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Grünland im Klimawandel: Jetzt Gräserarten und Bewirtschaftung anpassen

Die frühere und längere Vegetation sowie Extremwetterlagen mit zunehmend trockenen Perioden stressen das Grünland. Die richtigen Gräserarten und eine angepasste Bewirtschaftung können helfen.

Lesezeit: 6 Minuten

Ein Fachbeitrag von Dr. Tammo Peters von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein

Auch wenn dieses Jahr nass ge­startet ist und es lange kalt war: Gefühlt beginnt die Vegetation immer früher und dauert auch länger an. Aber stimmt dieses Gefühl? Und wenn ja: Wie lässt sich die Grünland­bewirtschaftung daran anpassen, insbesondere auf den trockenheitsgefährdeten Standorten? Denn schließlich brauchen wir das Grünland. Nachfolgend eine Analyse.

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SCHNELL GELESEN

Die Vegetationsperiode im Grünland startet immer früher, zeitgleich nehmen Trockenperioden zu.
Auf intensivem Grünland versprechen artenreiche Mischungen langfristig sichere Erträge – passen Sie den Bestand frühzeitig an und wählen Sie die Arten nach Standorteignung und Trockentoleranz!
Nutzen Sie Weiden so früh wie möglich, das fördert die Narbendichte und kondi­tioniert die Bestände langfristig.

Die Vegetation startet früher

Ob sich pflanzenphänologische Stadien im Frühjahr ändern, also z. B. das Schossen früher beginnt, hängt stark von der Temperatur ab und somit auch direkt mit der Witterung zusammen. Aufgrund der Klimaveränderung steigt die durchschnittliche Jahrestemperatur, im Zusammenspiel mit häufiger vorkommenden Extremwetterereignissen und durchschnittlich milderen Wintermonaten.

Aufgrund der milden Wintertempe­ratur hat sich die Vegetationsperiode in den mittleren und hohen Breiten der nördlichen Hemisphäre verlängert, wie die Forscher Menzel und Fabian schon 1999 nach­­weisen konnten. Zudem beginnt die Vegetation früher.

Das lässt sich auch über die korrigierte Grünlandtemperatursumme (kT-Summe) nachweisen, die den Vegetationsbeginn im Grünland bestimmt. Zur Berechnung werden die positiven Tagesmittelwerte ab dem 1. Januar aufsummiert und dabei im Januar zur Hälfte, im Februar zu drei Vierteln und ab März voll eingerechnet. Nach einer sechsjährigen Untersuchung an der niedersächsischen Versuchsstation Infeld ermittelten Ernst und Loeper (1976) den Vegetationsbeginn bei einer kT-Summe von 200 °C. Somit verbreitete sich diese Temperatursumme als Wachstumsstart des Grünlandes in der Praxis.

Allerdings berücksichtigt dieser Richt­­wert nicht die standortspezifischen Kenngrößen wie Bodentyp oder Grundwasserflurabstand. Dadurch ist der Vegetationsbeginn im Grünland laut dieser Definition für andere Standorte nur bedingt gültig. So zeigen detaillierte Untersuchungen zum Grünland-Vegetationsbeginn in Schleswig-Holstein z. B., dass der nachhaltige Wachstumsbeginn je nach Standortgegebenheiten zwischen einer kT-Summe von 190 und 290 °C schwankt (Bockwoldt et al. 2018).

Grundsätzlich erreichen Standorte in Deutschland den Richtwert von 200 °C seit 2002 deutlich früher. Das zeigt Übersicht 1 anhand von fünf Wetterstationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Standortbedingte Unterschiede des Vegetationsbeginns fließen nicht mit ein, sodass die Ergebnisse als reine Analyse von meteorologischen Temperaturveränderungen angesehen werden sollten.

Im Durchschnitt aller Standorte verfrühte sich der Vegetationsbeginn in den letzten 20 Jahren zwischen zwei und sechs Tagen. Durch die große Streuung zwischen den Jahren lassen sich die Ergebnisse statistisch nicht absichern, jedoch liegt ein Trend vor, der auch in anderen Untersuchungen eindeutig belegt ist (Menzel et al. 2001, Chmielewski et al. 2004).

Die Sortenwahl und den Schnittzeitpunkt anpassen?

Diese längere Vegetationsperiode kann vor dem Hintergrund einer möglichst hohen Ausnutzung der betriebseigenen Futterressourcen bedeuten, dass sich die Schnitthäufigkeit erhöht und die Weidesaison verlängert. Jedoch nimmt aufgrund des Klimawandels durch zunehmend ausbleibende Niederschläge in den Sommermonaten auch die Gefahr von Ertragsdepressionen in den Sommermonaten zu.

Somit gilt es, die Bestände und auch das Nutzungsverhalten anzupassen. Um aus dem ersten und zweiten Schnitt das volle Potenzial schöpfen zu können, sollte man auf trockenheitsgefährdeten Standorten möglichst die Bodenfeuchte aus den Wintermonaten mit in die Zeit der höchsten Zuwachsraten des Frühjahresaufwuchses nehmen. Dazu kann es auf intensiv genutztem Grünland, besonders auf zur Früh­jahrstrockenheit neigenden Standorten, sinnvoll sein, die Sortenwahl des Deutschen Weidelgras auf früh- bis mittel-frühblühende Sorten zu legen.

Ob ein früher erster Schnitt mit hohen Qualitäten bei verhältnismäßig niedrigen Erträgen angestrebt wird, oder ein späterer erster Schnitt bei hohen Erträgen und noch akzeptablen Qualitäten, hängt auch von den Anforderungen der Tiere an das Grundfutter ab. Entscheiden Sie betriebsindividuell! Bedenken Sie dabei, dass sich bei einem späten ersten Schnitt auch der zweite nach hinten verschiebt – damit ver­größert sich auch die Wahrscheinlichkeit des Wassermangels zum zweiten Schnitt auf trockenheitsgefährdeten Standorten.

Setzen Sie auf wetterfeste ­Mischungen

Um die richtigen bewirtschaftungs- und standortangepassten Gräserarten, -sorten und -mischungen auswählen zu können, aktualisiert die Offizialbe­ratung regelmäßig ihre Empfehlungen. Dass es sich lohnt, diesen Empfehlungen zu folgen, zeigen Ergebnisse eines Feldversuchs auf einem sandigen und trockenheitsgefährdeten Standort in Schleswig-Holstein. In dem Versuch wurden schnittspezifische Erträge von 17 Ansaatmischungen miteinander verglichen (siehe Übersicht 2). In fast allen Mischung ist Deutsches Weidelgras sowie Wiesenlieschgras mit den höchsten Anteilen vertreten. Anteilig enthielten einige Mischungen Wiesenrispe, Wiesenschwingel, Knaulgras, Wiesenschwei­del und Rohrschwingel.

Das Ergebnis: Es ließ sich ein signifikant positiver Zusammenhang zwischen Artenanzahl und Trockenmasseertrag darstellen, wie Übersicht 3 zeigt. Vorrangig zeigte sich der Vorteil in den trockenen Sommermonaten zum dritten und vierten Schnitt. Jede Art mehr in einer Mischung konnte den Trockenmasseertrag (TM) je Schnitt zwischen 18,4 und 26,8 dt TM/ha steigern.

Entscheidend ist jedoch nicht per se die Erhöhung der Artenanzahl, sondern vor allem die Auswahl der richtigen Grasarten. So erreichen Ansaatmischungen mit Anteilen an tiefwurzelnden und trockenheitstoleranten Arten wie Knaulgras und Wiesenschweidel (die Mischungen 6, 11 und 17) in den Sommerschnitten deutlich höhere TM-Erträge als reine Deutsch-Weidelgras-Bestände (Lolium perenne).

Künftig werden trockenheitstolerante Grasarten auf zu Dürre neigenden Standorten an Bedeutung gewinnen müssen, um den Folgen der klimawandelbedingten Trockenheitsperioden entgegenzuwirken. Es empfiehlt sich, die Gräserauswahl frühzeitig an die veränderten Umweltbedingungen anzupassen und nicht allein nach dem Futterwert, sondern auch entsprechend der Standorteignung und Trockenheitstoleranz auszurichten.

Weiden früher nutzen

Auch im Weidemanagement ist es wichtig, den optimalen Zeitpunkt des Wachstumsbeginns im Frühjahr abzupassen. Sobald es die Trittfestigkeit des Bodens zulässt, sollten die Tiere auf die Weide gelassen werden – auch bei niedrigem Futterangebot. Dies führt zu kurzen Weidegrasbeständen. In diese kann Licht tiefer eindringen, wodurch die Triebknospen angeregt werden – dadurch bildet der Bestand mehr Seitentriebe. Das erhöht die Narbendichte und die Trittfestigkeit, zudem wird der Grasbestand für die kommende Saison optimal konditioniert. Im Zusammenspiel mit der durch den Klimawandel verlängerten Vegetationsperiode (mildere Herbstmonate) kann man langfristig mit dieser Strategie die Weidesaison verlängern und das hohe Ertragspotenzial der Weiden besser nutzen.

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