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Ernte unterbrochen

Heißester Juli seit Wetteraufzeichnung - und die deutsche Ernte säuft ab

Seit Wochen regnet es fast durchgehend. Der Juli war allerdings global gesehen der heißeste Monat seit Aufzeichnungsbeginn.

Lesezeit: 6 Minuten

Der Juli war in einigen Regionen Deutschlands sehr regnerisch. Mit rund 100 Litern pro Quadratmeter wurden knapp 30 % mehr Niederschlag als in der Referenzperiode 1961 bis 1990 verzeichnet, meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD). Dabei waren zunächst nur der äußerste Norden und Nordwesten von Niederschlägen betroffen.

Vor allem in der letzten Monatswoche gehörten Schauer, Gewitter und Starkregen dann verbreitet zum täglichen Wettergeschehen. Das linderte die vorangegangene extreme Trockenheit im äußersten Norden sowie im Süden und Südwesten, hieß es.

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Nass, aber zu warm

Dennoch war der Monat Juli insgesamt laut DWD zu warm. Das Temperaturmittel lag mit 18,7 Grad Celsius um 1,8 Grad über dem Juli-Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990.

Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 habe die Abweichung immer noch 0,4 Grad betragen. Zu diesem Ergebnis hat den Angaben zufolge vor allem das Hochsommerwetter mit Hitzepeaks in der ersten Monatshälfte beigetragen.

Auch die Sonne übertraf mit 230 Stunden Sonnenscheindauer im Juli ihr Soll von 211 Stunden um fast 10 %. Die meisten Sonnenstunden meldeten laut DWD die östlichen Landesteile. Schlusslichter mit nur rund 200 Sonnenstunden waren die Alpen, die westlichen Mittelgebirge und weite Teile des Nordwestens.

Weltweit heißester Juli ever

Global gesehen dürfte der Juli der heißeste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen sein. Das zeigten Analysen des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus, der Weltwetterorganisation WMO und der Universität Leipzig.

Mit einer Durchschnittstemperatur von 17 Grad wäre die Temperatur des vorindustriellen Zeitalters um 1,5 Grad überschritten. Im bislang wärmsten Monat seit Beginn der Aufzeichnungen, dem Juli 2019, lagen die Temperaturen im Mittel bei 16,6 Grad.

Während das Wetter in Deutschland und Nordeuropa weniger extrem war als in vergangenen Sommern, seien für den hohen globalen Durchschnitt vor allem die Hitzewellen in Nordamerika, Asien und Südeuropa ausschlaggebend, heißt es von ESA und der Weltwetterorganisation (WMO). Außerdem hätten die hohen Wassertemperaturen der Ozeane zu den Juli-Temperaturen beigetragen. Die WMO rechnet damit, dass das gesamte Jahr 2023 den bisherigen Rekord von 2016 als heißestes Jahr brechen könnte.

Die WMO geht derzeit davon aus, dass mit 66-prozentiger Wahrscheinlichkeit in mindestens einem der nächsten fünf Jahre die globale Durchschnittstemperatur vorübergehend den Wert von 1,5 Grad überschritten wird. "Das extreme Wetter, von dem im Juli viele Millionen Menschen betroffen waren, ist leider die harte Realität des Klimawandels und ein Vorgeschmack auf die Zukunft", sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas.

Wetter-Ausblick

Heute bleibt es in der Nordwesthälfte bis in die Mitte unbeständig mit Schauern und auch einzelnen Gewittern. Es ist windig mit steifen bis stürmischen Böen; vereinzelt kleiner Hagel und Starkregen bis zu 20 l/qm sind nicht ausgeschlossen.

Am Freitag im Westen, Nordwesten und Süden stark bewölkt, immer wieder schauerartiger Regen oder Schauer und einzelne Gewitter. In den anderen Landesteilen wechselnd bewölkt, allenfalls kurze Schauer, meist aber trocken. Höchstwerte um 21 Grad, im Nordosten bis 24 Grad. Schwacher bis mäßiger Wind um Nordwest, an der Ostsee zeitweise stark böig.

In der Nacht zum Samstag südlich der Donau bedeckt und länger anhaltender, teils kräftiger sowie örtlich gewittriger Regen. Ansonsten neben durchziehenden Wolkenfeldern auch einige Auflockerungen, im Nordwesten mitunter auch gering bewölkt, ganz vereinzelt noch Schauer. Tiefsttemperaturen zwischen 13 und 8 Grad, an den Küsten etwas milder.

Am Samstag in Süd- und Ostbayern viele Wolken, zeitweise Regen. Sonst vorübergehend etwas Sonne und zunächst meist trocken. Im Tagesverlauf im Westen und Nordwesten überwiegend bedeckt und erneut Regen, geringes Gewitterrisiko.

Blick in einige Regionen

Aktuell stellt der anhaltende Regen die deutschen Landwirte vor Probleme.

Niedersachsen

Viele Bauern in Niedersachsen mussten ihre Getreideernte unterbrechen, weil die Körner zu feucht sind. Vor allem Weizen und Roggen seien betroffen, teilte der Bauernverband Nordostniedersachsen laut NDR mit.

Wo es jedoch geht, versuchen die Betriebe die Regenpause zu nutzen, um das Getreide vom Feld zu holen, sagte Stefan Meier vom Landvolk Diepholz. Dennoch befürchten sie eine schlechtere Ernte und dadurch niedrigere Einnahmen.

Auch für Bio-Kartoffeln sei die Lage nicht gut, sagte Thorsten Riggert, Vorsitzender des Bauernverbandes Nordostniedersachsen dem Sender. Durch die Nässe gebe es Krautfäule. Biobetriebe dürften aber nicht mit chemischem Pflanzenschutz dagegen vorgehen. Mais und Zuckerrüben hingegen profitieren laut Experten von dem vielen Regen.

Mecklenburg-Vorpommern

Ähnliches Bild in Mecklenburg-Vorpommern. Der Präsident des Bauernverbandes, Detlef Kurreck, sagte im Gespräch mit NDR 1 Radio MV, bei Raps und Weizen müsse mit deutlich geringeren Mengen gerechnet werden.

Der Zustand der Kulturen tue den Bauern weh. Früher aber hätten sie nicht auf die Felder gekonnt, die Pflanzen seien noch nicht reif gewesen. Sommerkulturen hätten zunächst unter der Trockenheit gelitten, jetzt mache ihnen die Nässe zu schaffen. Raps und Weizen seien patschnass und aufgequollen, die Qualität auch bei Bohnen und Erbsen leide, die Ertragsmenge werde sinken, so Kurreck.

Schleswig-Holstein

Unterbrochen ist die Weizen- und Rapsernte laut Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein seit dem Wochenende im hohen Norden. Viele Agrarbetriebe mussten nach dem Dauerregen der letzten Tage erst einmal aufhören.

Roggen, Weizen, Hafer, Raps - alles ist aktuell zu nass, um von den Feldern geholt zu werden und die Ernte zu trocknen, sagt Peter Koll von den Kreisbauernverbänden Stormarn und Herzogtum Lauenburg.

Laut Koll drohen jetzt massive Ernteeinbrüche, sollte sich das Wetter in den nächsten Wochen nicht bessern: "Die Feuchtigkeitsgehalte im Getreide machen eine Ernte unmöglich, da Ware auch nicht zu trocknen ist, vor allem auch wegen der zu hohen Energiekosten."

Daniela Rixen von der Landwirtschaftskammer sieht ebenfalls die Gefahr, „dass beim Weizen die Qualitäten leiden und dass - auch beim Raps - die Körner bereits aus den Schoten herausfallen. Das wird dann zu Verlusten führen. Von den beachtlichen Trocknungskosten mal abgesehen." Für Grünland, Mais, Rüben und Kartoffeln, die auf den Feldern gerade erst wachsen, sei der aktuelle Regen dagegen sehr gut, fügt Rixen hinzu.

Bodensee

Auch in der Bodenseeregion sind die Felder zu nass. Das habe zur Folge, dass das Getreide verpilzt oder sich Keime bilden, berichtet Anton Groberger vom Landwirtschaftsamt Bodenseekreis.

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