Buchweizen und Linsen sind Steckenpferde von Andreas Rörig und Günter Tewes. Rörig arbeitet seit 2019 neben seinem Studium als angestellter Landwirt auf dem Betrieb Tewes in Lichtenau. Bei einem Webinar des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) und dem Junglandwirteforum Ostwestfalen-Lippe berichtete er kürzlich von den bisher gesammelten Erfahrungen mit den Kulturen.
So gehört das Pseudogetreide Buchweizen zur Gruppe der Knöterichgewächse. Saatzeit ist Mitte Mai mit 180 K/m2, dann steht die Sommerung 110 bis 120 Tage. 2019 betrug die Öko-Anbaufläche in Deutschland 1.200 ha.
Laut Rörig ist die Pflanze anspruchslos hinsichtlich Boden- und Nährstoffbedarf. Zudem ist sie selbstverträglich und kommt auch mit Trockenheit gut klar, relevante Schaderreger wie Insekten oder Pilzbefall gibt es nicht.
Der Landwirt schätzt auch die gute Beikrautunterdrückung, wodurch keine Herbizide oder Striegeleinsätze erforderlich sind. „Allerdings ist Buchweizen kälteempfindlich und die Erträge können zwischen 10 dt/ha und 40 dt/ha stark schwanken. Auch die Abreife ist ungleichmäßig“, berichtet der Praktiker.
Daher setzen Rörig und Tewes auf determinierte Züchtungen aus Russland, welche gleichmäßiger abreifen, ein höheres TKG, einen höheren Ernteertrag und eine niedrigere Erntefeuchtigkeit aufweisen. Wichtig sei zudem eine effektive Bestäubung durch Bienen während der Blüte sicherzustellen, denn Buchweizen ist ein Fremdbestäuber.
Suche nach Schälmühlen
Ab einer Erntefeuchtigkeit von 30 % kann geerntet werden. Der Buchweizen muss anschließend sofort auf 14 % heruntergetrocknet werden.
Knackpunkt ist die Verarbeitung über Schälmühlen, denn davon gibt es nicht viele. Der Paderborner ist zurzeit noch auf der Suche nach einem regionalen Verarbeiter, denn im Wesentlichen gibt es nach seiner Kenntnis nur zwei größere Schälmühlen in Deutschland – Kolks Mühle in Borken sowie die Spreewaldmühle in Burg.
Schälprodukte sind ganze Körner, Bruch und Grütze (50-75 % Ausbeute) sowie Schalen. Der Bruch kann zu Mehl verarbeitet werden.
Vermarktung
Laut Rörig ist Buchweizen eine gefragte Trendkultur. Sie ist glutenfrei und ballaststoffreich. Der Bedarf wird momentan zum großen Teil durch Importe aus China und Osteuropa gedeckt. Geschälte, polnische Ware kommt z.B. mit 1,35 €/kg bei 99,5 % Reinheit auf den Markt. Regional erzeugte Ware ist mit diesem Preis kaum konkurrenzfähig.
„Ganz wichtig ist aber, die Vermarktung vor dem Anbau geklärt zu haben“, mahnt Rörig. Ungeschält nehmen Großhändler zu Preisen zwischen 0,60 und 1,00 €/kg in Ökoqualität an. Geschält fragen verschiedenste Unternehmen, Händler und Bäckereien im Biobereich den Öko-Buchweizen nach. Die Preise ergeben sich meist nach vorheriger Absprache.
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Linsenanbau ganz interessant, wenn wenig Beikräuter da sind
Rörig berichtete auch über den Linsenanbau auf dem Betrieb Tewes. Die konkurrenzschwache Leguminose ist nur auf Standorten mit geringem Beikrautdruck möglich, weil es in Deutschland keine zugelassenen Pflanzenschutzmittel gibt. Der Praktiker empfiehlt den Anbau im Gemenge mit Hafer oder Gerste als Stützfrucht.
Die bei uns übliche grüne Linse ist dann aber recht anspruchslos hinsichtlich Boden- und Nährstoffbedarf. „Tonarme und kalkreiche Böden sind aber vorteilhaft“, so Rörig. Die Abreife sei jedoch ungleichmäßig und Regen in der Blüte- und Erntezeit recht kritisch.
Die Aussaat erfolgt auf dem Betrieb ab Mitte Mai mit 110 K/m2. Das Gemenge besteht aus 100 % Aussaatstärke Linse + 30 % ortsübliche Aussaatstärke Stützfrucht. Bei der Unkrautregulierung ist das Blindstriegeln aufgrund der raschen Keimung problematisch, bei 6 bis 8 cm Wuchshöhe ist es aber verträglich. Die Linsen sind reif, wenn sich die untersten Hülsen braun färben. Der Ertrag schwankt zwischen 200 und 1.000 kg/ha.
Aufbereitung & Vermarktung
Das Linsen-Getreide-Gemenge muss nach der Ernte getrocknet, getrennt und gereinigt werden. Für die anschließende Vermarktung ist unbedingt eine Absprache mit den Abnehmern notwendig. Kunden sind z.B. Unverpacktläden und Biohändler. „Heimische Ware ist im Vergleich zu Importen beim Preis allerdings meist nicht wettbewerbsfähig“, schränkt der Paderborner Landwirt ein. Den Endverbraucherpreis gibt er mit 10 bis 12 €/kg für regional erzeugte Ware an.
Sein Fazit: Der Anbau von alternativen Ackerkulturen kann je nach Standort und betrieblichen Voraussetzungen interessant sein. Das Risiko beim Anbau und der Vermarktung darf jedoch nicht unterschätzt werden. „Ich empfehle den Probeanbau auf kleiner Fläche. Und man sollte andere Berufskollegen motivieren, um insgesamt eine höhere Erntemenge zu erzielen und die Kosten für Transport und Weiterverarbeitung zu senken“, rät Rörig.
Fest stehe, dass es grundsätzlich Interesse an heimischer, regionaler Ware gibt. Dieses ist jedoch abhängig von der Preisdifferenz zu Importen. Außerdem müsste den Landwirten bewusst sein, dass die Abnehmer sehr hohe Qualitätsansprüche haben.