Unsere Autoren: Dr. Ute Kropf und Prof. (i.R.) Dr. Klaus Schlüter, FH Kiel
Um die Weizenähre vor Spelzenbräune (Septoria nodorum) oder die Gerstenähre vor Ramularia zu schützen, reicht es aus, die Spelzen und Grannen mit einem Fungizid zu benetzen. Wollen Sie jedoch Fusarieninfektionen eindämmen, müssen Sie in der Blühphase einen absoluten Volltreffer landen.
Gefährliche Pilzsporen!
Blüteninfektionen durch Fusarien spielen vor allem in den südlichen und südöstlichen Regionen Deutschlands mit hohem Anteil an Körnermais eine wichtige Rolle. Mulchsaat kann den Pilzdruck verstärken. Dann kann der Infektionsdruck so hoch sein, dass selbst Gerste gelegentlich unter Ährenfusarium leidet.
Die Pilzsporen befallen die Blüte und dringen in den ersten ein bis zwei Tagen nach der Infektion tief in den wachsenden Fruchtknoten ein. Dort ist der Pilz durch die Spelzen gut geschützt. Dann ist es selbst mit einem systemischen Fungizid so gut wie unmöglich, den Infektionsherd zu treffen.
Weizen blüht schnell und kompakt
Die Weizenblüte dauert etwa vier bis fünf Tage. Die heutigen Sorten blühen trotz ihrer höheren Kornzahl je Ähre relativ kompakt und schnell ab. Nachteilig ist, dass gerade Korndichtetypen sechs bis acht Blüten anlegen, aber vor allem bei schlechtem Wetter oder knapper Nährstoffversorgung nur drei bis vier Blüten befruchten.
Die überzähligen, geschwächten Blüten sind leichte Beute für Fusarien als Schwächeparasiten. Um diese abzuwehren und das Getreide gezielt vor Fusarium zu schützen, muss die Blütenspritzung gelingen. Dazu müssen Sie den Blühzeitpunkt genau bestimmen.
Der richtige Termin für die Ährenbehandlung mit Fungiziden
Häufig bringt man den Blühtermin mit heraushängenden Staubbeuteln in Verbindung – aber dann ist die Blüte meist schon längst vorbei! Gerade bei Befallsdruck durch feuchte, kühle Witterung werden die Staubgefäße nach der Befruchtung gar nicht oder erst viele Tage später mit dem wachsenden Korn ausgeworfen.
Um den idealen Behandlungstermin für Fungizide in der Vollblüte zu bestimmen, müssen Sie die Blüte öffnen. Dazu klappt man mit dem Fingernagel die äußeren Spelzen eines Ährchens in der Ährenmitte ab.
Der Bestand ist in der Vollblüte, wenn die mittleren Ährchen gerade bestäubt sind, die oberen und unteren aber noch nicht – das ist der optimale Behandlungstermin! Bei unbestäubten Blüten ist die Narbe zusammengeklappt und die Staubbeutel sind noch grün. Wenn die Narbe hingegen verkümmert ist und die Staubbeutel gelb sowie oben geöffnet sind, ist die Bestäubung gerade erfolgt (siehe Fotogalerie).
Beugen Sie gegen Pilzkrankheiten vor!
Selbst eine gut gesetzte Blütenspritzung ist kein Garant für niedrige Mykotoxingehalte. Mindern Sie den Infektionsdruck auch in Gerste und Roggen nachhaltig! Dafür ist es zwingend erforderlich, befallene Ernterückstände zügig zu zerkleinern und einzuarbeiten, damit sie schnell verrotten.
Tipps, um den Zeitpunkt der Weizenblüte exakt zu bestimmen, hat auch der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) in einem Video zusammengefasst.