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So nutzen Sie Wirtschaftsdünger sinnvoll

Der Einsatz von Gülle, Mist und Co. ist zurzeit attraktiv wie nie. Worauf beim Einsatz zu achten ist, erklärt unser Autor.

Lesezeit: 9 Minuten

Unser Autor: Dr. Ulrich Lehrke, LWK Niedersachsen

Die hohen Preise für Energie, insbesondere für Gas, sorgen nach wie vor für eine starke Verunsicherung auf dem Düngermarkt. Die Preise für alle Düngemittel bewegen sich dadurch weiter auf einem Rekordniveau.

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Bei den N-Formen haben sich besonders KAS und AHL deutlich verteuert, sodass Landwirte Preise von 2,50 bis 3,00 €/kg N bezahlen müssen. Importharnstoff liegt dagegen mit einem Niveau von 2,00 €/kg N deutlich darunter. Auch für die anderen Grundnährstoffe – und für Schwefel – werden Preise von 1,50 bis 2,00 €/kg Nährstoff gefordert. Dazu kommt die Unsicherheit der Verfügbarkeit der Dünger im Frühjahr. Wohl dem, der sich bereits frühzeitig um Ware gekümmert hat.

Gleichzeitig sind auch die Preise für die knapper werdenden organischen Dünger stark angestiegen. Dennoch können Wirtschaftsdünger oftmals Versorgungslücken bei Mineraldüngern schließen. Wir zeigen Ihnen in folgendem Text die Möglichkeiten und Grenzen auf.

Preis und Leistung der Wirtschaftsdünger

Preistreiber bei den Wirtschaftsdüngern gibt es aktuell mehrere. So steht z.B. der bereits im letzten Frühjahr und Sommer deutlich angestiegenen Nachfrage ein geringeres Angebot gegenüber. Grund ist die Abstockung der Tierbestände, insbesondere in der Schweinehaltung.

In der Natur der Sache liegt, dass man am Feldrand nur feste Wirtschaftsdünger lagern kann. Dass dies nur zeitlich begrenzt möglich ist, schränkt den Einsatz organischer Dünger in Ackerbaubetrieben zusätzlich ein. In Niedersachsen z.B. soll ein aktueller Erlass dafür sorgen, dass Hühnertrockenkot (HTK) künftig nicht länger als zwei Monate am Feldrand gelagert wird. Ebenfalls in den Erlass aufgenommen, und mit der gleichen Lagerdauer versehen, sind feste Gärreste.

Gerade Ackerbauern, die weit entfernt von den Veredlungsregionen wirtschaften, müssen einen weiteren Aspekt beim Einsatz organischer Dünger berücksichtigen: die durch teure Energieträger in die Höhe getriebenen Transportkosten.

Man muss sich jedoch auch bewusst machen, dass der Wert organischer Dünger gestiegen ist. Im Vergleich zu den Vorjahren hat sich die Wertigkeit dabei in den meisten Fällen mehr als verdoppelt. Bei der Berechnung wurden die Grundnährstoffe (P und K) zudem nur mit jeweils 1,00 €/kg Nährstoff bewertet, da die Verfügbarkeit zumindest kurzfristig nicht immer gegeben ist. Bei der Bewertung sind auch die Ausbringungskosten zu berücksichtigen, die durch die steigenden Kosten in allen Bereichen ebenfalls erheblich zu Buche schlagen.

Im Einzelfall gilt es zu prüfen, inwieweit die Angebotspreise passen. In den meisten Fällen ist die Düngung mit organischen Düngern derzeit noch hoch wirtschaftlich. Darüber hinaus können Wirtschaftsdünger – bei der sich weiter verschärfenden Ukrainekrise – möglicherweise noch wichtiger werden. Es gilt daher zu prüfen, wo der Einsatz von Wirtschaftsdüngern sinnvoll ist und welche Maßnahmen erforderlich sind, um die Effizienz zu verbessern. Wichtig ist auch, die Grenze der organischen Düngung zu kennen.

Der Einsatz von organischen Düngern ist im Frühjahr besonders zu Hackfrüchten in vielen Betrieben Standard. Häufig wird dabei jedoch noch eine zusätzliche Mineraldüngung verabreicht, da die ausreichende Wirkung der Organik infrage gestellt wird.

Zu Mais und Rüben problemlos

Viele Versuche der letzten Jahre belegen jedoch, dass es möglich ist, gerade Rüben oder Mais ausschließlich über Wirtschaftsdünger bedarfsgerecht zu versorgen. Gleiches gilt für Sonnenblumen. Den Sommerungen kommt zugute, dass sie aufgrund ihrer späteren Entwicklung ohnehin die Bodenvorräte besser nutzen können.

Das zeigt sich auch in dem geringeren Abfall der Ertragskurven bei reduzierter Düngung. Gleichwohl benötigen alle Sommerungen einen gewissen Teil des Stickstoffs bereits in der Jugendentwicklung, sodass es wichtig ist, die Düngung möglichst vor der Saat durchzuführen. Eine verlustarme Ausbringung und eine direkte Einarbeitung der flüssigen organischen Dünger verbessern die Effizienz.

Versuche haben auch gezeigt, dass sich durch eine platzierte Unterfußdüngung von flüssigen Wirtschaftsdüngern mit dem Strip Till-Verfahren eine zusätzliche Effizienzsteigerung erreichen lässt. Beim Mais kann man dadurch sogar die mineralische Unterfußdüngung mit Phosphat ersetzen. Diese Möglichkeit wurde bislang nur vor dem Hintergrund der Beschränkungen durch die Düngeverordnung (DüV) diskutiert. Da aber DAP inzwischen je Doppelzentner ca. 100 € kostet, bekommt die platzierte Ausbringung von flüssigen organischen Düngern einen zusätzlichen Anreiz.

Die Strip Till-Technik lässt sich ebenso bei Rüben effizient einsetzen. Denn auch hier gilt es, im Frühjahr die mineralische P-Düngung möglichst zu begrenzen. Dabei empfiehlt es sich, auf den meisten Standorten an der ortsüblichen Lockerung der Böden festzuhalten, denn eine intensive Lockerung fördert zusätzlich die Freisetzung von Nährstoffen. Zu Mais und Rüben kann man folglich die mineralische Ergänzungsdüngung auf die Kalidüngung begrenzen.

Aufgrund ihres relativ späten Düngebedarfs kann man zu Mais und Rüben auch trägere Wirtschaftsdünger mit geringeren Anteilen an Ammonium-N, wie z.B. separierte oder pelletierte Gärreste, optimal einsetzen. Auch Champost und Kompost eignen sich zur Frühjahrsdüngung dieser Kulturen. Falls feste Dünger wie separierte Gärreste, Hühnertrockenkot und Putenmist im Frühjahr zum Einsatz kommen, muss jedoch eine optimale Verteilung sichergestellt werden. Solche Fehler sind in der Vegetation nur schwer zu reparieren und kosten Ertrag.

Nährstoffversorgung prüfen

Den Einsatz von Wirtschaftsdüngern zu Sommerungen im Frühjahr sollte man jedoch mit möglichst unterschiedlichen Methoden begleiten. Ein bislang nur selten praktizierter Ansatz zur Messung der Effizienz der Düngung ist eine „späte“ Nmin-Analyse ab Mitte bis Ende Mai. In Versuchen wird diese Methode in den letzten Jahren verstärkt eingesetzt und hat dabei sehr gute Ergebnisse geliefert.

Bei der späten Nmin-Analyse im Mais und in Rüben gilt ein Sollwert von 160 bis 180 kg/ha. Sofern die erforderlichen Sollwerte nicht erreicht werden, kann man zu diesem Zeitpunkt noch eine mineralische oder auch organische Ergänzungsdüngung vornehmen. Berücksichtigen Sie bei der Interpretation der Ergebnisse aber die Witterung.

Zur frühen Kontrolle der Nährstoffversorgung kann auch eine Nitratanalyse mittels Nitrachek-Methode oder N-Tester erfolgen. Darüber hinaus sind im Mai auch Blattanalysen sinnvoll, um den Nährstoffstatus der Bestände insgesamt zu kontrollieren. Eine Blattanalyse gibt dabei unter anderem Hinweise auf die Phosphatwirkung der organischen Düngung, die unter Umständen bei HTK oder auch bei Kompost eingeschränkt sein kann.

Gülle und Co. in Winterungen?

Der Einsatz von Wirtschaftsdüngern ist auch im Raps und im Wintergetreide möglich und sinnvoll. Allerdings schränkt die DüV die Ausbringung im zeitigen Frühjahr durch das Verbot der Düngung auf Frost stark ein. Anders als im Mais und in den Rüben ist im Getreide und im Raps eine mineralische Ergänzungsdüngung zu Beginn der Vegetation sinnvoll, da die Winterungen – besonders der Raps und das abtragende Getreide – bereits sehr früh in der Vegetation einen höheren Nährstoffbedarf haben.

Darüber hinaus empfiehlt es sich, bei diesen Kulturen auch den Schwefelbedarf mineralisch abzudecken. Bei Raps gilt es daher, bereits spätestens im März neben der organischen Düngung eine höhere abschließende Mineraldüngergabe zu platzieren. Im Getreide reicht dagegen zunächst eine verhaltene Ergänzungsgabe. Häufig reichen hier geringe N-Gaben von 30 bis 40 kg/ha aus, um den frühen Bedarf zu decken.

In den meisten Fällen wird der weitere Düngebedarf in der Vegetation über eine zusätzliche Mineraldüngung gedeckt. Nur wenige Betriebe setzen hierbei auch auf organische Dünger. Allerdings zeigen Versuche, dass besonders beim Weizen eine organische Düngung im April noch eine gute Wirkung erzielen kann. Denn Weizen hat den höchsten Nährstoffbedarf erst gegen Anfang Mai.

Für eine hohe Ausnutzung muss dann aber die Witterung mitspielen. Günstig sind kühle und feuchte Wetterphasen. Die von der DüV geforderten Mindestwirksamkeiten von 60% bei Rindergülle und Gärresten sowie 70% bei Schweinegülle konnten bei günstigen Bedingungen erreicht werden. Wichtig ist jedoch, die flüssigen Dünger optimal bodennah zu applizieren. Die Schlitztechnik oder auch der Schleppschuh sind dabei dem Schleppschlauch überlegen. Bei einer Schleppschlauchausbringung kann eine Ansäuerung helfen, gasförmige Verluste zu mindern.

Sofern keine flüssigen Wirtschaftsdünger verfügbar sind, stellt im Getreide und Raps auch der Einsatz von Hühnertrockenkot eine Alternative dar. In älteren Versuchen ließ sich belegen, dass HTK die geforderten Mineraldüngeräquivalente von 60% annähernd erreicht. Es ist jedoch wichtig, unbedingt auf eine optimale Querverteilung des HTK zu achten.

Auch im Wintergetreide kann man die Wirkung der organischen Düngung über eine Nitratanalyse überwachen. Diese hilft außerdem, um eine weitere Anschlussgabe optimal zu terminieren. Zusätzliche Blattanalysen auf den N-Gehalt können ebenfalls sinnvoll sein.

100% organische Dünger?

Versuche der Landwirtschaftskammer Niedersachsen aus den letzten Jahren zeigen, dass eine Substitution von Mineraldüngern in vielen Kulturen möglich ist. Wie die Übersicht 4 verdeutlicht, kann dies vorrangig bei den Sommerungen wie Mais, Rüben und Sonnenblumen gelingen. Hier verbleibt oft nur ein Kalibedarf, den es mineralisch zu ergänzen gilt.

In Getreide und Raps lassen sich bis zu 60% des N-Bedarfs durch Wirtschaftsdünger abdecken. Sofern Raps bereits im Herbst mit organischen Düngern gedüngt wurde, kann auch hier – wie im Getreide – in den meisten Fällen eine mineralische Grunddüngung unterbleiben. Wichtig bleibt jedoch die Schwefeldüngung zum Start. In Raps und Getreide empfiehlt es sich, im Frühjahr vorrangig Dünger mit höheren Gehalten an NH4-N einzusetzen.

Düv schränkt ein

Die verschärfte Düngeverordnung begrenzt den optimalen Einsatz von organischen Düngern. Erschwerend ist vor allem das Verbot der Düngung auf leichtem Frost. Dadurch ist es häufig schwierig, ein Befahren im zeitigen Frühjahr sicherzustellen. Besonders im Raps und im Wintergetreide ist dies jedoch eine Voraussetzung, um hohe Anrechenbarkeiten zu erreichen.

Die Erfahrungen zeigen, dass neben einer frühen Düngung eine optimale Witterung vorherrschen muss, um eine gute Ausnutzung abzusichern. Leider können diese Bedingungen nicht immer genutzt werden, da die Ausbringung der Wirtschaftsdünger häufig überbetrieblich organisiert ist. Daher kann es in Zukunft sinnvoll sein, über Kooperationen in Ausbringtechnik zu investieren.

Darüber hinaus begrenzt die Düngeverordnung den Einsatz organischer Dünger auf 170 kg/ha Gesamt-N. In den Roten Gebieten gilt diese Regelung auch schlagbezogen. Generell ist der Einsatz von Wirtschaftsdüngern in dieser Größenordnung aber in allen Betrieben möglich.

Bei einer mittleren Anrechenbarkeit von 60% entspricht dies einer Düngung von etwa 100 kg/ha N. Viele Betriebe können damit den zusätzlichen Mineraldüngeraufwand deutlich reduzieren. Voraussetzung ist jedoch, dass organische Dünger in ausreichendem Umfang und auch entsprechend preislich lukrativ verfügbar sind.

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