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Zwischenfrüchte direkt in die Stoppel!

Philippe Lavandier setzt konsequent auf Zwischenfrüchte – sie sind die Basis in der Fruchtfolge des Ackerbaubetriebs. Generell sät er sie direkt in die Stoppel. Hier seine Empfehlungen und Tricks.

Lesezeit: 5 Minuten

SCHNELL GELESEN



Landwirt Lavandier mischt Zwischenfrüchte selbst und orientiert die Gewichtung der Arten am TKG.

Eine frühe Saat direkt nach dem Drusch in die Stoppel stellt die Wasserversorgung der Zwischenfrüchte sicher.

Die Düngung im Rahmen der Dünge­verordnung ist eine gute Starthilfe.

Die Zwischenfrüchte sollten einen dichten Bestand bilden und sicher abfrieren, dann sind auch Einsparungen beim Pflanzenschutz möglich.

"Ohne Zwischenfrüchte würde der Ackerbau hier nur schlecht funktionieren“, bekennt Philip­pe Lavandier, Verwalter des Katharinenhofs in Bismark in Sachsen-Anhalt. Der Betriebsstandort ist durchaus he­rausfordernd: Die ca. 700 ha Ackerfläche des Betriebes liegen auf leichten und teils steinreichen Böden.

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Zwar war es hier schon immer trocken, doch letztes Jahr fielen nur rund 400 mm Regen, dieses Jahr gab es bereits seit Mitte ­April keinen nennenswerten Niederschlag mehr. „Und zusätzlich sind wir in einem Winderosionsgebiet“, fügt ­Lavandier hinzu. Sein Ziel ist, wassersparend und erosionsmindernd zu arbeiten. Dreh- und Angelpunkt sind dabei Zwischenfrüchte.

Saatgut besser selbst mischen

Seit 2015 leitet der gebürtige Luxem­burger den Betrieb und hat die klas­sischen Fruchtfolgen Raps – Weizen – Weizen, Raps – Roggen – Roggen bzw. Raps – Weizen – Gerste Stück für Stück aufgebrochen. „Heute könnte man sagen, dass der Wechsel von Blatt- und Halmfrucht in der Fruchtfolge Standard ist“, fasst Lavandier zusammen. Nun stehen auf den etwas besseren ­Böden Raps – Weizen – Rüben – Weizen/Winterackerbohnenvermehrung oder auf den steinigen Flächen Raps –Weizen – Körnermais – Weizen/Leguminose/Sonnenblumen. Auf den leichteren Standorten wächst Grassamenver­mehrung (Rotschwingel) – Körnermais – Sonnenblu­me – Winterroggen.

Zwischenfrüchte stehen seit 2019 nach jeder Hauptfrucht. „Wir unterdrücken damit zielgerichtet Ausfall­getreide, Unkräuter und Gräser“, sagt der Landwirt. Dafür braucht er jedoch eine für Standort und Fruchtfolge op­timale Mischung – und die hat er auf dem Markt bislang nicht gefunden.

Vor allem die feinkörnigen Saaten in den gekauften Mischungen waren nachher im Zwischenfruchtbestand oft nicht mehr wiederzufinden. „Und das sind meist die teuren Anteile“, erklärt der Ackerbauer. Daher mischt er das Saatgut nun selbst mit einem alten Futtermittelmischer, der 2 t fasst. „Dann weiß ich genau, was drin ist und kann auch die Anteile selbst bestimmen“, sagt er.

Betriebsspiegel

Philippe Lavandier, Katharinenhof Bismark (Sachsen-Anhalt)

Klima: Niederschlag ca. 570 mm pro Jahr (1991 bis 2020), 2022 ca. 400 mm, 8,9 °C Durchschnittstemperatur

Standort und Fläche: Endmoränen­gebiet, teils sehr viele Steine, 700 ha Ackerbau, 50 ha Grünland, 100 ha Wald

Boden: durchschnittlich 40 bis 45 ­Bodenpunkte, Sand bis sandiger Lehm

Fruchtfolge: Wechsel Blatt- und Halmfrucht, standortspezifisch und flexibel

Zwischenfruchtanbau: Artenwahl ist das A und O

Welche Arten in die Mischungen kommen, hängt von seinen Erfahrungen und der Verfügbarkeit ab. „Ich probiere einfach viel aus“, sagt Lavandier. So recherchiert er auch mal länger nach passenden Arten und deren Eigenschaften. Die Einzelkomponenten kauft er meist relativ günstig übers Internet. Dann geht er wie folgt vor: In einer ­Excel-Tabelle kalkuliert Lavandier die Misch- und Saatmenge in Körner/m². „Ich stelle mir diesen Quadratmeter vor und überlege, wie viele Pflanzen welcher Art dort wachsen sollen“, ­erklärt er. Er sät immer mindestens 300 Körner/m², meistens etwas mehr. Letztlich kosten ihn die eigenen Mischungen 40 bis 60 €/ha. Hinzu kommt ein Extraaufwand für das Beschaffen und Mischen.

Seine Mischungen bestehen aus sechs bis neun Komponenten. Senf und Ölrettich sind fast immer dabei, da sie notfalls den Ausfall anderer Arten ­kompensieren können. Statt Ölrettich kommt auch schon mal Meliorationsrettich hinzu, auch Tillage-Rettich oder Tillage Radish genannt. Das Saatgut ist nach seiner Aussage zwar etwas teuer, dafür bilden die Pflanzen jedoch eine kräftigere (und essbare) Pfahlwurzel.

Phacelia und Öllein sind ebenso feste Bestandteile der Mischungen, ebenso wie Sommerwicke und Inkarnatklee. Dieser sei zudem frostsicher und diene über Winter noch einigen Tieren als ­Deckung und Nahrung. Je nach Fruchtfolge sind Weiße Lupine, Futtererbse oder Buchweizen in der Mischung enthalten – letzterer aber nicht in Rübenfruchtfolgen.

Frühe Saat und Düngung als Erfolgsgarant

Auf zu feinsämige Kulturen verzichtet Lavandier in seinen Mischungen, weil sie oft konkurrenzschwach sind. Auch Sonnenblumen sind nicht mehr enthalten, weil die Korbblütler in der Fruchtfolge stehen. Zur Strategie gehört mittlerweile auch: „Um erfolgreich Zwischenfrüchte anzubauen, muss man so früh wie möglich säen“, ist Lavandier überzeugt. Denn: Je früher die Saat, desto eher wechseln die Pflanzen in die generative Phase und blühen und desto besser frieren sie später ab.

Lavandier sät daher die Mischungen schnellstmöglich nach der Ernte direkt in die Stoppel der Vorfrucht. Die Saattiefe hängt davon ab, wo unter der Krume die Feuchtigkeit beginnt. Dann kommt seine modifizierte Zinkensä­maschine Horsch Sprinter 6 ST zum Einsatz. Die 12 mm-breiten Schare mit höhenverstellbarer Flüssigdüngerablage sind eine Eigenkonstruktion. So lassen sich auch z.B. die Zwischenfrüchte im Rahmen der Düngeverordnung mit AHL versorgen. „Eine kleine Düngegabe ist wichtig, damit die Zwischenfrüchte einen richten Bestand bilden können“, sagt der Landwirt.

Sicher abfrierende Sorten?

Größtenteils geht Lavandiers Strategie auf: Durch die Direktsaat der Zwischenfrüchte entsteht kaum Bodenbewegung – weil dadurch der Keimreiz entfällt, laufen kaum Gräser oder Kräuter auf. Auch ausgesamte Zwischenfrüchte machten bislang keine Probleme. Wichtig dafür ist seiner Meinung nach ein etablierter Bestand und, dass die Mischungen im Winter sauber abfrieren. „Dafür reichen schon -5 °C“, sagt Lavandier. Auf Glyphosat kann er dann verzichten und im Frühjahr direkt oder nach einmaliger Bodenbearbeitung die Sommerkultur säen.

Es gibt jedoch Ausnahmen: Problematisch war letztes Jahr z.B. Storch­schnabel, dieses Jahr ist Kerbel in Ackerbohnen durchgekommen. Dafür ist der Einsatz von Glyphosat notwendig. Künftig wünscht sich Lavandier, dass auch in den Zwischenfrüchten Graminizide gegen Ausfallgetreide zugelassen werden. „Denn potente Herbizide sind nur noch im Mais zugelassen“, sagt er.

Dieses Jahr hat der smarte Landwirt seine Mischung übrigens wieder angepasst: Winterackerbohnen sollen hinein. „Die können dann im Mais weiterwachsen“, hofft Philippe Lavandier.

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