Die Kinder beleben den Hof, der umgenutzte Stall bringt uns sichere Pachteinnahmen und der 55 ha große landwirtschaftliche Betrieb mit Schweinehaltung plus Ackerbau läuft trotzdem weiter“, nennt Landwirt Claus Robers wichtige Vorteile der Hofkita.
Außerdem hat seine Ehefrau Stefanie Robers nun einen Arbeitsplatz auf dem Hof. Sie arbeitet 20 Stunden pro Woche als angestellte Erzieherin in dem vom Deutschen Roten Kreuz betriebenen Kindergarten. Ein weiterer Pluspunkt:
Der Kindergartenbetrieb ist zeitlich klar begrenzt. Die Öffnungszeiten gehen innerhalb der Woche von 7.15 Uhr bis 16.15 Uhr, danach kehrt Ruhe ein. An den Wochenenden ist der Kindergarten komplett geschlossen.
Erste Überlegungen aus der Sauenhaltung auszusteigen, hatte der Landwirt schon 2017. Zeitgleich suchte der Kreis Borken einen Betrieb für die Gründung einer Hofkita. „Ich nahm direkt Kontakt zur Gemeinde auf und stieß sofort auf Zustimmung,“ so Robers.
Ortsnähe entscheidend
„Entscheidend war unsere Lage – im Außenbereich, aber in Ortsnähe.“ Seine Ehefrau war dagegen zunächst skeptisch: „Ich wusste ja wie viele Vorschriften und Vorgaben es gibt und wie aufwendig es ist, selbst eine Kita zu betreiben. Als dann aber klar war, dass die Gemeinde die Trägerschaft ausschreibt – passte es dann auch für uns beide“, berichtet Stefanie Robers.
Im August 2019 gab die Gemeinde dann den Startschuss. Noch im Sommer stellte Robers den Bauantrag für die Umnutzung des alten Wirtschaftsgebäudes. Ein neues Immissionsgutachten war nicht nötig. Zeitgleich gab es eine Begehung mit allen Beteiligten, z. B. dem Bau-, Jugend- und Veterinäramt.
Noch im Herbst verließen die 180 Sauen das Hofgelände. Die Schweinehaltung musste Robers, der bis dahin im geschlossenen System gewirtschaftet hatte, entsprechend umstellen. Für die weiterhin auf dem Hof bestehenden 600 Ferkelaufzuchtplätze kauft er nun Ferkel zu, die Mastschweine hält er nach wie vor in einem gepachteten Stall in der Nachbarschaft.
Strenge Bauvorgaben
Mit dem Umbau des Schweinestalls (ehemalige Tenne) startete die Familie Robers im November, nachdem die Baugenehmigung und die Förderbewilligung vorlagen. Noch vor Weihnachten hatten sie die neue Bodenplatte im alten Sauenstall gegossen.
Die größte Herausforderung für die Bauherren war, dass das Bauamt vorschrieb, die äußere Gestalt des Gebäudes zu erhalten, also die Außenmauern, den Dachstuhl, die kleinen Fenster und die Stützbalken.
„Wir mussten mit dem arbeiten und auskommen, was wir hatten. Und das war oft sehr aufwendig und erforderte viele Kompromisse“, erinnert sich Stefanie Robers.
Statt eine Außendämmung zu machen, haben Robers von innen eine zweite Mauer aus Kalksandstein gesetzt und beim Dach mussten sie geradezu „puzzeln“, um die Dämmung zwischen die alten Balken zu bekommen.
Die kleinen Fenster und die Stützbalken integrierte der Architekt mit kreativen Lösungen in das Raumkonzept.
An anderer Stelle ist das Bauamt den Bauherren aber entgegengekommen. So gab es eine Sondergenehmigung für eine außen liegende Fluchttreppe und einen Windfang am Eingang.
Gegen den Stallgeruch in den Gemäuern hilft die neue Innenwand und bei den Stützen hält die Verkleidung den Geruch fern. Den Güllekeller haben Robers ausgesaugt, mit Sand verfüllt und anschließend eine 20 cm dicke Betonplatte darauf gegossen.
Separate Hofeinfahrt
Im Juli 2020 war die neue Kita fertig. Auf insgesamt 420 m2 bietet der alte Stall in Erd- und Obergeschoss nun Platz für zwei Kindergartengruppen plus Bewegungsraum, Büro und Personalraum. Hinzu kommt ein großes Außengelände. Für das Bringen und Holen der Kinder haben Robers eine zusätzliche Hofzufahrt geschaffen.
„Das war ein wirklich anstrengendes Jahr für uns, und auch die Umstellung von Betrieb und Alltagsleben musste sich erst mal neu einspielen“, berichtet Landwirt Claus Robers. Für die Senioren zum Beispiel fielen die alltäglichen Arbeiten im Sauenstall weg und die Bewegungsräume auf dem Hof und im Garten hatten sich verschoben. „Mittlerweile aber haben alle ihren Platz gefunden. Das Kitaleben hat sich gut in den Hofalltag integriert“, freut sich Stefanie Robers.
Die Investitionssumme für den Umbau belief sich laut Ehepaar Robers auf eine größere sechsstellige Summe. Ein Drittel der Summe übernahm das Land Nordrhein-Westfalen, als Zuschuss im Rahmen der Förderung der Strukturentwicklung des ländlichen Raumes. Den restlichen Betrag mussten sie selbst finanzieren.