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Agroforst: Wie Landwirt Uherek Pappeln als Windbrecher einsetzt

Der zunehmenden Frühjahrstrockenheit möchte Landwirt Florian Uherek mit Agroforststreifen begegnen. Sie sollen den Wind bremsen und die Verdunstung reduzieren.

Lesezeit: 6 Minuten

Baumreihen auf einem Acker, auf dem sonst Raps oder Getreide wächst – für die Bewohner des kleinen Ortes Plotha im Süden Sachsen-Anhalts ist es noch ein ungewöhnlicher Anblick.

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Das rund 30 ha große Feld, auf dem seit Juni 2021 alle 60 m Streifen mit Pappeln stehen und im Südwesten an den Ort grenzt, gehört Florian Uherek. Die Initiative, Agroforststreifen anzulegen, entstand aus der Zusammenarbeit mit Corteva Agriscience. Denn der Ackerbaubetrieb von Uherek ist einer von zwei Corteva-Innovationsfarmen, auf denen innovative Maßnahmen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft erprobt werden.

Vier Baumreihen je streifen

Als für Florian Uherek klar war, dass er ein Agroforstsystem etablieren möchte, stand als Erstes die Wahl einer geeigneten Fläche an. Hierüber entschieden aber nicht Lage oder Relief, sondern schlichtweg die Eigentumsverhältnisse. „Ich plane, die Anlage mindestens 15 Jahre zu nutzen, gerne auch länger. Da ist es mit Pachtflächen schon schwierig“, so der Landwirt.

Auch die Ausrichtung der Gehölzstreifen quer zur Hauptwindrichtung stand früh fest. „Ich hoffe, dass die Pappeln den Wind ausbremsen und dieser uns dann weniger Wasser klaut“, erläutert Uherek seine Beweggründe. „Ich möchte die rund 450 mm Niederschlag, die wir im Schnitt bekommen, so gut es geht nutzen.“

Gemeinsam mit Corteva Agriscience und Burkhard Kayser, einem auf Agroforst spezialisierten Berater, ging es dann an die Detailplanung. Eine Vorgabe war, dass der einzelne Gehölzstreifen mindestens 0,3 ha groß sein muss. Hintergrund ist der, dass die Streifen im Flächenantrag als eigenständige KUP-Fläche deklariert sind und somit – wie alle anderen landwirtschaftlichen Flächen in Sachsen-Anhalt – mindestens 0,3 ha groß sein müssen. Dies hatte zur Folge, dass vier Baumreihen je Streifen gepflanzt wurden und sich eine Gesamtbreite von 11 m ergab. Die genaue Aufteilung zeigt die Übersicht.

Da unterschiedliche Verwertungen vorgesehen sind, variieren die Abstände der Pappeln. Die Reihen mit dem engeren Pflanzabstand möchte Uherek nach fünf bis sechs Jahren das erste Mal ernten und dann in einem Abstand von vier bis fünf Jahren. Hier liegt der Fokus auf der energetischen Verwertung als Hackschnitzel. Die Pappeln in der Reihe – mit dem weiteren Abstand – möchte er 15 bis 20 Jahre stehen lassen, um sie dann als Industrieholz zu verkaufen.

Zwischen den Streifen bleiben 60 m, die mit Weizen, Raps und Co. bestellt werden. „Das sind genau zwei Spritzbreiten“, so Florian Uherek.

Pflanzung und Pflege

Der etwas unkonventionelle Ansatz mit unterschiedlichen Standzeiten und der „Pilotanlagen-Charakter“ ermöglichten es, Erfahrungen mit unterschiedlichen Pflanzgutkategorien zu sammeln. So kamen zum einen 30 cm lange Steckhölzer für den engen Pflanzabstand und 90 bis 100 cm lange Steckruten für den weiten Abstand zum Einsatz.

Sowohl Steckhölzer als auch -ruten lieferte die Lignovis GmbH aus Hamburg, die auch die Pflanzungen durchführte. Diese erfolgte für die ersten fünf Gehölzstreifen 2021 in einen Rapsbestand und für zwei weitere 2022 in einen Weizenbestand.

Da der Bestand zuvor ganzflächig bestellt war, hat Florian Uherek die Streifen nach Bedarf gemulcht. Zur Bodenbearbeitung kamen je nach Unkrautdruck Pflug, Grubber oder Scheibenegge zum Einsatz. Die Kosten für die Anlage lagen bei etwa 2.500 €/ha Gehölzstreifen.

Enormes Unkrautpotenzial

Als besonders herausfordernd sieht Uherek, die Agroforststreifen unkrautfrei zu halten. „Wir haben einfach ein enormes Unkrautpotenzial auf unseren Ackerflächen. Und da es keine Herbizide mit der Indikation Kurzumtriebs­plantage gibt, fällt der chemische Pflanzenschutz als Werkzeug weg“, so der Ackerbauer. „Da bedarf es schon Spezialtechnik aus dem Obst- oder Weinbau, um die Pappeln mechanisch sauber zu halten.“

Gut, dass Uherek mit einem Winzer befreundet ist, von dem er sich eine schmale Fräse leihen konnte. Diese setzte er 2021 etwa drei Wochen nach der Pflanzung ein. „Vor allem bei den Steckhölzern – die nur wenige Zentimeter aus dem Boden schauen – muss man aufpassen, um sie nicht zu verschütten.

Etwas einfacher ist es bei den Steckruten. Die schauen etwa 30 cm aus dem Boden“, so Uherek. „Man sollte auch beachten, dass man mit einem Fräsgang auch wieder viele Unkrautsamen zum Keimen anregt und es mit einer Überfahrt nicht getan ist. Außerdem sind die Streifen nie ganz sauber, da die Unkräuter in den Reihen weiterwachsen.“

Aufgrund der Erfahrungen aus dem Jahr 2021 testete Uherek in diesem Jahr eine andere Strategie und verzichtete komplett auf die Bodenbearbeitung vor und nach der Pflanzung. Die Pappeln ließ er direkt in den abgemulchten Weizen pflanzen. „Entweder muss man regelmäßig mit entsprechenden Geräten durchfahren oder man greift gar nicht in den Boden ein“, bringt es der Ackerbauer, der auch einen Großteil seiner Ackerkulturen im Direktsaatverfahren anbaut, auf den Punkt.

Rückblickend sagt er, war die Pflanzung in den Weizen, der sich nach dem Mulchen weiter bestockt und Unkräuter gut unterdrückt, besser als die Pflanzung in den abgemulchten Raps.

Nachdem die Pappeln angewachsen waren, setzte Uherek zur weiteren Pflege nur noch den Mulcher ein. Für die gut 3 ha Agroforststreifen hat Uherek im ersten Jahr nach der Pflanzung etwa zehn Arbeitstage für die Pflege aufgebracht.

Einen weiteren Vorteil liefert der sich neu bestockende Weizen, da er scheinbar als Ablenkfütterung für Hasen attraktiv ist. Gerade in den ersten zwei Monaten nach der Pflanzung stellt Hasenverbiss ein großes Problem dar – bei Uherek ein größeres als Fegeschäden durch das Rehwild. Um die Wildschäden und Anwachsverluste auszugleichen, hat man im Vorfeld mit 10 bis 20 % Verlust kalkuliert und die Pflanzanzahl entsprechend erhöht.

Wie geht es weiter?

Insgesamt beträgt die Agroforstfläche von Florian Uherek jetzt 3,8 ha. Auch wenn er dem System viele positive Effekte anerkennt, so muss es am Ende auch ökonomisch nachhaltig sein. „Schließlich weiß niemand, wie hoch der Preis für Hackschnitzel in 5, 10 oder 15 Jahren ist“, so Uherek.

Viele Aspekte, die Ernte und Verwertung betreffen, sind für Florian Uherek noch nicht geklärt. Aktuell denkt er über eine Eigenmechanisierung der Ernte nach, genauso wie über die Möglichkeit der Stromproduktion mittels Holzvergaser-BHKW. „Anders als bei der Planung und Anlage habe ich aktuell noch das Gefühl, dass man beim Thema Ernte und Verwertung doch sehr auf sich allein gestellt ist“, so der Landwirt.

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