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Landwirte in Baden-Württemberg verdienen bundesweit am wenigsten

Die Unternehmensergebnisse der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe in Baden-Württemberg sind 2022/23 zwar gestiegen. Trotzdem bleibt das Ländle erneut Schlusslicht unter den Bundesländern.

Lesezeit: 4 Minuten

Zwar legten die Bauerneinkommen auch in Baden-Württemberg im vergangenen Wirtschaftsjahr im Durchschnitt aller Betriebszweige zu. Allerdings verdienen die Landwirte im Südwesten im Vergleich der Bundesländer am wenigsten. Das geht aus den Unternehmensergebnissen im Wirtschaftsjahr 2022/23 hervor, die der Landesbauernverband Baden-Württemberg (LBV) diese Woche vorgestellt hat.

Im Durchschnitt aller Sparten betrug das Unternehmensergebnis je Familienarbeitskraft 50.902 €. Je Betrieb belief sich das Unternehmensergebnis auf 77.013 €. Allerdings gab es große Unterschiede zwischen den Betriebszweigen. So mussten die Obst- und Weinbaubetriebe im Wirtschaftsjahr im Durchschnitt gewaltige Einbußen hinnehmen, die sie auch noch in Zukunft belasten werden.

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Obst und Wein brechen drastisch ein

Die Obstbaubetriebe mussten 2022/23 zum zweiten Mal hintereinander massive Einbußen hinnehmen. Ihr Unternehmensergebnis sank im Durchschnitt um 42,7 % auf 39.621 € je Betrieb. Bereits im Jahr zuvor war es in ähnlicher Größenordnung zurückgegangen. „Das vergangene Wirtschaftsjahr war geprägt durch niedrigere Erzeugerpreise und höhere Kosten für Personal und Betriebsmittel. Das schlug sich deutlich auf das Unternehmensergebnis nieder“, erklärt LBV-Präsident Rukwied.

Eine deutliche Erholung ist dieses Jahr nicht zu erwarten. Rukwied verweist auf rückläufige Anbauflächen wegen höherer Lohnkosten, besonders im Beerenanbau. Dabei betrage die Selbstversorgung bei Obst lediglich etwa ein Viertel des Verbrauchs.

Die Weinbaubetriebe verzeichneten ebenfalls drastische Einbußen. Ihr Unternehmensergebnis nahm 2022/23 um 32,0 % auf 37.923 (55.725) Euro je Betrieb ab. „Im Weinbau schlugen sich die drastisch rückläufigen Traubengeld-Auszahlungen und höheren Kosten für Betriebsmittel und Löhne im Vergleich zum Vorjahr negativ im Ergebnis nieder“, analysiert Rukwied „Die Weinwirtschaft braucht dringend innovative Vermarktungskonzepte, um dem Weinbau im Land eine Perspektive zu bieten,“ betont Rukwied, der selbst Weinbau sowie Acker- und Gemüsebau auf seinem Betrieb in Eberstadt bei Heilbronn betreibt.

Ackerbaubetriebe fallen deutlich zurück

Die Ackerbaubetriebe mussten im Wirtschaftsjahr 2022/23 ein Minus von 15,1 % auf 59.136 € je Betrieb verzeichnen. „Die Ursache liegt darin, dass bei Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln die Naturalerträge deutlich niedriger waren. Zudem wirkten sich vor allem höhere Kosten für Dünger, Energie, Wasser, Treibstoffe und Personal negativ auf das Ergebnis aus“, erläutert Bauernpräsident Rukwied.

Die Gemischtbetriebe erwirtschafteten hingegen 2022/23 ein Plus von 14,7 Prozent auf 59.274 (51.695) Euro je Betrieb. Bei ihnen konnten bessere Erträge vor allem in der Nutztierhaltung die höheren Kosten ausgleichen.

Milch und Veredlung atmen durch

Die Milchviehbetriebe konnten 2022/23 nach den schwierigen Marktverhältnissen in den Vorjahren wieder durchatmen. Dasselbe gilt für die Veredlungsbetriebe.

Die Milchviehbetriebe legten im Wirtschaftsjahr 2022/23 beim Ergebnis durchschnittlich um 56,4 % auf 113.910 € je Betrieb zu. Die Futterbaubetriebe mit Rindermast und Mutterkühen erreichten im Durchschnitt ein Plus von 40,9 % auf 46.027 € je Betrieb. „Die guten Ergebnisse bei Milch und in der Veredlung sind dringend notwendig, damit die Betriebe wieder Eigenkapital bilden und wichtige Zukunftsinvestitionen finanzieren können“, erläutert Rukwied. „Das derzeit niedrigere Preisniveau bei Milch schmälert jedoch die Aussichten im laufenden Wirtschaftsjahr“, unterstreicht der Bauernpräsident.

Die Veredlungsbetriebe verdoppelten im Durchschnitt der Sparte ihr Unternehmensergebnis im Wirtschaftsjahr 2022/23 auf 117.856 € je Betrieb. „Die höheren Erträge in der Ferkelerzeugung und Schweinemast sind die wesentlichen Ursachen für dieses erfreuliche und dringend notwendige Ergebnis im vergangenen Wirtschaftsjahr 2022/23. Vor dem Hintergrund des enormen Rückgangs der Schweinehaltung im Land und der fehlenden Wirtschaftlichkeit in den vergangenen Jahren sind höhere Erträge in diesem Sektor dringender denn je“, fasst Rukwied zusammen.

Aussichten verschlechtern sich

Der Krieg in der Ukraine und der Nahostkonflikt steigern die Volatilität an den Märkten und wirken sich auf die Land- und Agrarwirtschaft negativ aus. „Die Agrarmärkte stehen unter Spannung. Die Erzeugerpreise zeigen im bisherigen Verlauf des aktuellen Wirtschaftsjahres überwiegend abnehmende Tendenz. Das Kostenniveau ist nach wie vor hoch. Diese Entwicklungen führen zur Verunsicherung“, sagt der LBV-Präsident.

Rukwied fordert klare und verlässliche politische Rahmenbedingungen „Wir brauchen eine Bundesregierung, die Lösungen aufzeigt, Planungssicherheit signalisiert, entsprechende Finanzmittel freistellt, die Ernährungssicherung in den Vordergrund stellt, auf Innovationen setzt und neue Techniken unterstützt“, erklärt Rukwied. „Die aktuelle Haushaltskrise darf nicht zu weiteren Sparmaßnahmen im Agrarsektor führen. Die Politik muss jetzt alles dafür tun, den Strukturwandel abzubremsen und Investitionen in die Zukunft der Landwirtschaft zu fördern. Die deutsche Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU muss korrigiert und praktikabel gestaltet werden“, fordert Rukwied.

Die Ermittlung der Einkommenssituation basiert auf den Buchführungsergebnissen von 913 landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetrieben, die die baden-württembergische Landwirtschaft im Haupterwerb repräsentieren. Der Arbeitskräfteeinsatz je ausgewertetem Betrieb liegt bei zwei Arbeitskräften je Unternehmen beziehungsweise 2,7 AK je 100 ha. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche der ausgewerteten Betriebe beträgt rund 77 ha pro Betrieb. Der Anteil der Pachtflächen beträgt im Durchschnitt dieser Betriebe 73 % (knapp 56 ha). Die Pachtquote in Baden-Württemberg liegt bei 60 %.

Die im Situationsbericht des Deutschen Bauernverbands veröffentlichten bundesweiten Ergebnisse finden Sie hier.

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