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topplus Pflanzenschutz im Getreide

Darum müssen Landwirte gegen Fuchsschwanz alle Register ziehen

Gegen Ackerfuchsschwanz gilt es, alle verfügbaren Werkzeuge zu nutzen. Wie gut die verschiedenen Getreidearten und -sorten das Ungras unterdrücken können, zeigen neue Versuchsergebnisse.  

Lesezeit: 7 Minuten

Ein Fachbeitrag von Günter Klingenhagen, Natascha Droste, Daniela Röhling, Hildegard Sonderfeld-Labey, Patricia Lülsdorf, Karl-Josef Behr, Axel Kalkreuter, Johannes Klewitz, Bernd Rüter, Martin Möcklinghoff, Thorsten Müller-Esken, Hendrik Schieve, Ludger Wiechers und Eugen Winkelheide von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

Um die Unterdrückungsleistung von Getreidearten und -sorten gegenüber Ackerfuchsschwanz bewerten zu können, hat die LWK Nordrhein-Westfalen von 2019/20 bis 2021/22 Versuche auf unterschiedlichen Standorten durchgeführt. Dabei handelte es sich sowohl um Flächen, auf denen natürlicherweise Ackerfuchsschwanz vorkommt als auch um solche, die bis dato ungrasfrei waren. Bei letzteren wurde der Ackerfuchsschwanz zusammen mit dem Getreide gesät. Die Versuche wurden jeweils als randomisierte Blockanlage mit vier Wiederholungen angelegt.

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SCHNELL GELESEN

Der Saattermin bleibt der größte Hebel bei der Ackerfuchsschwanzkontrolle – doch nutzen Sie auch die unterschiedliche Unterdrückungsleistung der Getreidearten und -sorten.
Wintergerste wurde im ersten Versuchsjahr geprüft und schnitt von den Getreidearten bei der Unterdrückungsleistung am besten ab.
Innerhalb des Weizensortiments war bei Einbeziehung der Erträge die Sorte Campesino nach drei Versuchsjahren ­jeweils in der Spitzengruppe.

Unterdrückt Wintergerste am besten?

Im ersten Versuchsjahr wurden die Getreidearten Wintergerste, -roggen, -triticale und -weizen ausgewählt. Am Versuchsstandort Weslarn (Soester Börde, NRW) erfolgte die Getreideaussaat auf einem Lössboden (80 Bodenpunkte) am 13.10.2019. Der Ackerfuchsschwanz ­(2 g/m²) wurde jeweils mit dem Getreide gemischt und mit Kleinparzellentechnik ausgesät. Sowohl das Getreide als auch der Ackerfuchsschwanz liefen sehr gleichmäßig auf. Dadurch, dass alle Getreidearten zum gleichen Termin gesät wurden, ließen sich die Arten in ihrer Unterdrückungsleistung direkt miteinander vergleichen.

Das Ergebnis: Auf diesem Standort (Weslarn) konnte Wintergerste die Ackerfuchsschwanzpflanzen am besten unterdrücken. In der höheren, raueren Lage auf dem Haarstrang (Höhenzug in Westfalen) war dies nicht der Fall. Hier waren Winterroggen, -triticale und je nach Sorte auch -weizen besser geeignet.

Aus den gesammelten Erfahrungen lässt sich allerdings auch Folgendes festhalten: Generell ist der Unterschied in der Unterdrückungsleistung zwischen einem gut und einem schlecht entwickelten Bestand größer als der Unterschied zwischen den Kulturen bzw. Sorten.

Weil die Flächen am Standort Weslarn sehr homogen waren, wurden sie eingehender untersucht. Bei der  Bonitur auf ährentragende Halme  im Juni 2020 stellte sich heraus, dass die Ackerfuchsschwanzähren abhängig von der Getreideart unterschiedlich groß waren. Daher zählte man nicht nur die Ähren je m² im Bestand, sondern schnitt auch einen Teil der Parzellen mit einem Mähbalken. Das Erntegut wurde anschließend sortiert und die ährentragenden Halme von Kultur und Ungras gezählt. Zudem wurden die Ackerfuchsschwanzähren abgeschnitten, getrocknet und gewogen. Die Ergebnisse sind der Übersicht 1 zu entnehmen.

Es zeigte sich, dass Wintergerste auf diesem Standort mit durchschnittlich 21 g Fuchsschwanzähren/m2 (bei 100 % TS) in der Unterdrückunsgleistung deutlich vor dem Winterweizen lag (durchschnittlich 105 g Fuchsschwanz­ähren/m2). Neben den Einflussfaktoren Kultur und Sorte wurde in einem Fall auch der Faktor Saatstärke untersucht. So wurde die Sorte Campesino einmal mit 350 und einmal mit 400 Körnern je m2 gesät. Über die Erhöhung der Saatstärke ließ sich die Anzahl der Fuchsschwanzähren und auch das Ährengewicht um ca. 10 % reduzieren.

Im zweiten Versuchsjahr die Erträge mit einbezogen

In den Versuchsjahren 2020/21 und 2021/22 wurde auf Wintergerste verzichtet, um die randomisierten Versuche ernten zu können. Dabei ist zu berücksichtigen, dass auf zwei Dritteln der jeweiligen Parzellen ein Bodenherbizid (Herold SC/Sunfire + Trinity) im Vorauflauf zum Einsatz kam. Die Zählungen der Ackerfuchsschwanzähren fanden auf dem unbehandelten Teil statt. Nur am Standort Soest bonitierte man aufgrund des enormen Drucks auch den behandelten Teil.

Die Erntedaten beziehen sich auf die gesamte Parzelle. Im Jahr 2020/21 wurde neben Wintergerste auch auf Winterroggen verzichtet und Dinkel mit aufgenommen. Der Dinkel lag in der Unterdrückungsleistung zwischen Wintertriticale und Winterweizen. Neben Dinkel (Sorte Frankenkorn) enthielt der Versuch die Triticalesorte Randam und die Weizensorten Informer, Johnny, Campesino, Chevignon, Complice, KWS Talent, KWS Keitum, Asory, Argument und Licamero. Letztere hätte man früher als Wechselweizen bezeichnet, heute gehört Licamero in das Segment Sommerweizen. Die Sorte fiel uns in einem Spätsaatversuch als besonders schnellwüchsig auf.

Die Ergebnisse des Anbaujahres 2020/2021: Die Sorte Licamero, die auch im Folgejahr in den Versuchen stand, erreichte in beiden Jahren unter allen geprüften Weizensorten die beste Unterdrückungsleistung gegen Ackerfuchsschwanz (siehe Übersicht 2).

Sehr deutlich war dies im Versuchsjahr 2020/21 am Standort Köln zu sehen. Hier erfolgte die Aussaat allerdings auch vergleichsweise spät am 5.11.2020. Im Vergleich zu den anderen neun Weizensorten, die im Schnitt 300 Ackerfuchsschwanzähren/m² aufwiesen, wurden in der Sorte Licamero nur 223 Ähren/m² gezählt. Dies entspricht einer Reduktion von 26 % am Kölner Standort. Im zweiten Versuchsjahr erreichte Licamero ebenfalls die beste Unterdrückungsleistung innerhalb des Weizenblocks. Die Mehrleistung lag bei 18 %.

Bezieht man den Ertrag mit ein, rückt aber die Sorte Campesino in den Fokus. Denn während Licamero 2020/2021 im Schnitt von vier geernteten Standorten nur einen Ertrag von 61 dt/ha erreichte, kam Campesino auf 73 dt/ha. Auch im Vergleich zu Johnny, die als Weizensorte mit guter Unterdrückungsleistung bekannt ist, schneidet u. a. die Sorte Campesino gut ab.

Allerdings: Den eigentlichen Effekt bringt nicht die Wahl der Weizensorte, sondern die Wahl der Kultur – auch das zeigen die Ergebnisse in Übersicht 2 deutlich. So war der Ackerfuchsschwanzbesatz in der Triticalesorte Randam 60 % geringer als der Besatz im Schnitt der Weizensorten. Das spiegelte sich auch im Ertrag wider, der in der Triticale mit 92 dt/ha um 40 % höher war als der Schnitt der Weizensorten (66 dt/ha).

Drittes Versuchsjahr: Campesino in Spitzengruppe

In dem abschließenden Versuchsjahr 2021/2022 wurde das Sortiment nochmal angepasst. Neben der Triticalesorte Lumaco kam KWS Tayo als Winterroggen zum Einsatz. Beim Weizen wurden KWS Donovan, Hyvega und Obivan eingewechselt. Der Versuch ließ sich an vier Standorten bonitieren und an drei Standorten ernten.

Die Ergebnisse des Anbaujahres 2021/2022: Im Vergleich der Weizensorten zeigten Licamero, Obivan und Campesino die beste Unterdrückungsleistung. Beim Ertrag belegten KWS Donovan, KWS Keitum und Campesino die ersten drei Plätze im Weizensortiment (siehe Übersicht 3).

Betrachtet man alle drei Versuchsjahre, ist die Sorte Campesino jeweils in der Spitzengruppe zu finden. Die noch früher und schneller startende Sorte Obivan scheint ebenfalls eine gute Unterdrückungsleistung mit ansprechenden Erträgen kombinieren zu können – das zeigen zumindest die Ergebnisse aus 2021/2022. Der Sorte Licamero fehlt es an Ertragspotenzial, sie kommt aber für Spätsaaten infrage.

Allerdings: Die Unterschiede zwischen den Weizensorten sind nicht in jedem Jahr und auf jedem Standort gleich. Der sehr viel größere Effekt liegt im Wechsel vom Winterweizen hin zu den anderen Wintergetreidearten (siehe Übersicht 3).

Jedoch hat Wintergerste im Hinblick auf die Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz den Nachteil der früheren Saat. Bei Winterroggen ist es die schlechtere Verträglichkeit gegenüber Herbiziden, was auch in den Versuchen zu sehen war. So dünnten die Herbizidbehandlungen, die auf zwei Dritteln der Versuchsparzellen erfolgten, den Roggen teils um bis zu 20 % aus. Dieser Effekt ist in den dargestellten Erträgen eingepreist. Die höchste Sicherheit in puncto Etablierung eines gleichmäßigen und konkurrenzstarken Bestandes bietet Wintertriticale.

Saattermin bleibt wichtigster Hebel gegen Ackerfuchsschwanz

Der größte Hebel bei der Ackerfuchsschwanzbekämpfung ist und bleibt der Saattermin. Über die Wahl der Getreideart sind Wirkungsvorteile von mehr als 40 % zu realisieren (Triticale Lumaco im Vergleich zum Weizen Campesino in 2021/2022) – dies hat in dem Versuchsjahr zu einem Ertragsvorteil von 19 dt/ha geführt.

Im Vergleich dazu sind die Unterschiede zwischen den Weizensorten eher gering. Dennoch ist es sinnvoll, auch an dieser Schraube zu drehen. Eine großzügige Saatstärke kann den Erfolg dieser pflanzenbaulichen Möglichkeiten dann noch unterstützen.

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