Nach den warmen Temperaturen strecken sich die Rapspflanzen und die ersten blühen sogar schon: Mit der kommenden Rapsblüte steht auch der Bienenschutz wieder verstärkt im Fokus, nicht nur bei Landwirten, sondern auch bei Imkern und Verbrauchern. Tagsüber sind dann bis zu 50.000 Bienen/ha im blühenden Raps unterwegs – und bei erforderlichen Insektizideinsätzen ist höchste Vorsicht geboten.
Denn Honigbienen gehen in einem Umkreis von 5 km auf Futtersuche, sie erreichen auch das Innere eines Rapsschlages. Anders als Wildbienen, die mit ihrem Sammelradius von nur 500 m eher im Vorgewende unterwegs sind. Planen Sie Ihre notwendigen Insektizide am besten sorgfältig – und nachts.
Wann fliegen Bienen?
Um den Bienenflug zu bestimmen, ist laut Dr. Klaus Wallner von der Universität Hohenheim Folgendes wichtig: Raps und alle Obstarten (inkl. Beerensträuchern) sind auf Insektenbestäubung angewiesen. Sie locken Bienen durch ihr Pollen- (ab etwa 10°C) und Nektarangebot (ab ca. 14°C). Schon über den Nachmittag setzen Pflanzen weniger Pollen und Nektar frei, da nachts keine Bestäubung stattfindet. Die Blütenbesucher stellen ihrerseits den Besuch der leergesammelten Blüten ein.
Der Bienenflug beginnt somit bei schöner Witterung ab ca. 9.00 Uhr und dauert bis etwa 19.00 Uhr. Bei kühler Witterung unter 15°C, nach kräftigen Regenfällen oder bei starker Bewölkung endet er schon deutlich früher.
Welche Pflanzenschutzmittel sind bienengefährlich?
Wer sich an die Einstufung der Insektizide hält, schützt Bienen ganz automatisch. Denn einen Pflanzenbestand, der aus irgendeinem Grund von Bienen intensiv besucht wird, darf man nicht mit B1-Insektiziden (bienengefährlich) behandeln.
Auch B2-Präparate (minder bienengefährlich) sind ohne Wirkung auf Bienen – sofern man sie wie angegeben „nach Ende des Bienenfluges“ ausbringt (ab etwa 19.00 Uhr bis maximal 23.00 Uhr). Bis die Bienen am nächsten Morgen ab 9.00 Uhr wieder den Pflanzenbestand anfliegen, haben sich die Wirkstoffbeläge stark abgebaut. Bei B3-Präparaten geht man davon aus, dass aufgrund der Anwendung kein Kontakt zu Bienen entstehen kann.
Die bienenungefährlichen B4-Insektizide darf man auch tagsüber in blühende Kulturen, z.B. Raps oder Obst, ausbringen, was vielen Imkern nicht bewusst ist.
Wer sich allerdings nicht an die Gebrauchsanweisung hält – von der empfohlenen Wassermenge abweicht (v. a. weniger Wasser je ha), die Aufwandmenge erhöht oder Fungizide zumischt – kann schnell den B4-Status aushebeln. Ein Spritzbrühetröpfchen enthält dann mehr Wirkstoff und kann, wenn es ein Nektartröpfchen in der Blüte trifft, plötzlich schädigende Wirkungen auslösen – gegen Bienen und andere Nützlinge. Bringen Sie auch diese Präparate möglichst erst nach Ende des Bienenfluges aus.
Blattläuse im Bestand: Bienen fliegen anders
Ganz anders verläuft der Bienenflug in Pflanzenbeständen, die von Läusen befallen sind (Kartoffeln, Ackerbohnen, Steinobst), so Wallner. Dort sammeln Bienen den stark zuckerhaltigen und zähen Honigtau. Diesen sondern Blattläuse als Tröpfchen auch nachts ab. Da die höhere Luftfeuchtigkeit in den frühen Morgenstunden und am Abend den Honigtau etwas verdünnt, können ihn die Bienen früh holen, bereits vor 7.00 Uhr, und auch spät abends, bis 21.00 Uhr. Um die Mittagszeit ist dann hingegen kaum Bienenflug in den Kulturen erkennbar (Läuse und Honigtau sieht man hingegen schon).
Das kann zu einer fatalen Fehleinschätzung führen: Wer jetzt ein B1-Insektizid einsetzt, riskiert drastische Bienenvergiftungsschäden. Läuse und Honigtau muss man immer als Alarmsignal werten, egal in welcher Kultur. Der Landwirt kann auch einen Imker fragen, ob die Bienen aktuell schon früh morgens intensiv fliegen und dies bei seinen Entscheidungen berücksichtigen.
So prüfen Sie den Bienenflug
Landwirte können sich mit folgenden Methoden einen Eindruck über die tatsächlichen Bienenflugaktivitäten am Abend verschaffen:
Bienenstock beobachten: Beobachten Sie das Ausfliegen und Heimkehren der Bienen. Ist der Bienenflug in vollem Gange, fliegen ca. 200 Honigbienen pro Minute aus. Verlassen gegen Abend weniger als 2 Bienen pro Minute den Stock, endet der Bienenflug vermutlich bald.
Schwenkblick-Methode: Um die Bienenaktivität im Bestand wahrzunehmen, braucht man etwas Übung. Ideal wäre es, dies zunächst mit einem Imker zu üben. Für diese Methode steht man am besten etwas erhöht und schwenkt den Blick zu beiden Seiten über das Rapsfeld. Betrachtet wird ein „Tortenstück“ mit einer Fläche von knapp 10 bis 25 m², auf der die Bienen gezählt werden. Sehen Sie innerhalb von 5 bis 10 Minuten noch eine Biene, ist der Bienenflug noch nicht beendet.
Um sich selbst in der Bienenbeobachtung zu schulen, kann man die Flugaktivität im Feld auch mal um ca. 11.00 Uhr oder von 14.00 bis 15.00 Uhr beobachten. Erfahrungsgemäß ist die Flugaktivität zu diesen Tageszeiten am höchsten.
Ihre Erfahrung ist wichtig
Wie ist Ihre Erfahrung mit dem Bienenflug? Kontrollieren Sie den Flug oder stehen Sie sogar mit Imkern in der Umgebung enger in Verbindung?
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