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topplus Ein Jahr Krieg

Krieg in der Ukraine: Landwirt bangt um Liquidität

Landwirt Michael Dihlmann bewirtschaftet 550 ha Ackerland in der Westukraine. Für ihn gilt: Solange es die Sicherheit zulässt, wird weiter geackert. Dafür fehlt ihm aktuell jedoch der Dünger.

Lesezeit: 4 Minuten

Als wir mit Landwirt Michael Dihlmann sprechen, ist er kurz vor seiner Rückreise in die Ukraine. Rund drei Wochen war er in Deutschland, um auf seinem Bioland-Betrieb in Sachsen-Anhalt die Frühjahrsbestellung vorzubereiten. Am nächsten Tag geht es für ihn zurück.

In der Ukraine, nahe Iwano-Frankiwsk, bewirtschaftet der Landwirt seit acht Jahren 550 ha Ackerland. Seitdem pendelt Dihlmann regelmäßig zwischen Ostdeutschland und der Westukraine. Im Frühjahr 2022 berichtete top ­agrar zum ersten Mal über ihn. Damals wusste er noch nicht, ob er seine Felder bestellen konnte. Allerdings war für ihn auch klar: „Es wäre schlicht sträflich, nicht zu säen.“

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Lager sind jetzt mehr als voll

Säen und ernten konnte Dihlmann dann auch. „Ich habe mich nicht allzu sehr beeindrucken lassen und getan, was zu tun war.“ Probleme bereitete ihm jedoch die Lagerung seiner Ernte, denn vermarkten konnte er diese nicht. Sein Getreide habe er in eigenen Hallen eingelagert. „Dafür stehen jetzt Maschinen im Freien“, erklärt er.

Ich habe mich nicht allzu sehr beeindrucken lassen und getan, was zu tun war.“ - Michael Dihlmann

Die Lagerung des Maises sei jedoch kritisch. Dihlmann baut diesen im Vertragsanbau für einen anderen deutschen Betrieb an, der aus Platzgründen mehrere Tausend Tonnen in Siloschläuchen einlagern musste. „Neben dem Risiko durch Tiere, Diebstahl und ungünstige Untergründe ist diese Lagerung auch sehr teuer“, so Dihlmann. Außerdem hätten viele seiner Kollegen, aufgrund des fehlenden Stromes, die Ernten nicht vollständig trocknen können. „Wenn täglich acht Stunden lang der Strom fehlt, kann keine Trocknung laufen“, erklärt er. Notstrom habe den hohen Strombedarf nicht immer abdecken können.

Weil er nicht sicher war bzw. nach wie vor ist, wie viel Getreide er aus seiner alten Ernte verkaufen kann, verschlankte er im Herbst seinen Anbau auf drei Kulturen. „Wir haben den Anbau an unsere Lagerkapazität angepasst“, so Dihlmann. Sein Fokus liege nun auf Winterweizen, Hafer und Mais.

Kein Mais ohne Dünger

Damals war geplant, die Maisfläche auszudehnen. Das stelle ihn jetzt vor Herausforderungen. „Unsere aktuell größte Sorge ist, günstigen Dünger für den Mais zu bekommen“, erklärt er. Das Problem: Er muss noch einen Teil seiner alten Ernte verkaufen, um mit den Erlösen Dünger kaufen zu können. „Wenn wir keinen Dünger kaufen können, brauche ich auch keinen Mais aussäen“, sagt der Landwirt. Bereits im letzten Jahr lagen die Getreidepreise deutlich unter dem, was in Westeuropa gezahlt wurde. Das habe sich in den vergangenen Monaten nicht verbessert.

Wo es die Sicherheitslage zulässt, Landwirtschaft zu betreiben, sollte man dies auch tun.“ - Michael Dihlmann

Sollte er sich nicht ausreichend mit Dünger eindecken können, müsse er seine Anbaufläche verkleinern. Dann wolle er auf den übrigen Flächen Kleegras aussäen, „sodass wir auf den Flächen wenigstens etwas Stickstoff für die Folgekulturen generieren können“. Das sei jedoch nur ein Notfallplan, denn Dihlmann ist sich sicher: „Bei uns in der Westukraine, wo es die Sicherheitslage zulässt, Landwirtschaft zu betreiben, sollte man dies auch tun.“

Priorität: Anbau sichern

Zurück in der Ukraine stehe für Dihlmann viel Büroarbeit an. „Wir müssen Bilanzen abschließen, die Liquidität prüfen und Düngemittel sowie Saatgut anfragen.“ Da sein Betrieb in keinem umkämpften Gebiet liegt, hofft Dihlmann, dass er auch in diesem Frühjahr weitermachen kann, wie bisher.

Vor dem Hintergrund, dass viele Betriebe in östlicheren Teilen des Landes nicht mehr wirtschaften können, ist es ihm umso wichtiger, die Felder weiterhin zu bestellen. Die Ukraine aufzugeben, sei für ihn keine Option. Ganz im Gegenteil: Er sehe auch weiterhin eine Zukunft in dem Land, gerade wegen dessen landwirtschaftlicher Möglichkeiten.

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