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Solarmarkt

Preisverfall bei Solarmodulen: Kein Ende in Sicht

Der Preisrückgang übertrifft sogar das Allzeittief von 2020, heißt es im neuen Solarpreisbarometer von pvXchange. Die Preise liegen teilweise unter den Produktionskosten der Hersteller.

Lesezeit: 5 Minuten

Auch im September 2023 sind die Preise für Solarmodule erneut gefallen. Die Preiskorrektur hat sogar nochmals Fahrt aufgenommen – im Schnitt wurden die Preise in allen Modulkategorien um etwa 10 % nach unten korrigiert, erklärt der Solarmarktexperte Martin Schachinger im aktuellen Solarpreisbarometer von pvXchange. „Noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen gingen die Preise innerhalb so kurzer Zeit so deutlich in den Keller. Schon seit ein, zwei Monaten liegen die Werte damit unter dem bisherigen Allzeit-Tief von 2020 und erst recht unter den Produktionskosten der meisten Hersteller“, erklärt Schachinger. Das Erwirtschaften von Deckungsbeiträgen sei vorerst Geschichte, jetzt gehe es für viele nur noch um Schadensminimierung oder gar um das nackte Überleben.

Ruder heftig umgeschlagen

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Was sind die Ursachen? „Zunächst muss man beachten, dass die Modulpreise zwischen Oktober 2020 und Oktober 2022 teilweise um mehr als 50 % gestiegen sind, was nicht durch technologische Weiterentwicklung, sondern vor Allem durch eine (COVID19-bedingte) Verknappung des Angebots bei gleichzeitigem Anstieg der Nachfrage zu begründen ist“, blickt Schachinger zurück. Letztlich hätten viele Akteure im Photovoltaikmarkt dabei sehr gut verdient – auf Kosten der Endverbraucher. Die Photovoltaik-Anlagenpreise waren damit laut Schachinger bis vor Kurzem so hoch, wie schon lange nicht mehr. Nun sei das Ruder komplett umgeschlagen, was zwangsläufig zu einem Preisverfall führen muss. Nur die Geschwindigkeit und Heftigkeit überrasche selbst erfahrene Marktteilnehmer.

Nach den Verfügbarkeitsproblemen der vergangenen zwei Jahre haben viele Installateure und Großhändler sehr viel neue Ware geordert. Die Produzenten, überwiegend aus Asien, reagierten und fuhren ihre Kapazitäten hoch. Üblicherweise übersteigt die weltweite Produktionskapazität die tatsächlich erwartete Nachfrage um 30 bis 50 %, damit mit Schwankungen schnell ausgeglichen werden können. Die Fertigungslinien werden dann nach Bedarf hoch oder runtergefahren. „In jüngster Zeit geriet dieser Mechanismus aber etwas aus den Fugen, da viele Hersteller ihre Zell- und Modulfertigung aufgrund von Patentrechtsproblemen in einzelnen Regionen von PERC-Technologie (p type) sehr schnell auf TOPCon-Technologie (n type) umstellen mussten“, sagt der Experte.

Da die Absatzbeschränkungen aber nicht weltweit galten, wurden neue Kapazitäten für TOPCon aufgebaut, ohne die alten Kapazitäten zu ersetzen und konsequent herunterzufahren.

Die Hersteller hätten vor allem für den europäischen Markt produziert, denn die Aussichten erschienen dank der vermeintlich dauerhaft hohen Kosten für konventionelle Energieträger auch dauerhaft gut. „Leider waren unsere Politiker sehr gut darin, die alten Quellen für fossile Brennstoffe kurzfristig durch neue zu ersetzen, sodass der Leidensdruck aufgrund explodierender Energiekosten schnell sank“, schildert Schachinger.

Aufgrund von neu entfachter Urlaubsreisetätigkeit und nicht zuletzt durch die hohe Inflation fehle vielen Mitmenschen, die vor Kurzem noch in Photovoltaik-Anlagen investieren wollten, das Geld, die Motivation oder beides, die geplante Maßnahme auch wirklich umzusetzen. Dass jetzt die Zinsen für Kredite immer weiter steigen, erleichtere die Entscheidung nicht gerade. Die Konsequenz aus all den aufgeführten Faktoren sei ein Einbruch der Nachfrage, sodass die Photovoltaik -Branche aus dem Sommerloch auch Mitte September noch nicht wieder herausgekommen sei.

Großes Überangebot

Das schnell wieder verebbte Interesse an der Solarstromerzeugung führt laut Schachinger zwangsläufig dazu, dass die Auftragsbücher der Installateure und Projektierer leerlaufen, vorbestellte Module und Wechselrichter nicht termingerecht abgenommen werden können. Die Ware staue sich zunehmend bei den Großhändlern und in den Zwischenlagern der Hersteller auf. Mittlerweile sollen sich bereits 40 bis 100 Gigawatt unverkaufter Module in europäischen Warenhäusern, vornehmlich im Großraum Rotterdam befinden. Eine exakte Menge zu bestimmen, sei nahezu unmöglich. „Es reicht aber zu wissen, dass sich etwa ein Jahresbedarf an Modulen bereits in Europa befindet, um die Dimension und Tragweite des Dilemmas zu verstehen. Die Lagerung dieser Ware kostet sehr viel Platz und damit Geld, die Verluste werden von Tag zu Tag größer, während die Absatzmöglichkeiten kleiner werden“, erklärt er. So werde der Druck immer größer, bis die Lawine irgendwann ins Rutschen gerät und der erste seine Module unter Einkaufs- beziehungsweise Produktionskosten anbietet. Die Wettbewerber sehen sich gezwungen nachzuziehen und die Abwärtsspirale werde in Gang gesetzt.

Bei Verbrauchern noch nicht angekommen

Nun könnte man meinen, dass fallende Preise die Nachfrage doch anheizen müssten. Vielfach sei das aktuelle Preisniveau aber noch gar nicht bei den Endkunden oder Investoren angekommen. Zu groß sei bei vielen Anbietern noch der Altbestand, der zu höheren Preisen eingekauft wurde. Die Abwertungswelle setze auch gerade erst ein, weswegen der Preisverfall von Monat zu Monat heftiger werde. „Viele hoffen noch darauf, mit einem blauen Auge davon zu kommen. So aber ist das Risiko, auf der alten Ware sitzen zu bleiben, sehr hoch“, schätzt Schachinger den Markt ein.

Die Photovoltaikinteressenten beobachten die Preise ebenfalls sehr genau und vergleichen Angebote. Mittlerweile bekommen sie ja auf Anfrage wieder welche zugesendet – auch die Konkurrenzsituation unter den Handwerksbetrieben wird größer. Dementsprechend würden viele Endkunden jetzt darauf warten, dass die Angebotspreise weiter sinken und zögern mit der Beauftragung.

Die Aussichten

Alles hängt nun also davon ab, wo die Reise hingeht. Wie tief müssen die Preise noch sinken, bevor die Nachfrage wieder anzieht und sich ein Gleichgewicht einstellt?

In China werden die Fertigungslinien bereits heruntergefahren, außerdem sollen im Land selbst in diesem Jahr noch bis zu 50 Gigawatt neu gebaut werden – zu den bereits in diesem Jahr installierten 80 bis 90 Gigawatt. „Aber selbst, wenn aus China kein einziges neues Modul mehr nach Europa kommen würde, bräuchten wir viele Monate, bis der Modulstau abgebaut ist“, sagt Schachinger.

Auch handele es sich bei den vorproduzierten Modulen überwiegend um Produkte mit PERC-Zellen, deren Wirkungsgrade unter denen der Module mit neuester Technologie liegen. Diese seien kaum geeignet, die Binnennachfrage stark wachsen zu lassen. Eher ließen sich diese Produkte in Märkten außerhalb Europas einsetzen – auch dort freut man sich über preiswerte Solarmodule. Erst wenn die existierende Modulschwemme abgebaut werden konnte, wird sich seiner Meinung nach wieder ein gesundes Preisniveau im Markt etablieren lassen. Bis dahin werde aber wohl eine Marktbereinigung einsetzen und einige Marktteilnehmer auf der Strecke bleiben. ●

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