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Damit Resistenzen kein Problem werden - ein Praktiker und ein Berater berichten

Die Betriebsgemeinschaft Neuhof senkt den Krankheitsdruck im Getreide mit integrierten Maßnahmen. Dazu gehört auch ein ausgeklügelter Fungizideinsatz.

Lesezeit: 7 Minuten

Aktuell kann Gerd Schonder die Pilzkrankheiten im Getreide auf den Flächen der Betriebsgemeinschaft (BG) Neuhofnoch gut kontrollieren. Damit das so bleibt, feilt der Landwirt aus dem baden-württembergischen Schöntal kontinuierlich am Fungizideinsatz, plant diesen sorgfältig und tauscht sich intensiv mit seinem Berater Jens Heisrath von der ABIP GbR aus. Gerd Schonder ist einer von zwei Geschäftsführern der BG Neuhof und verantwortet rund 2.700 ha Ackerland.

Schnell gelesen:

Die BG Neuhof kann Getreidekrank­heiten noch gut kontrollieren. Damit das so bleibt, setzt der Betriebsleiter auf Maß­nahmen des Integrierten Pflanzenschutzes.

Fungizideinsätze sollte man immer nach dem Wetter und Infektionsdruck ausrichten. „Sicherheitsbehandlungen“ sind tabu.

Im Weizen reichen oft ein bis zwei sehr gut platzierte Maßnahmen aus. Wichtig sind regelmäßige Kontrollen.

In Gerste macht Ramularia in der Region um Heilbronn eine Doppelbehandlung notwendig.

Welche Erreger dominieren?

Die wichtigsten Krankheiten im  Weizen  sind bei der BG Neuhof Septoria tritici und Schneeschimmel. „Beide Erreger treten eher in feuchten Jahren auf“, sagt Landwirt Schonder. „Ein extremes Jahr hinsichtlich Schneeschimmel war 2021 – da sind einige unserer Bestände daran während der Kornfüllungsphase regelrecht zugrunde gegangen.“ Generell – so Jens Heisrath – lassen sich die beiden Krankheiten nur schwer unterscheiden. Nach seinen Beobachtungen tritt Schneeschimmel oft auf, wenn es für Septoria schon fast zu nass ist.

Braun- und Gelbrost treten auf den Flächen der BG Neuhof immer mal wieder auf, sind aber kein großes Problem, da sie sich noch gut bekämpfen lassen. Auch Halmbruch, der teils in Frühsaaten und wintermilden Lagen vorkommt, sowie Fusarium sind für Schonder händelbar – auch dank dem Anbau gesunder Sorten. Echter Mehltau spielt in der Region um Heilbronn nach seinen Aussagen kaum eine Rolle.

In  Wintergerste  ist heute Ramularia die alles dominierende Krankheit. Das sah vor etwa fünf bis zehn Jahren noch anders aus. „Damals war Rhynchosporium noch viel relevanter. Die zunehmend trockeneren Frühjahre haben diese Krankheit aber zurückgedrängt“, so Schonder. Erwähnenswert sind noch die Netzflecken in der Gerste, die in den letzten Jahren vermehrt aufgetreten sind. „Die verfügbaren Fungizide wirken bislang aber noch ausreichend gut dagegen“, sagt er.

Integrierte Maßnahmen stehen an erster Stelle

Für Gerd Schonder beginnt der Pflanzenschutz schon weit vor der Fungizidapplikation. Für ihn steht der Integrierte Pflanzenschutz an erster Stelle. Hier die drei wichtigsten Grundsätze:

  1. Fruchtfolge und Bodenbearbeitung: Um klassischen Fruchtfolgekrankheiten wie Halmbruch entgegenzuwirken, wechseln sich auf der BG Neuhof Halm- und Blattfrüchte – deren Anteil bei 33 bis 50 % liegt – nach Möglichkeit ab. Den Anbau von Stoppelweizen vermeidet Schonder strikt, da dieser in der Ertragsleistung deutlich abfällt, sobald die Witterungs- bzw. Bodenbedingungen nicht ideal sind. Bei Gerste, die nach Weizen steht, achtet er besonders auf eine gute Häckselqualität und Verteilung des Strohs beim Mähdrusch sowie auf eine intensive Einarbeitung der Erntereste. Situationsabhängig nutzt er dafür auch mal den Pflug, der auf der BG Neuhof jährlich auf etwa 10 % der Fläche zum Einsatz kommt.
  2. Saattermin: „Wir wirtschaften hier auf rund 600 m Höhe. Dennoch strebe ich Saattermine zwischen Ende September bis Anfang Oktober an“, sagt Gerd Schonder. Eine frühe Saat sieht er kritisch, da sich Krankheiten wie Septoria tritici und Halmbruch im Frühjahr dann exponentiell ausbreiten könnten. Hinzu kommt die Gefahr von Virusinfektionen und Ackerfuchsschwanz. Weil zu späte Saaten aber ertraglich abfallen können, hält er in Summe 21 m Sämaschinenbreite auf dem Betrieb vor (drei Maschinen), um möglichst viel zum idealen Termin in den Boden zu bekommen. Dennoch kann er nicht alles innerhalb von fünf Tagen säen. Deshalb – so der Landwirt – geht man immer einen Kompromiss ein. Seine Strategie: Er startet am 25. September für drei bis fünf Tage mit Weizen, sät dann Gerste und anschließend den restlichen Weizen.
  3. Sortenwahl: Hat man sich auf der BG Neuhof vor etwa 15 Jahren fast ausschließlich am Ertrag orientiert, schaut Gerd Schonder heute viel mehr auch auf die Gesundheit und Umweltstabilität (Neigung zu Lager oder Auswuchs) der Sorten. Ein Fokus setzt er dabei auf die Krankheiten, die mit Fungiziden nur schwer zu bekämpfen sind, wie z. B. Fusarium.

Was sich in den letzten Jahren ebenfalls verändert hat, ist, dass Schonder nicht mehr nur die Landessortenversuche zur Sortenfindung heranzieht, sondern auch eigene Versuche anlegt und Versuchsergebnisse von seinem Berater Jens Heisrath nutzt – dieser prüft zusammen mit seinem Team jährlich rund 7.000 Parzellen.

Bloß keine Standardstrategie

Trotz der ausgeklügelten Fruchtfolge und dem Anbau gesunder Sorten können natürlich Getreidekrankheiten auftreten. Welche das sind und in welchem Umfang, hängt maßgeblich von der Witterung ab. „Es darf kein Schema F für eine Kultur geben“, bringt es der Pflanzenbauberater Jens Heisrath auf den Punkt. „Vielmehr ist es wichtig zu prüfen, ob eine Behandlung wirklich notwendig ist. Ein Fungizideinsatz zu EC 32 empfehlen wir z. B. nur noch in Ausnahmesituationen.“ Das entspricht auch der Philosophie von Gerd Schonder. „Wenn es der Krankheitsdruck zulässt, versuchen wir mit ein bis zwei Maßnahmen auszukommen“, so der Landwirt. Großen Wert legen beide dabei auf einen Wechsel der Wirkstoffe.

Für  Weizen  bedeutet das, dass vor allem die Maßnahmen im Schossen auf dem Prüfstand stehen. „Frühjahrstrockenheit wird immer mehr zur Regel und bremst selbst hohen Ausgangsdruck aus“, sagt Schonder. Der wirklich wichtige Zeitpunkt für eine Behandlung sei hingegen, wenn der Blattapparat voll ausgebildet ist (EC 39). Dann schauen sich Schonder und sein Berater die Bestände gemeinsam an. Erfolgt in dem Stadium eine Behandlung, hat diese, laut den beiden Experten, den größten Erfolg. Ob noch eine Ährenbehandlung notwendig ist, hängt ebenfalls vom Wetter ab. Das Augenmerk liegt bei der Abschlussbehandlung auf Braunrost und Fusarium.

Auch die Wahl des Fungizids erfolgt situationsbezogen. „Herrscht z. B. zu EC 39 ein hoher Septoriadruck, empfiehlt es sich, ein potentes Mittel mit hoher Gesamtleistung zu nutzen“, sagt Berater Jens Heisrath. Bei geringerem Druck zu diesem Zeitpunkt reichen hingegen einfache Azole aus oder die Behandlung wird nochmals verschoben. Nimmt der Krankheitsdruck in der Ähre zu, kann man dann noch auf potente Produkte zurückgreifen.

Das potenteste Mittel sollte man nah an der Infektion platzieren.

Jens Heisrath

In  Wintergerste  ist auf den Flächen der BG Neuhof dagegen eine Doppelbehandlung ein absolutes Muss – denn anderenfalls drohen enorme Ertragseinbußen durch Ramularia. Gerd Schonder setzt dazu zum Grannenspitzen (EC 49) in der Regel ein Carboxamid zusammen mit einem Kontaktfungizid ein und in der Ähre ein Azol plus Kontaktfungizid. „Der Zusatz des Kontaktmittels Folpan 500 SC ist bei uns als Standard gesetzt – zum einen, um die Wirkung effektiv zu verbessern und zum anderen, um damit die fortschreitende Resistenz des Erregers gegenüber anderen Wirkstoffgruppen zu verzögern“, sagt der Landwirt. Versuche mit Schwefelprodukten waren unbefriedigend.

Behandlungen auf den Punkt oder weglassen

Wichtig ist es für Gerd Schonder, die Krankheiten zum richtigen Termin zu bekämpfen. Das trifft besonders für die Fahnenblattbehandlung zu. „Kommt man erst zu EC 49, ist das zu spät, dann rennt man den Krankheiten hinterher“, so der Praktiker.

Viel Wert legt er zudem darauf, die Zielfläche abhängig von der Behandlung optimal zu treffen: „Wenn wir tief in den Bestand wollen, um z. B. Halmbasiskrankheiten zu bekämpfen, fahren wir etwas langsamer, um so mit größeren Tropfen bis nach unten zu kommen.“

Um die Wirkung und die Notwendigkeit der Maßnahmen zu überprüfen, legt Gerd Schonder regelmäßig Spritzfenster an. Die Erkenntnisse diskutiert er gemeinsam mit seinem Berater Jens Heisrath und nutzt sie für die Planung künftiger Maßnahmen. „Berufskollegen kann ich nur dazu motivieren, solche Kontrollfenster anzulegen. Mir hat es Mut gegeben, auch mal auf eine Behandlung zu verzichten. Und eins ist auch klar – eine eingesparte Maßnahme ist der beste Resistenzschutz“, so Schonder.

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