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Nachgerechnet: Das kostet Schweinegülle als Wirtschaftsdünger

Welchen Wert Schweinegülle heute hat, zeigt eine Kalkulation der LWK Niedersachsen.

Lesezeit: 6 Minuten

Dieser Ratgeber ist zuerst im Dezember 2022 in der Fachzeitschrift SUS erschienen.

Die Preise für Mineraldünger sind seit dem Herbst 2021 förmlich explodiert. Kostete z.B. Kalkammonsalpeter (KAS) über viele Jahre um 200 € netto je Tonne, war der Preis im Oktober 2021 rund doppelt so hoch.

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Mit dem Ausbruch des Ukrainekriegs verschärfte sich die Lage. In der Spitze kletterte der KAS-Preis über die Marke von 1.000 €. Andere wichtige Mineraldünger wie Kornkali, AHL oder Harnstoff zeigen ähnliche Preissprünge.

Auslöser ist die drastische Verknappung der Mineraldünger. So ist Russland als weltweit größter Hersteller stickstoffhaltiger Dünger kriegsbedingt weggebrochen. Zudem ist die Mineraldüngerproduktion energieintensiv. Mit der Preisexplosion bei Strom und Gas mussten die europäischen Düngerhersteller ihre Produktion drosseln und die höheren Erzeugungskosten an ihre Abnehmer weitergeben.

Wirtschaftsdünger gefragt

Für die Schweinehalter bietet diese Entwicklung auch Chancen. Denn die Veredlungsbetriebe verfügen oft über größere Mengen Wirtschaftsdünger, wodurch sie ihren Einsatz an Mineraldünger verringern können. Verbessert hat sich insbesondere die Position von Schweinehaltern, die aufgrund ihrer Nährstoffbilanz Gülle abgeben müssen. So hat die Preisexplosion beim Mineraldünger die Nachfrage und damit auch den Wert von Wirtschaftsdüngern erheblich gesteigert.

Um welche Größenordnungen es geht, zeigen Kalkulationen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Sie hat die Wertansätze für Wirtschaftsdünger anhand der aktuellen Preise für Mineraldünger ermittelt. So wurden bei Erstellung der Kalkulation im Oktober 2022 z.B. für KAS 950 € pro Tonne und für 60er-Kali 880 € pro Tonne angesetzt.

Der Wertansatz beruht darauf, wie viel anrechenbaren Stickstoff, Phosphor, Kalium, Magnesium und Schwefel der Wirtschaftsdünger enthält. Aus Sicht der aufnehmenden Betriebe können nur die Nährstoffe in Ansatz gebracht werden, für die ein Bedarf besteht. Sind die Böden gut versorgt, kann bei den Grundnährelementen die Düngung für eine begrenzte Zeit reduziert werden. Eine Ausnahme stellt das Kalium auf leichten Böden dar: Hier sollte der Bedarf in jedem Jahr weitgehend gedeckt werden.

Nicht berücksichtigt ist der Humuswert der jeweiligen Wirtschaftsdünger, da insbesondere Schweinegülle nur wenig organische Substanz mitbringt. Im Mittel ist bei Gülle ein Humuswert von 30 bis 40 Cent je Kubikmeter zu veranschlagen.

Knapp 20 € für Mastgülle

Die folgende Übersicht zeigt, dass der anrechenbare Stickstoff mit 5,50 bis knapp 8 €/m3 den größten Wertanteil der Wirtschaftsdünger ausmacht. Nicht zu unterschätzen sind zudem der Phosphor- und Kaliwert, der bei Schweinegülle jeweils 3 bis 5/m3 beträgt. Das in der Schweinegülle enthaltene Magnesium und der Schwefel spielen zumindest monetär eine geringere Rolle.

Unter dem Strich stellt Mastschweinegülle bei aktuellen Mineraldüngerpreisen einen beachtlichen Wert von gut 19 €/m3 dar. Die Ferkel- und Sauengülle liegen in der Wertermittlung etwas niedriger. Gärsubstrate aus Biogasanlagen stehen insbesondere aufgrund ihrer hohen Kaligehalte der Mastschweinegülle wertmäßig kaum nach.

Interessant ist auch die zeitliche Entwicklung der Wertansätze für Wirtschaftsdünger. So war Mastschweinegülle noch in der Frühjahrskampagne 2021, also vor der Preisexplosion der Mineraldünger, nur rund 8 €/m3 wert.

Heute ist der Wertansatz für dieselbe Gülle mehr als doppelt so hoch.

Neben dem Düngewert ist für die Praktiker wichtig, wie sich die Abgabe- und Aufnahmepreise für Wirtschaftsdünger entwickeln. Wobei das Preisgefüge stark vom Nährstoffdruck in der jeweiligen Region abhängt. In den vergangenen Jahren mussten Schweinehalter in ausgeprägten Überschussgebieten wie Südoldenburg im Jahresmittel mit Abgabekosten von rund 15 €/m3 Gülle rechnen. Bei der Gülleabgabe während der Frühjahrskampagne waren auch günstigere Konditionen möglich.

Das Gros der Abgabekosten diente zur Deckung der Lkw-Transporte in aufnahmefähige Ackerbauregionen. Zudem mussten die abgebenden Betriebe in früheren Jahren oft auch z.B. für die Hälfte der Kosten der Gülleausbringung im aufnehmenden Betrieb aufkommen.

Markt hat sich gedreht

Doch diese Situation hat sich bereits in der Frühjahrskampagne 2022 grundlegend geändert. „Die hohen Mineraldüngerpreise haben die Nachfrage nach Wirtschaftsdüngern merklich verstärkt.

Viele Gülleabnehmer mussten die Ausbringung auf ihren Flächen jetzt selbst bezahlen und einen Teil der Transportkosten tragen“, schildert Kathrin Albers, Geschäftsführerin der Naturdünger-Verwertungs GmbH (NDV) in Vechta.

Für Betriebe mit Gülleüberschüssen ist die Situation damit deutlich günstiger geworden. In einer Nährstoffüberschussregion gingen die Kosten für abgebende Betriebe im laufenden Jahr im Mittel auf rund 8 €/m3 zurück. Überschlägig spiegelt sich der um rund 10 €/m3 Schweinegülle gestiegene Düngewert in einer nahezu gleich hohen Kostenreduzierung bei der Nährstoffabgabe wider.

Insbesondere für Betriebe mit größeren Nährstoffüberschüssen ist die Kostenentlastung enorm. Muss ein Mäster mit 4.000 Plätzen in einer niedersächsischen Veredlungshochburg die Hälfte seiner Gülle abgeben, so konnte er 2022 durchaus Einsparungen von 20.000 € gegenüber früheren Jahren realisieren.

Nachfrage bleibt hoch

Die verbesserte Marktsituation für Wirtschaftsdünger dürfte sich im nächsten Jahr fortsetzen. Denn Energie bleibt knapp und teuer. Das hält die Preise für Mineraldünger auf hohem Niveau. „Die Vorbestellungen für Wirtschaftsdünger sind aktuell noch verhalten. Ich rechne aber schon im ersten Quartal 2023 damit, dass die Nachfrage spürbar anzieht,“ schildert NDV-Chefin Kathrin Albers.

Wie sich die Abgabepreise für Wirtschaftsdünger entwickeln, hängt auch von den Transportkosten ab. Fakt ist: Der drastisch gestiegene Dieselpreis hat die Lkw-Fahrten erheblich verteuert. Dies wirkt sich insbesondere in den Veredlungshochburgen aus. Denn von dort aus muss die Gülle nicht selten über 100 km und mehr abgefahren werden.

Druck durch Rote Gebiete

Nicht zu unterschätzen ist zudem die erneute Überprüfung der sogenannten Roten Gebiete mit erhöhter Nitratbelastung im Grundwasser. Bundesagrarminister Özdemir gab Anfang 2022 dem Druck aus Brüssel nach und stimmte einer Neuausweisung der Roten Gebiete ab dem Jahr 2023 zu.

Laut Experten könnten sich die belasteten Gebiete mit drastischen Einschränkungen bei der Stickstoffdüngung vielerorts um bis zu 30 % vergrößern.

Umso wichtiger ist es, dass die abgebenden Betriebe ihre Gülle möglichst attraktiv machen. Hierzu geben Fachleute folgende Tipps:

  • Kalkulieren Sie frühzeitig, wann Sie wie viel Gülle abgeben wollen. Auch eine exakte Beschreibung der Gülleart erleichtert die Planung für den Abnehmer.
  • Ziehen Sie regelmäßig Gülleproben und bestimmen die N-, P- und K-Gehalte. Wird die Fütterung umgestellt, sollte die Gülle ebenfalls neu geprobt werden.
  • Rühren Sie die Gülle vor der Abgabe gründlich auf, um ein homogenes Düngerprodukt anbieten zu können. Je nach Antriebsleistung des Mixers und Stärke der Schwimmschicht muss z.B. ein Behälter mit 2.500 m3 Gülle mindestens 3 bis 4 Stunden aufgerührt werden.
  • Bauen Sie idealerweise einen festen Absatzweg zu einem Gülleabnehmer auf. Termintreue, zuverlässige Qualitäten und transparente Preise sind das A und O.

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