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topplus Agrarfinanztagung

Kredite künftig nur noch für Agrarbetriebe mit Nachhaltigkeitszertifikat?

Ob für Kredite oder beim Verkauf ihrer Produkte: Bauern müssen immer öfter belegen, dass sie Klima, Natur und Artenvielfalt schützen. Das hat nicht nur Nachteile, so ein Fazit der Agrarfinanztagung.

Lesezeit: 4 Minuten

Klimaschutz, Tierwohl oder der Markt: Die Anforderungen an landwirtschaftliche Unternehmen sind vielfältig und nehmen ständig weiter zu. Für die nötigen Anpassungen und die eigenbetriebliche Weiterentwicklung sind Investitionen unerlässlich. Kredite sind aber längst nicht mehr nur an ökonomische Kennzahlen geknüpft.

Immer öfter fragen Banken, ob das Unternehmen auch ökologische und sonstige Nachhaltigkeitskriterien erfüllt. Und diese Hürden steigen ebenfalls, wie bei der diesjährigen Agrarfinanztagung der Landwirtschaftlichen Rentenbank und des Deutschen Bauernverbandes (DBV) am 9. April in Berlin deutlich wurde.

Klare Anforderungen für klare Vorteile

Höhere Nachhaltigkeitsanforderungen müssen aber nichts Schlechtes sein, meint Lex Rutten, Head of Financial Advisory & Solutions Europe der Rabobank. Der Finanzmarktexperte erläuterte das am Beispiel McCain: Der Pommes-Riese erkannte vor einigen Jahren, dass Klimawandel und sich verschlechternde Bodenbedingungen in Europa einen 10-prozentigen Rückgang der Kartoffelerträge verursacht hatten.

Nicht zuletzt zur Ertragssicherung hat McCain daraufhin laut Rutten ein dreistufiges Programm für regenerative Landwirtschaft gestartet. In den beiden höheren Klassen „Meister“ und „Experte“ sei der Aufwand mit höheren Kartoffelpreisen, aber auch begleitender Beratung und niedrigeren Kreditzinsen bei der Rabobank belohnt worden. Die Systematik dahinter: Klare Anforderungen und klare Vorteile (für beide Seiten).

Rentenbank-Konzept soll Nachhaltigkeitsnachweis vereinfachen

Auch die Rentenbank setzt sich zunehmend mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander, nicht zuletzt aufgrund EU-rechtlicher Vorgaben wie der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) oder der Environmental, Social und Governance (ESG), die das Engagement von Unternehmen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung bewerten. Zwar sind die meisten Agrarunternehmen wegen ihrer unzureichenden Betriebsgröße nicht unmittelbar davon betroffen, indirekt aber schon, wie Dr. Christian Bock betonte, Bereichsleiter Fördergeschäft der Rentenbank.

Schließlich werden derartige Anforderungen oft genug in der Lieferkette weitergereicht, sodass sich eben auch für das „einfache“ Agrarunternehmen Fragen nach dem CO2-Fußabdruck oder der Erfüllung von Nachhaltigkeitskriterien stellen – gerade, wenn es um Kredite geht. Die Rentenbank hat deshalb in Zusammenarbeit mit Verbänden und Organisationen der Agrarwirtschaft ein Fachkonzept zur Einordnung von Treibhausgasemissionen landwirtschaftlicher Kreditnehmer entwickelt. Das soll Banken und landwirtschaftlichen Betrieben anhand von lediglich neun Fragen unkompliziert Möglichkeiten aufzeigen, wie sie ihre ESG-Risiken nicht nur erfassen, sondern auch reduzieren können.

Tönnies-Nachhaltigkeitsmodul gut angenommen

Andernorts wird ebenfalls an solchen Modulen gearbeitet, etwa bei Tönnies. Hier kann über klimaplattform-fleisch.de bereits systematisch erfasst werden, welche betrieblichen Emissionen in Tierhaltungen entstehen und wo Einsparpotenziale bestehen. Nach Darstellung von Dr. Gereon Schulze Althoff, CSO der Tönnies-Gruppe, stand dabei das Ziel im Vordergrund, die Erhebung und Auswertung so einfach und damit nutzerfreundlich wie möglich zu machen. Das scheint auch gelungen zu sein, denn laut Schulze Althoff machen bereits 250 Tierhalter freiwillig mit.

Möglichst wenige und möglichst einfache Systeme

Möglichst einfach und aussagekräftig gilt für das Nachhaltigkeitsmodul Milch, das unter anderem von Dr. Birte Lassen vom Thünen-Institut mitentwickelt wurde. Im zunehmenden Aufkommen derartiger Systeme zeigt sich aber auch ein Risiko: Solche Bewertungs- und Berichtsinstrumente werden aktuell an vielen Stellen gleichzeitig entwickelt. Das birgt die Gefahr, dass auf die Betriebe im Ernstfall gleich mehrere derartige Nachhaltigkeits-Audits zukommen und dass womöglich die Ergebnisse zu gleichen Fragen am Ende nicht wirklich vergleichbar sind.

Lassen plädiert deshalb für eine möglichst große Vereinheitlichung von Erhebung und Auswertung von Nachhaltigkeitsinformationen. Agrarbetriebe müssten die Daten dann im Idealfall nur einmal erheben und könnten sie dann entweder im Bankengeschäft oder zusammen mit ihren Abnehmern nutzen. In den Niederlanden gibt es ein solches Konzept bereits für den Milchsektor. Hier ist man sogar noch einen Schritt weiter. Nach Angaben von Rutten wird ein beachtlicher Teil der benötigten Informationen in der Lieferkette automatisch erfasst. Das wäre sicher auch ein gutes Vorbild für deutsche Nachhaltigkeits-Module.

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