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Trends im Pflanzenschutz: Gezielter, genauer, variabler

Beim Pflanzenschutz geht es auch um Schlagkraft. Doch die Firmen kümmern sich in erster Linie darum, ihre Maschine schlauer zu machen.

Lesezeit: 10 Minuten

SCHNELL GELESEN
Kameras identifizieren beim Spot-Spraying Unkräuter auf braunem Boden oder sogar in grünen Beständen. Die Düsenventile öffnen sich nur dort.
Applikationskarten lassen sich beim Pflanzenschutz nutzen. Quelle sind Satelliten- oder Drohnenbilder.
Pulsweitenmodulation (PWM) zieht mehr und mehr in die Praxis ein.
Aktive Gestängeführung gibt es auch bei den Anbaugeräten.
Punkteinträge sollen Lösungen zum sicheren Befüllen (CTS) verhindern.

Der chemische Pflanzenschutz ist in der Öffentlichkeit nach wie vor ein Reizthema. Deshalb ist die genaue und standortspezifische Applikation einer der wichtigsten Agritechnica-Trends. Das soll helfen, den Mitteleinsatz weiter zu reduzieren.

Im Bereich der Herbizide arbeiten verschiedene Unternehmen am Spot-Spraying: Kameras am Gestänge blicken nach vorne und erkennen die Verunkrautung. Sie öffnen dann nur über den unerwünschten Pflanzen die entsprechenden Teilbreiten oder Düsen.

Besonders aktiv ist das Unternehmen One Smart Spray – ein Joint Venture von Bosch und BASF. Die Technologie kommt u.a. an Maschinen von Amazone, Agco oder Dammann zum Einsatz. John Deere hat sein See & Spray Ende 2022 auf der Sima erstmalig in Europa präsentiert. Hardi nennt das entsprechende System SpotSelect. Nach eigenen Aussagen soll es zeitnah auf den Markt kommen. Kuhn arbeitet beim I-Spray mit dem Unternehmen Carbon Bee zusammen. Kuhn will ab Anfang 2024 erste Systeme vermarkten.

Fortschritte machen die Entwickler vor allem bei den Kamerasystemen und der Bildauswertung. Der Einstieg ist das Erkennen von „Grün auf Braun“, also Unkräuter im Vorauflauf. Zunehmend sind die Systeme in der Lage, in Beständen Unkräuter zu unterscheiden (Grün auf Grün). Insgesamt muss sich zeigen, ob der Aufwand letztendlich auch wirtschaftlich ist.

DAT (über geo-konzept) ist ein norwegisches Unternehmen, das zur teilflächenspezifischen Unkrautbehandlung mit dem Ecopatch eine kostengünstigere Nachrüstlösung für Isobus-fähige Spritzen mit automatischer Teilbreitenschaltung anbietet. Am Gestänge werden dazu sechs bis acht Kameras moniert. Eine KI wertet die Bilder aus und steuert die Teilbreiten, sobald der Schwellenwert der Unkrautbedeckung überschritten ist.

Interessant ist, dass auch die Düsenhersteller neu entwickelte Produkte speziell fürs Spot-Spraying zeigen. Ein Beispiel dafür ist die SpotFan-Düse von agrotop.

Die Kameratechnik ist bisher auf den Einsatz von Herbiziden begrenzt. Aber auch in anderen Bereichen ist die standortspezifische Applikation möglich. So lassen sich die notwendigen Daten z.B. auf Basis von Satelliten-Biomassekarten erfassen und zur Dosierung von Wachstumsreglern bzw. auch Fungiziden nutzen. Mit Systemen zum direkten Einspeisen von Pflanzenschutzmitteln ist dann auch der variable Einsatz einzelner Mittel möglich. Dazu hat Amazone das DirectInject entwickelt. Eine Pumpe dosiert ein weiteres Mittel standortspezifisch und variabel in eine Grundbrühe. Das System hat mittlerweile die Serienreife erreicht und kommt jetzt auch für die Selbstfahrer Pantera 4504 und 7004.

Zur Bekämpfung einzelner Unkräuter sind Satellitenbilder nicht geeignet. Aber Drohnenbilder könnten dies künftig ermöglichen. Hardi stellt mit GeoSelect eine Spot-Applikation auf Basis von hochauflösenden Drohnenkarten vor.

Mit dem Section-Rate-Control SRC bietet Dammann eine prozentuale Anpassung der Ausbringmenge pro Teilbreite an. Dazu schaltet das System die Mehrfachdüsenkörper teilflächenspezifisch. Für die teilflächenspezifische Ausbringung von Flüssigdünger zeigt Lechler die Düse VR mit variablem Volumenstrom. Für die randscharfe Applikation von Flüssigdünger ist die FB-Düse von Lechler gedacht.

Pulweitenmodulierung: hochpreisig, aber praktisch

Ein weiterer wichtiger Trend der letzten Jahre ist die Pulsweitenmodulation (PWM) der Düsenschaltung. Hierbei bestimmt nicht der Druck die Ausbringmenge sondern vor allem das elektrische Ventil, das sich rasend schnell öffnet und schließt und über die Öffnungsdauer (Pulsweite) die Ausbringmenge regelt.

Diese Ausstattung hat ihren Preis, bietet aber eine Reihe von Vorteilen: So verdreifacht die PWM den Bereich einer Düse – für viele Einsätze würden einzelne Düsen und damit Einfachdüsenträger reichen. Meist lassen sich Düsen mit doppeltem Kaliber einsetzen.

Die PWM ermöglicht ein aktives Regeln der Ausbringmenge über einen weiten Geschwindigkeitsbereich. Das zahlt sich besonders bei wechselnden Fahrgeschwindigkeiten in hügeligem Gelände aus. Auch in Querrichtungen sind unterschiedliche Mengen möglich. Das ist ein Vorteil bei Kurvenfahrten, bei denen normalerweise an der Kurveninnenseite des Gestänges zu viel und außen zu wenig ausgebracht wird. Hersteller berichten, dass die Nachfrage nach dieser Technik steigt.

Die Düsenhersteller bieten deshalb spezielle Produkte für die PWM an. Denn das Pulsieren des Flüssigkeitsstroms bringt Injektordüsen teils an ihre Grenzen. Von agrotop kommt zur Messe eine SoftDrop-Flachstrahldüse, die eine grobtropfige Applikation ohne Injektor ermöglicht. Die Düsen sind in den Größen 110-04 bis 110-10 verfügbar, die 04er und 05er sind bereits mit 90 % Abdriftminderung beim JKI eingetragen. Bei Lechler heißt die Non-Venturi-Düse XDT. Sie bietet einen 40°/40°-Doppelflachstrahl für höhere Fahrgeschwindigkeiten und 130° Strahlbreite für niedrige Gestängehöhen.

Eine Alternative zum PWM bleiben automatisch schaltende Mehrfachdüsenträger. Auch hier sind Komfortmerkmale wie eine Kurvenkompensation möglich. Bei den Düsen gibt es keine Einschränkungen im Vergleich zur PWM. Altek bringt deshalb den Vierfachdüsenblock Smart-C-Spray auf den Markt.

Vom gleichen Hersteller kommt der Nozzle-Spy. In Kombination mit dem Smart-C-Spray überwacht das System permanent den Durchfluss von 0,25 bis 9,6 l/min. Die visuelle Kontrolle der Düsen entfällt.

Neben den Düsen für PWM-Systeme tauchen noch abdriftstabilere Düsen auf. Hier kommen die ersten Düsen sogar mit einer 95 %igen Abdriftminderungsklasse auf den Markt. Von Lechler wird eine solche Eintragung für ihre XDT Düse für 2024 erwartet. Dies sind jedoch Spezialdüsen, die maximal ergänzend in Bereichen wie z.B. dem Vorauflauf oder bei systemischen Präparaten eingesetzt werden können.

Pflanzenschutzmittel sicher und sauber einfüllen

Sogenannte Closed-Transfer-Systeme (CTS) zum sicheren Befüllen können Hautkontakt und Verschütten von Pflanzenschutzmitteln zuverlässig verhindern. Hier gibt es seit einigen Jahren zwei gängige Lösungen: Entweder wird ein separater Adapter vorher auf den Kanister geschraubt (easyFlow M von agrotop) oder in den Deckel des Kanisters ist ab Werk ein separater Verschluss integriert, der über ein spezielles Gerät in der Füllstrecke geöffnet wird. Diese Lösung heißt Easyconnect. Fast alle gängigen Anbieter von Pflanzenschutzmitteln unterstützen dieses System mittlerweile. Auf der Agritechnica wird von agrotop übrigens ein Adapter zwischen beiden Systemen erwartet.

Bei den ersten Lösungen zum Easyconnect war das Dosieren von Teilmengen noch nicht praxistauglich gelöst. Lechler stellt in Hannover dazu eine neue Lösung vor, die eine kontaktlose Dosierung von Teilmengen ermöglicht. Kern ist ein integriertes, elektronisches Wiegesystem.

Mehr Komfort für Anbauspritzen

Die Anbauspritzen lassen sich mittlerweile oft mit (fast) allen Ausstattungsmerkmalen der gezogenen Geräte aufrüsten. Hier ist die sogenannte Take-Rate – also die wirkliche Bestellung durch den Kunden – aber deutlich geringer. Die automatische Teilbreitenschaltung hat sich allerdings auch bei den größeren Anbaugeräten weitgehend durchgesetzt. Sie ist ein sehr effizienter Ansatz, Mittel einzusparen.

In Hannover haben die Anbauspritzen „Leeb CS“ von Horsch ihre offizielle Premiere. Drei Behälter mit bis zu 2.200 l stehen zur Verfügung. Auch andere Firmen bauen ihr Lieferprogramm bei den Anbaugeräten nach oben aus.

Für kleinstrukturierte Regionen sind Kombinationen aus Fronttank und gut ausgestatteter Anbauspritze interessant. Fast alle Firmen für Pflanzenschutztechnik haben mittlerweile diese „kleinen Selbstfahrer“ im Angebot.

Teils können die Fronttanks auch solo bzw. mit anderen Geräten eingesetzt werden, z.B. zur Bandspritzung oder flüssigem Düngen beim Hacken oder Säen. Horsch Leeb nennt den Fronttank CT – Combination Tank. Es gibt drei Größen von 1.400 bis 2.400 l.

Interessant ist die Integration des Fronttanks in den Flüssigkeitskreislauf: Muss die Spritzbrühe getrennt für beide Tanks angemischt werden, oder gibt es Lösungen, die das einmalige Anmischen für das ganze Volumen ermöglichen – immerhin bis teils bis über 4.000 l? Eine Idee in dieser Richtung heißt TwinFill und kommt von Kverneland.

Auch bei den „richtigen“ Selbstfahrern bauen die Firmen ihr Angebot aus. Neu von Amazone kommt die Pantera 7004 mit einem max. Volumen von 7.000 l und einer neuen Kabine. Die Maschine hat ein neues Einzelrad-Längslenker-Fahrwerk mit hydropneumatischer Federung.

Die hydraulische Verstellung ermöglicht Spurweiten von 2 bis 2,75 m oder von 2,25 bis 3 m. Für die Pantera sind Gestänge-Arbeitsbreiten von 24 bis zu 48 m lieferbar.

Horsch Leeb zeigt mit dem VT einen Selbstfahrer mit variabler Spurverstellung von 1,80 m bis 2,40 m. Die Maschinen bieten 5.000 bzw. 6.000 l Behältervolumen. Mit diesem Modell führt der Hersteller auch eine neue Kabinengeneration bei allen anderen Selbstfahrern ein.

In Deutschland dominieren aber auch auf den größeren Ackerbaubetrieben nach wie vor die Anhängespritzen. Dammann erweitert das Angebot deutlich nach oben und stellt in Hannover mit der Profi-Class Tridem eine 20.000 l-Spritze vor. Die Maschine bietet einen 500 l-Frischwasservorrat und ist bis 50 km/h zugelassen.

Hardi erweitert die Baureihe Aeon nach oben. Es kommen zwei neue Modelle mit 6.000 und 7.000 l Nennvolumen dazu. Im Bereich der kompakten Anhängespritzen baut Kuhn die Lexis-Baureihe aus. Die Maschinen bieten 2.400 bis 3.800 l Volumen und 18 bis 28 m Arbeitsbreite. Bei der höheren Baureihe Metris 2 baut Kuhn die Ausstattungsoptionen aus.

Gestänge: Breiter und ruhiger

Die Arbeitsbreiten wachsen weiter. So wird bspw. Amazone beim Super L3-Gestänge das Angebot nach oben bis 48 m erweitern. Beim breitesten Gestänge bestehen die jeweils letzten Segmente aus leichtem Karbon. Auch Dammann zeigt ein 48 m-Gestänge, das an der Profi-Class Tandem, der Tridem-Spritze und dem Trac verfügbar ist.

Bei den Anbauspritzen wachsen die Arbeitsbreiten ebenfalls. Bei Hardi heißt hier das neue Gestänge Pro Force. Die neue Zentralpendel-Aufhängung trägt Arbeitsbreiten bis 28 m. Es hat serienmäßig eine elektrohydraulische Steuerung der Funktionen.

Die Ingenieure entwickeln die Technik weiter und schenken den Gestängen immer mehr Freiheitsgrade. Ein Beispiel dafür ist die Gestängeführung ContourControl an der Anbauspritze UF 02 von Amazone. Hier können bei der Fahrt über Kuppen beide Seiten jeweils abgesenkt und bei der Fahrt durch Mulden die Segmente getrennt auch angehoben werden. Damit soll auch bei 25 cm Düsenabstand ein Zielflächenabstand von weniger als 50 cm präzise eingehalten werden.

Kuhn bietet bei der Höhenführung Boom Assist drei Varianten an: Slant Pro, Total Pro, Extreme. Beim der Vollausstattung regeln drei Ultraschallsensoren die Gestängeführung am Hang und die Anwinkelung des Gestänges.

Der Trend zur Aufrüstung von Spritzen für die Bandspritzung in Reihenkulturen schwächt sich etwas ab. Vor allem, wenn beim Drillen die Anschlussfahrten nicht sehr genau passen, ist es kaum möglich, über die große Arbeitsbreite alle Reihen exakt mit den schmalen Bandspritzdüsen zu treffen. Dammann hat deshalb die reihenspezifische Düsenpositionierung RSD in der Mitte geteilt und mit zwei unabhängigen Kamera-Lenksystemen ausgestattet.

Als etwas gegenläufige Entwicklung bieten immer mehr Firmen (wieder) Bandspritzausstattungen für ihre Hacktechnik an. Dabei ist in der Fronthydraulik ein Behälter komplett mit Pumpen und Dosiertechnik montiert. Lemken bspw. nennt sein System in diesem Bereich SprayHub.

Der Düsenspezialist agrotop baut das Angebot an Bandspritzdüsen mit 40°-Winkel und Rechteckgeometrie weiter aus. Die RowFan 40-02 ist bereits mit 90 % Adriftminderung vom JKI anerkannt, die 40-01 soll folgen.

Bisher haben nur einige Firmen, u.a. Horsch Leeb, auf hydraulische Pumpenantriebe gesetzt. Bei diesen Lösungen lässt sich die Drehzahl unabhängig von der Motordrehzahl des Traktors regeln. Das bringt bei der Mengensteuerung Vorteile und spart Kraftstoff, wenn die Motor-Getriebesteuerung das Fahrzeug unabhängig von einer vorgegebenen Zapfwellendrehzahl im günstigen Bereich halten kann.

Zur Agritechnica bringen weitere Anbieter hydraulische Pumpenantriebe für ihre Spritzenbaureihen. Ein Beispiel dafür ist die Amazone Anbauspritze UF 02. Für das Befüllen, Rühren, Spritzen lassen sich unterschiedliche Drehzahlen abspeichern. Altek und Bertolini zeigen eine Pumpe, bei der alle wasserführenden Teile aus dem sehr beständigen Polypropylen bestehen.

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