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topplus Höhere Quotenerlöse

„Der Biomethanerzeuger hat mehrere Stellschrauben für eine hohe THG-Minderung“

Mit der Auswahl an Substraten und einer Optimierung der Biogaserzeugung lässt sich die Höhe der THG-Minderung beeinflussen, erklärt Christian Schürholz von agriportance.

Lesezeit: 4 Minuten

Hintergrund: Viele Biogasanlagenbetreiber interessieren sich für einen Umstieg von der Vorortverstromung auf die Biomethanproduktion – vor allem für die Verwendung im Biokraftstoffmarkt. Mit einer Hoftankstelle könnte man beide Geschäftsfelder abdecken: Den Strom- und Wärmeverkauf und die Produktion von Biokraftstoffen. Warum die Erlöse aus dem Verkauf der THG-Quoten für die Wirtschaftlichkeit notwendig sind, wie sich die THG-Einsparung beeinflussen lässt und wie daraus erfüllbare THG-Quote entsteht, erklärt Christian Schürholz vom Biomethandienstleister agriportance im top agrar-Interview.

Sie bieten die Zertifizierung von CNG-Hoftankstellen an. Wofür ist diese nötig?

Schürholz: Es geht um den Nachweis, wie viel Treibhausgase eingespart werden. Dabei geht es um die Einsatzstoffe für den Biogasprozess sowie um die Biomethanproduktion. Mit einer regelmäßigen Bilanzierung muss der Betreiber nachweisen, welches Biomethan er wie verwertet hat.

Wofür ist das wichtig?

Schürholz: Wenn der Substratmix beispielswiese aus 80 % Gülle und Mist sowie 20 % Mais besteht, ist es sinnvoll, das aus Gülle und Mist produzierte Biogas als Biomethan im Kraftstoffmarkt zu verkaufen. Denn dafür erhält der Betreiber zusätzlich zum Gaspreis auch Erlöse über den Verkauf von Treibhausminderungsquoten, kurz: THG-Quoten. Das aus Mais erzeugte Biogas könnte er etwa für den Betrieb des eigenen BHKWs verwenden.

Die THG-Quote ist ja derzeit ein wichtiger Treiber für die Verwendung von Biomethan als Kraftstoff. Wie wird diese genau berechnet?

Schürholz: Das Berechnungsverfahren ist in dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) festgelegt. Es ist sehr kompliziert und nicht mit wenigen Worten zu beschreiben. Aber anhand eines Beispiels lässt es sich vielleicht etwas transparenter darstellen: Eine 500 kW-Anlage erzeugt im Schnitt pro Stunde 250 Normkubikmeter (Nm³) Biogas. Es gibt Anbieter von Hoftankstellen, bei denen der Betreiber über einen Bypass ca. 10 % der erzeugten Biogasmenge in der Hoftankstelle zu Biomethan aufbereitet.

10 % wären also 25 m3/h. Das wären dann etwa 15 m³ Biomethan oder 10,8 kg CNG pro Stunde.

In der 38. BImSchV ist für Biomethan auf Basis von Gülle und Mist eine pauschale Treibhausgasminderung von -100 g CO₂ /MJ angegeben. Legt man diesen Wert zugrunde, ergeben sich bei der Biomethanmenge von 15 m3/h im Jahr eine CO₂-Minderung von 916 t. Das Hauptzollamt mit Sitz in Frankfurt (Oder) ist für die administrative Abwicklung des THG-Quotengeschäftes zuständig. Die sogenannte Erfüllungsoption könnte der Erzeuger am freien Markt z.B. an Mineralölkonzerne verkaufen. Bei einem Preis von 300 €/t CO2 für die fortschrittliche THG-Quote ergibt sich also etwa ein Erlös von 270.000 €.

Hat der Anlagenbetreiber Einfluss auf die THG-Quotenmenge und damit auf den Quotenerlös?

Schürholz: Der Preis für die THG-Quote ist ein Marktpreis, der von verschiedenen Faktoren abhängt. Es gab allein in den letzten sechs Monaten Schwankungen von 280 bis über 600 €/t fortschrittlich anrechenbare THG-Quote, abhängig davon, wie viel THG-Quote es auf dem Markt gibt und wie groß der Druck der Mineralölkonzerne ist.

Bei der Höhe THG-Minderung hat der Betreiber dagegen sehr wohl Einfluss, z.B. über die Auswahl der Rohstoffe, wenig Methanschlupf und den Einsatz von grünem Strom. Daher empfehlen wir immer eine individuelle Berechnung anstelle der Standardwerte.

Wie wirkt sich das auf den Quotenerlös aus?

Schürholz: In unserem Beispiel oben haben sich 916 t THG-Quote pro Jahr ergeben. Angenommen, eine Anlage hat eine individuell berechnete THG-Minderung von -110 g CO₂/MJ, ergibt sich eine Einsparung von 965 t. Das wären bei 300 €/t Quotenpreis fast 25.000 € Mehrerlös gegenüber dem Standardwert von -100 g/MJ.

Welche Stellschrauben bringen viel THG-Minderung?

Schürholz: Ein großer Hebel ist der Methanschlupf, da Methan eine deutlich höhere Wirkung auf den Treibhausgaseffekt hat als CO₂. Hier hilft es, die Anlage einmal im Jahr mit einer Gaskamera zu durchleuchten und Gaslecks zu schließen. Ebenso ist es hilfreich, den Strombedarf über erneuerbare Energien zu decken. Wichtig ist dabei, dass die Versorgung über eine eigene Leitung und nicht über das Stromnetz erfolgt.

Mit Bio-CNG spart der Landwirt ja heute schon Kraftstoffkosten im Vergleich zum Diesel ein. Ist ein Erlös aus dem Quotenverkauf überhaupt notwendig, damit eine Hoftankstelle wirtschaftlich ist?

Schürholz: Das sehe ich schon so. Denn die Investitionskosten für die Gasaufbereitung, Verdichtung und die Tankinfrastruktur sind relativ hoch. Und es reicht auch nicht aus, nur die eigenen Traktoren dort zu betanken, weil sie im Jahresschnitt zu wenig Bio-CNG abnehmen. Nötig sind daher Abnehmer wie regionale Fuhrunternehmen, Speditionen usw. zu gewinnen, die möglichst täglich LKW tanken. Um sie zum Umstieg auf Gas-Lkw zu bewegen, könnte eine Beteiligung am Quotenerlös ein finanzieller Anreiz sein. Auch das spricht dafür, einen möglichst hohen THG-Quotenerlös anzustreben.

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