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topplus Herausforderungen der Energiewende

Neue Analysen: Was die Ziele der Bundesregierung für die Energiewende bedeuten

Für eine Vervierfachung der erneuerbaren Energiekapazitäten müssen Genehmigungsverfahren beschleunigt und der Netz- und Energiespeicherausbau besser koordiniert werden, fordern Wissenschaftler.

Lesezeit: 5 Minuten

Russlands Einmarsch in die Ukraine hat einen Wettlauf um die Energiehoheit ausgelöst. Die drohende Aussetzung der russischen Gasimporte hat dabei die Energieabhängigkeit Deutschlands ins Rampenlicht gerückt. Die kurzfristige Lösung: bei der Stromerzeugung verstärkt auf Kohle zu setzen. Die Befürchtung: der grüne Wandel Deutschlands könnte aus dem Ruder laufen. Eine aktuelle Studie des Kreditversicherers Allianz Trade zeigt jedoch, dass Deutschlands grüne Wende weitaus erfolgreicher gelingen könnte als bislang erwartet. „Mittelfristig dürften die ehrgeizigen Ziele Deutschlands den Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix sogar über das Maß hinaus steigern, das für die Erfüllung der Pariser Klimaziele bis 2035 erforderlich wäre“, so Milo Bogaerts, CEO von Allianz Trade in der DACH-Region.

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Drei Gründe, warum es laut Allianz Trade unwahrscheinlich ist, dass Deutschland seine grüne Wende verfehlt:

  1. Mehr Kohleverstromung wird die CO2-Emissionen in der EU nicht erhöhen, da sie durch das EU-Emissionshandelssystem (EU ETS) begrenzt sind. „Im Rahmen des EU ETS führt ein zusätzlicher Kohleeinsatz zu einer Steigerung der CO2-Preise. Das bedingt wiederum weniger CO2-Emissionen in anderen Branchen“, sagt Markus Zimmer, als Senior Economist bei Allianz Research verantwortlich für die aktuelle Studie.
  2. Die Preise, die das EU-Emissionshandelssystem vorgibt, liegen deutlich über einem für Kohle wettbewerbsfähigen Preis. So sind für Kohle EU-ETS-Preise unter 60 € erforderlich, während die derzeitigen Preise zwischen 80 und 90 € schwanken und voraussichtlich weiter steigen werden.
  3. Die deutsche Regierung bekennt sich weiterhin zum Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2030, obwohl diese Verpflichtung noch nicht gesetzlich verankert ist. „In Anbetracht der hohen EU-Emissionshandelspreise ist es zudem sehr unwahrscheinlich, dass Kohle langfristig als Ersatz für russisches Gas dienen wird“, so Markus Zimmer. „Sie wird aus dem Markt gedrängt werden.“

Paradigmenwechsel nötig

Mittelfristig zielen die Ambitionen Deutschlands auf eine mehr als vierfache Steigerung der Kapazitäten im Bereich der erneuerbaren Energien ab. Das würde die Abkehr vom russischen Gas beschleunigen. Allerdings ist für diese Zielerreichung ein Paradigmenwechsel in zentralen Bereichen des Stromsystems erforderlich. Markus Zimmer: „Die Planungs- und Genehmigungsverfahren für Erneuerbare-Energien-, Strom- und Wasserstoffnetze müssen konsequent vereinfacht und beschleunigt werden. Darüber hinaus bedarf der Infrastrukturausbau für Strom-, Gas- und Wasserstoffnetze dringend einer Koordinierung, die ohne einen integrierten Systementwicklungsplan nicht zu erreichen ist.“

440.000 neue Jobs möglich

Der Ausbau der erneuerbaren Energien bringt laut Untersuchung von Allianz Trade erhebliche Wachstums- und Beschäftigungsvorteile mit sich: Allein der Ausbau der Stromerzeugungskapazität aus erneuerbaren Energien erfordert bis 2035 Investitionen in Höhe von durchschnittlich 28 Mrd. € pro Jahr. Dies führt zu einer zusätzlichen Wertschöpfung von 40 Mrd. € pro Jahr (direkt und indirekt, letzteres betrifft die vorgelagerten Lieferketten der Investitionen in erneuerbare Energien). Zudem wird der Ausbau der erneuerbaren Energien von 2022 bis 2035 insgesamt durchschnittlich 440.000 Arbeitskräfte in Deutschland beschäftigen.

„Diese Entwicklung kann sowohl Segen als auch Fluch sein“, kommentiert Milo Bogaerts, CEO Allianz Trade in DACH. „Bleibt die Wirtschaft schwach, sehen wir einen willkommenen Konjunkturimpuls. Sollten im Zuge einer wirtschaftlichen Erholung die globalen Lieferketten nicht mit dem Wachstum Schritt halten, könnte dies allerdings zu einem weiteren Preisdruck auf knappe Ressourcen führen, den Inflationsdruck erhöhen oder sogar eine Lohn-Preis-Spirale begünstigen.“

Speicher dringend benötigt

Auf einer Energietagung an der Universität Stuttgart zum Thema „20 Jahre Energiewende“ äußerten sich u.a. Professoren Michael Beckmann von der Technischen Universität Dresden und Harald Schwarz von der Technischen Universität Cottbus zu aktuellen Problemen der Energiewende. In einem Interview der Zeitung „Welt“ kritisieren sie u.a., dass die Bundesregierung drängende Probleme ignoriere. So würden vorgeschlagene Lösungen wie die Digitalisierung oder die Sektorkopplung nicht verhindern, dass das Stromnetz massiv ausgebaut werden muss und Energiespeicher dringend nötig sind. „Alle Pumpspeicher-Kraftwerke in Deutschland zusammen können den Strombedarf in Deutschland gerade mal für 30 bis 60 Minuten decken. Der Bau eines Pumpspeichers dauert 15 bis 20 Jahre, sofern der Eingriff in die Landschaft überhaupt genehmigt wird“, sagt Schwarz in dem Interview. Auch Kohlehalden und Brennstäbe der Kernkraftwerke seien Speicher gewesen, die jetzt wegfallen würden. „Gerade, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, wird uns in Deutschland eine riesige Menge Elektroenergie fehlen, die wir niemals mit Batteriespeichern ausgleichen können. Bislang plante die Regierung hier, viele neue Gaskraftwerke zu bauen. Nach dem Aus für Nordstream 2 und der unklaren Situation bei Nordstream 1 ist Gas keine zuverlässige Lösung mehr“, zitiert die Welt Michael Beckmann, Direktor des Instituts für Verfahrenstechnik und Umwelttechnik der TU Dresden.

Plädoyer für Kohle- und Kernkraft

„Der Ausstieg aus Kernenergie und selbst aus Kohle kann jetzt keine Option mehr sein, das müsste eigentlich klar sein. Und das Speicherthema und der Netzausbau sollten von nun an wissenschaftlich basiert vorangetrieben werden. Wir brauchen mehr Technologieoffenheit, weniger politische Vorgaben, schnellere Förderung der Forschung und eine ernsthafte Bilanz der Energiewende“, sagte Beckmann in dem Interview.

Anders, als die „Welt“ zitiert die Wochenzeitung Kontext in dem Artikel "Bizarre Klimakonferenz in Stuttgart" Beckmann so: „Die Energiewende ist nicht gescheitert, sie ist wichtig, sie muss nur verändert werden.“

Im Übringen ordnet „Kontext“ die Stuttgarter Tagung so ein: „Es treten auf: Wissenschaftler und eine Wissenschaftlerin, Vertreter aus Wirtschaft und Gesellschaft, die sich von der Politik nicht gehört fühlen. Die Blase, in der sich große Teile der nicht-wissenschaftlichen Referenten und das Publikum bewegen: ‚Junge Freiheit‘, AfD, Werte-Union, ‚Tichys Einblick‘, ‚Epoch Times‘". Schon im Vorfeld der Tagung hatte es Kritik an der Teilnahme von Klimawandelleugnern an der Tagung gegeben.

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