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topplus Ackerbaulicher Hebel

Mit der Fruchtfolge können Landwirte den Ungrasdruck senken

Erweiterte Fruchtfolgen sind der größte ackerbauliche Hebel gegen Ackerfuchsschwanz und Co. Unser Autor berichtet, was beim Einbau von Sommerungen zu beachten ist.

Lesezeit: 9 Minuten

Unser Autor: Ulrich Henne, LUB Unternehmensberatung

Die Ungrasprobleme sind allgegenwärtig: Seit ca. Mitte der 1970er-Jahre entwickelt sich Ackerfuchsschwanz zu einem echten Bestands­problem. In engen Maisfruchtfolgen dominieren verschiedene Hirsearten das ­Geschehen. Auch Trespenarten sind mittlerweile ständige Begleiter im Ackerbau, vor allem bei langjährig pflugloser Bodenbearbeitung.

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Flughafer, der bisher nur wenig Beachtung fand, ist in den letzten Jahren auch im Norden teils flächendeckend in Getreide vertreten. Besorgniserregend sind auch die Meldungen zu resistenten Weidelgräsern. Lediglich Windhalm bereitet kaum Probleme, weil er mit Bodenherbiziden noch gut zu beseitigen ist.

Dass die Ungrasprobleme in engen Fruchtfolgen durch Herbizide nicht dauerhaft zu lösen sind, zeigt die schnelle Entwicklung von Herbizidresistenzen. Die technische Entwicklung neuer Wirkstoffe kommt vielfach nicht hinterher. Zusätzlich wird sie durch politische Restriktionen ausgebremst.

Ein Grund für die derzeitige Situation im spezialisierten Marktfruchtbau ist die Abschaffung des klassischen Futterbaus und die starke Verengung der Fruchtfolgen auf nur noch einzelne große Kulturen. Darüber hinaus wurde der Anbau auf ungeeignete Standorte ausgedehnt, z. B. auf anmoorige, stark sandige oder flachgründige Flächen. Und – last, but not least – hat auch die nachlassende Feldhygiene die Ungrasproblematik zusätzlich verschärft.

Wie lassen sich Maßnahmen gegen Ungräser einordnen?

Am meisten erforscht und bearbeitet wurde Ackerfuchsschwanz. Aus einer Vielzahl vergleichender Praxisversuche, die vom englischen Institut Rothamsted veranlasst und dokumentiert wurden, lassen sich verschiedene Maßnahmen in ihrer Wirkung bewerten.

Daraus lassen sich auch für Trespen, Weidelgras und Windhalm entsprechende Maßnahmen ableiten. Hier das Wichtigste:

Das Pflügen mit einem durchschnittlichen Wirkungsgrad von 69 % scheint auf den ersten Blick eine sehr effiziente Maßnahme zu sein. Die große Spannweite von - 82 bis + 96 % lässt jedoch erahnen, dass das als alleiniges Ver­fahren nicht reicht. So können schlechte Wirkungsgrade z. B. durch eine schlechte Bodendrehung entstehen.

Der Hinweis, dass temporäres Pflügen potenzielle Vorteile hat, zeigt, dass regelmäßiges Pflügen nicht weiterhilft. Denn dann verteilt sich das Samenpotenzial in der ganzen Krume, sodass nach jedem Pflügen keimfähige Samen nach oben gelangen.

Bei temporärem Pflügen verbleibt die Saat dagegen mehrere Jahre im Boden und wird dort – je nach Bodenart – mehr oder minder vollständig abgebaut. Das bedeutet aber auch, dass in den Jahren, in denen nicht gepflügt wird, der ungrasfördernde Effekt der pfluglosen Bodenbearbeitung durch andere Maßnahmen gemindert werden muss. Mehr zur Wirkung unterschiedlicher Bodenbearbeitungsverfahren lesen Sie in folgendem Beitrag.

Ambivalent sind auch die Daten zu späteren Saatterminen. Unstrittig ist, dass Früh- und Normalsaaten ungrasfördernd sind! Die weite Spanne in der Übersicht lässt sich wie folgt erklären: Zwar gilt bei Ackerfuchsschwanz grundsätzlich die Prämisse: „Je später die Saatzeit, desto besser.“ Jedoch nehmen dann die Bestellrisiken zumindest in den typischen herbstnassen Fuchsschwanzregionen massiv zu.

Generell lässt sich eine nässebedingte „Fehlbestellung“ kaum reparieren. So verursachen Bodenherbizide unter solchen Bedingungen oft Herbizidschäden an der Kultur, was neben der Nässe zu einer weiteren Ausdünnung der Bestände führt.

„Reparatur-Stickstoff“ ist in diesen Fällen auch keine Lösung, da ihn der Fuchsschwanz bei Nässe früher und stärker aufnimmt als die Kultur. Mehr zur Wirkung von späteren Saatterminen auf den Auflauf von Ackerfuchsschwanz lesen Sie in folgendem Tipp.

Hohe Saatstärken und konkurrenzfähige Sorten sind nach den Daten zwar uneingeschränkt positiv zu bewerten, bringen bei isolierter Anwendung aber nur einen vergleichsweise geringen Effekt. Zudem addieren sich die beiden Maßnahmen prozentual nicht voll auf.

Angst vor Lager ist bei hohen Saatstärken (die enger stehenden Pflanzen unterdrücken dann das Ungras) unbegründet. Denn mit den zur Verfügung stehenden Wachstumsreglern lassen sich die Bestände standfest halten. Andersherum ist auch die Angst vor Ertragsverlusten durch einen konsequenten Wachstumsreglereinsatz irrational, weil ein hoher Besatz an Ackerfuchsschwanz in jedem Fall die Erträge stärker mindert.

In puncto konkurrenzfähige Sorten zeigt sich, dass insbesondere Hybridgerste wegen ihres vitalen Wuchses im Herbst deutliche Vorteile gegenüber Liniensorten hat. Bei Winterweizen schirmen Sorten mit breiten Blättern und vor allem mit waagerechter Blattstellung die Ungräser gut ab. Allerdings gehen die Zuchtanstrengungen eher zu Sorten mit aufrechter Blattstellung, weil bei diesen ein größerer Blattflächenanteil belichtet wird.

Fruchtfolge – der stärkste Hebel

Die mit Abstand effektivste Maßnahme gegen Fuchsschwanz ist der Anbau einer Sommerung – in den Versuchen erreichte sie eine durchschnittliche Wirkung von 88 % gegenüber der Kontrolle bei einer durchgängig positiven Spanne (siehe Übersicht oben). Somit ist die Fruchtfolge der Dreh- und Angelpunkt.

Von den Verfassern werden Sommerkulturen in der Studie zwar nicht behandelt. Aus der Anbaustruktur in Ostengland zu der Zeit ist aber bekannt, dass es sich dabei weitgehend um Sommergerste und nur zum Teil um Sommerhafer handelt. Aus vielen Besuchen in Ostengland und aus eigener langjähriger Erfahrung ist zur Bestellung und Eignung von Sommerkulturen Folgendes festzustellen:

Damit der Anbau gelingt, muss man vor der Saat den Altaufschlag von Ackerfuchsschwanz konsequent beseitigen. Das ist bundeslandabhängig mit dem Einsatz von Glyphosat noch sicher und vor allem bodenschonend zu bewerkstelligen. Allerdings könnte sich diesbezüglich in den nächsten Jahren ein enormes Problem einstellen, da die EU anstrebt, die weitere Registrierung von Glyphosat zu verbieten.

Generell ist der Effekt einer Sommerung umso größer, je weniger Erde bei der Bestellung bewegt wird. Den geringsten Samenauflauf von Ackerfuchsschwanz erzielt man, wenn man das Saatgut mit Scheibensätechnik ohne wesentliche Bodenbewegung einschlitzt. Das setzt natürlich voraus, dass der Acker im Herbst gut eingeebnet wurde.

Von den Sommerungen deckt Sommergerste den Boden bereits ab ca. Mitte der Bestockung gut ab, wird aber zur Ernte hin wieder offener. Bei den Sommergerstensorten gibt es keine wesentlichen Unterschiede in der Konkurrenzfähigkeit und damit im Abdeckverhalten. Deshalb sind dicke Bestände ab ca. 800 Ähren/m² erforderlich, um Ungräser wirkungsvoll unterdrücken zu können. Ein Absatzpotenzial im Markt ist für Sommergerste vorhanden.

Dagegen beschattet Hafer zwar erst ab Schossbeginn, dann aber bis zur Ernte hin von allen Getreidearten am besten. Allerdings gibt es deutliche Sortenunterschiede in Wuchshöhe, Üppigkeit sowie Stellung des Blattwerks und damit im Abdeckverhalten. Das Absatzpotenzial von Hafer ist sowohl für die Verfütterung als auch für die menschliche Ernährung eher begrenzt.

Die gängigen deutschen Sorten des Sommerweizens wachsen in der gesamten Vegetationsperiode eher verhalten und decken relativ schlecht ab.

Der Anbau von Ackerbohnen ist bei einem hohen Bodensamenvorrat von Ackerfuchsschwanz eher problematisch. Das beginnt schon damit, dass es sehr anspruchsvoll ist, sie ohne wesentliche Bodenbewegung in der Saatreihe 6 bis 8 cm tief einzuschlitzen. Nach der Aussaat bleiben die Bestände dann vergleichsweise lange offen und werden in der langen Abreifephase wieder zunehmend licht.

Auf Starkbefallsstandorten reicht bei Ackerbohnen zudem die Wirkung der Bodenherbizide nicht aus und bei den selektiven Graminiziden treten zunehmend Resistenzen auf. Den Ackerfuchsschwanz mit der Reihenhacke zu bekämpfen, funktioniert zwar mit zwei bis drei Arbeitsgängen, allerdings bleiben die Bestände bei Reihenabständen über 25 cm über die gesamte Wachstumsperiode relativ offen.

Generell ist beim Anbau von Sommergetreide und Körnerleguminosen einschränkend zu sagen, dass sie durch den Klimawandel zunehmend Stress ausgesetzt sind (längere Frühjahrstrockenheit, Hitzeperioden, hohe Einstrahlung).

Zwischenfazit: Grundsätzlich ist zu bedenken, dass sich die agronomischen Maßnahmen aus der Übersicht nicht einfach aufaddieren lassen. Ein Wirkungsgrad von 100 % sind in der Ungrasbekämpfung mit keiner Maßnahmenkombination erreichbar! Laut Studie wird der Bodensamenvorrat nur dann nicht weiter erhöht, wenn die Maßnahmen einen Wirkungsgrad von mindestens 97 % erzielen.

Wie steht’s um die Rentabilität?

Seit Jahren wird die fehlende Rentabilität von Sommergetreide und Körnerleguminosen als ein wesentlicher Grund für die geringe Anbaufläche angeführt. Das stimmt – solange es sich bei Ackerfuchsschwanz nur um eine Anfangsverungrasung handelt. Auf typischen Befallsstandorten hangelt man sich aber meist von einer Kalamität zur nächsten. In diesen Fällen ist dann die Rentabilität von Fruchtfolgen mit einer Sommerkultur nicht weit von reinen Winterkulturfruchtfolgen entfernt. Einen Wirtschaftlichkeitsvergleich dazu finden Sie hier. Die zurzeit extremen Preisschwankungen wurden darin nicht berücksichtigt.

Vor Sommerungen künftig aktiv selbstbegrünen

Die Gründüngung als eine pflanzenbauliche Maßnahme zur Fuchsschwanzkontrolle ist in der Übersicht nicht aufgeführt – inzwischen ist das aber ein Thema. In erster Linie soll damit die Bodenstruktur verbessert werden, um die Konkurrenzfähigkeit der Folgekultur gegenüber Ackerfuchsschwanz zu erhöhen.

Ab kommenden Herbst ist in Deutschland aufgrund der GAP 2023 durch GÖLZ 6 sogar eine Bodenbedeckung vor einer Frühjahrskultur verpflichtend vorgeschrieben. Diese kann durch eine Selbstbegrünung ohne jeglichen Bodeneingriff bis ins Frühjahr oder durch eine aktive Begrünung erfolgen.

Hinweis: Eine Selbstbegrünung über eine so lange Zeit wird die Verunkrautung und -vergrasung beschleunigen – und das gilt nicht nur für Ackerfuchsschwanz. Dies wird noch verstärkt, wenn es zu einem totalen Glyphosatverbot kommt. Wie man vor Sommerungen am besten aktiv begrünt, um Ackerfuchsschwanz zu kontrollieren, lesen Sie hier:

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E N G L A N D

Was leistet die ­einjährige Brache?

Einjährige Brachen sind eine englische Spezialität auf schweren Tonstandorten mit einem Bodensamenvorrat von über 20.000 keimfähigen Samen/m² in der Krume, auf denen der Karren somit vollständig gegen die Wand gefahren wurde.

In England verfolgt diese Art der Totalbrache den Zweck, in einem Jahr den Bodensamenvorrat so stark zu vermindern, wofür man sonst selbst bei konsequentem Management in der Fruchtfolge etliche Jahre benötigen würde. Nach der Ernte wird der Ungrasaufschlag aus der Selbstbegrünung im Spätherbst, im zeitigen Frühjahr, Anfang Juli und noch mal nach der Scheinbestellung Ende September jeweils mit Glyphosat beseitigt.

Ab Anfang Juli wird zusätzlich der Bodensamenvorrat mit mehreren Bodenbear­beitungsgängen bis auf Krumentiefe ausgedünnt. Diese Vorgehensweise ist in Deutschland rechtlich nicht durchführbar und soll an dieser Stelle zeigen, wohin ein hoher Fuchsschwanzdruck führen kann.

Eine einjährige Grasnarbe kann diesen Zweck nicht erfüllen! Das zeigen die Ergebnisse einer Dissertation zur Überlebensdauer von Ackerfuchsschwanzsamen unter einer Grasnarbe auf zwei Marschstandorten in Nordfriesland.

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