier ordentlich gedrückt wurde, hielt der Handschuh dem problemlos stand.
Ein anderes Ergebnis lieferte jedoch der zweite Versuch. Hier pressten wir von profi das Messer mit einem ziehenden Schnitt in einem Winkel von 15° auf den Rücken des Handschuhs auf. Zu unserem Erschrecken gingen die berührten Fäden nun spontan entzwei. Andererseits: Ohne den Schnittschutz hätte es wohl eine tiefe Wunde gegeben.
Zu guter Letzt setzten wir auch den Winkelschleifer an - ein extremer Test, um die Grenzen aufzuzeigen. Der Winkelschleifer durchtrennte ohne Aufregung die HPPE-Fäden. Hier darf man also vom Handschuh keinen Schutz erwarten. Diesen verspricht er bei dieser Belastung aber auch nicht.
Kurz erklärt: EN 388:2016 - So wird geprüft
Nach der seit 2016 in Europa gültigen Norm EN 388 entfällt bei der Überprüfung der Schnittschutzklasse der Coupe-Test. Nach ihm durchgeführte Tests behalten jedoch ihre Gültigkeit.
Bei Tests nach der neuen Norm wird ein Messer mit gerader Klinge bis zum Durchschnitt über den Prüfling geführt. Der Test nach ISO 13997 wird sechs Mal wiederholt, jedoch jedes Mal mit einer höheren Kraft (Newton (N)). Abhängig vom Kraftbedarf lässt sich so in sechs Schnittschutzklassen von A bis F unterscheiden:
- A: mindestens 2 N
- B: mindestens 5 N
- C: mindestens 10 N
- D: mindestens 15 N
- E: mindestens 22 N
- F: mindestens 30 N