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Nord-Süd-Unterschiede bei Wind und Solar

Während sich Niedersachsen für den Zubau von Windenergieanlagen feiert, freut sich Bayern über viele neue Solaranlagen. Für die Energiewende wäre dagegen eine gleichmäßige Verteilung wichtig.

Lesezeit: 5 Minuten

In Niedersachsen ist im ersten Halbjahr 2022 mit 68 Windenergieanlagen und einer Gesamtleistung von 352 MW erneut bundesweit die meiste Windenergieleistung genehmigt worden. „Die Zahlen belegen die sehr gute Arbeit der kommunalen Genehmigungsbehörden. Sie zeigen mir auch, dass es gut ist, dass die Kommunen mit gebündelter Fachkompetenz vor Ort über die Zulassung der Vorhaben entscheiden“, sagt Niedersachsens Energieminister Olaf Lies. National zeige sich aber, dass dringend gesetzliche Grundlagen für den beschleunigten Ausbau der Windenergie in ganz Deutschland geschaffen werden müssten. „Wir brauchen die neue ‚Deutschlandgeschwindigkeit‘, die wir gerade bei LNG erleben, als Modell für den beschleunigten Ausbau von Wind und Photovoltaik. Das müssen wir aber auch mit den Umweltverbänden intensiv abstimmen“, fordert Lies.

Er bemängelt auch, dass die Genehmigungszahlen für den nötigen Ausbau der Windenergie an Land noch lange nicht ausreichen, um unabhängig von fossiler Energie zu werden. „Unser Ziel ist es, 30 GW Wind an Land in Niedersachsen zu installieren, knapp 19 GW mehr als jetzt. Dazu müssen wir künftig jährlich rund 1,4 GW Windkraft genehmigen und vor allem auch installieren. Hierfür sind wir verpflichtet 2,2 % der Landesfläche als Vorranggebiete für die Windenergie auszuweisen“, erklärt er.

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Um die Kommunen bei ihrer wichtigen Arbeit zu unterstützen, hat das Umweltministerium Mitte letzten Jahres die Servicestelle Recht der Windenergie eingerichtet. Sie muss laut Lies in der kommenden Legislaturperiode deutlich personell ausgebaut und in ihrem Serviceangebot verbreitert werden. Dann könne sie die Kommunen bei ihrer wichtigen Arbeit für den Klimaschutz und die Sicherheit der Energieversorgung wirksam unterstützen. „Wir benötigen zusätzliches Personal auch noch in weiteren Bereichen, um den Ausbau der Erneuerbaren Energien in der nötigen Geschwindigkeit voranzubringen, beispielsweise für die Genehmigung neuer Leitungen, das Monitoring und das notwendige Anpassen der Rechtsvorschriften für den Ausbau. Wir werden den Ausbau der Windenergie nicht nur in der Landschaft sehen, sondern er muss sich auch in den Stellenplänen abbilden müssen, wenn wir unsere Ziele erreichen wollen“, fordert der Minister.

Bayern bei Solar vorn

Bayern gehört bei der Windenergie aufgrund der 10-H-Abstandsregelung seit Jahren zu den Schlusslichtern. Investoren hatten dort im ersten Halbjahr 2022 Genehmigungen für lediglich 13 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 77,4 Megawatt (MW) beantragt.

Bundesweit Spitze ist dagegen der Solarausbau. „Im ersten Halbjahr 2022 verzeichnen wir beim Zubau eine Steigerung um 84 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum“, erklärte Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger. „Wir können durch die rund 1.035 Megawatt an installierter Leistung zusätzlichen grünen Strom erzeugen“, so der Staatsminister.

Boom bei Freiflächen

Wie die neuesten Zahlen zeigen, fand der Solarausbau im ersten Halbjahr 2022 mit 60 % auf der Freifläche und zu 40 % bei den Dachanlagen statt. Bayern erlaubt in landwirtschaftlich benachteiligten Gebieten jährlich 200 neue Anlagen. Damit konnte der Zubau in Bayern stark erhöht werden. Gerade im mittleren Dachanlagensegment hatte das EEG 2021 eine ungünstige Vergütungsregelung eingeführt, die nunmehr auch auf nachdrückliche Initiative Bayern im EEG 2023 korrigiert wurde. „Damit ist zu hoffen, dass sich in Zusammenschau mit den neuen Regelungen des Osterpakets für Eigenverbrauchsanlagen das wichtige Dachanlagensegment schnell wieder erholt“, sagt Aiwanger.

Interessant dabei: Bei den Freiflächenanlagen waren bereits 12 % ohne EEG-Förderung rentabel und konnten außerhalb von Ausschreibungen realisiert werden. Dieser Trend wird sich fortsetzen.

Der Boom an Freiflächenanlagen verdeutlicht die Bedeutung planerischer Gebietsfestlegungen zur räumlichen Steuerung des Anlagenzubaus. Mit dem Memorandum of Understanding (MoU Beschleunigung der Netzintegration regenerativer Erzeugungsanlagen (bayern.de)) hat das bayerische Wirtschaftsministerium auf Initiative Aiwangers einen Prozess in Gang gesetzt, mit dem konstruktive Lösungen für eine sachgerechte Steuerung sowohl der Flächenausweisungen wie auch der Netzausbauplanung erarbeitet werden. In intensivem Austausch mit allen relevanten Akteuren werde dieser deutschlandweit einzigartige Prozess nun fortgeführt. „Nur in Zusammenarbeit können wir die Herausforderungen der Energiewende meistern“, bekräftigte Staatsminister Aiwanger.

Gleichmäßige Verteilung hätte Vorteile

So sehr sich beide Minister über die jeweiligen Spitzenplätze freuen: Für die Energiewende ist es in Bezug auf die Systemverträglichkeit sinnvoller, Solar- und Windenergieanlagen gleichmäßig über alle Regionen zu verteilen. Bei der Vorstellung der neuen Flächenziele für den Windenergieausbau hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck gefordert, die Zahl der Windenergieanlagen gerecht zu verteilen. Die Forderung bezog sich aber vor allem auf die Akzeptanz.

Aber es ist auch aus versorgungstechnischen Gründen sinnvoll, Wind- und Solaranlagen gleichmäßig zu verteilen. Das zeigen mehrere Studien, u.a. von der Stiftung 100 % erneuerbar. In einem Positionspapier von 2021 speziell zur Windenergie heißt es :

„Eine Windenergieanlage der neuesten Generation (5 bis 7 MW, 160 bis180 m Nabenhöhe und 160 bis 180 m Rotordurchmesser) versorgt durchschnittlich 5.000 bis 6.000 Haushalte. Im Gegensatz zu 1.000 Haushalten bei einer durchschnittlichen Anlage, der aktuell ca. 30.000 in Deutschland drehenden Windrädern.“ Eine gleichmäßige Verteilung dieser großen und leistungsstarken Windenergieanlagen in Deutschland hat nach Ansicht der Stiftung viele Vorteile:

  • Die Anlagen erreichen aufgrund von geringerer Abschattung, großer Nabenhöhe und großem Rotordurchmesser deutlich höhere Volllaststunden. Damit und einer gleichmäßigeren Einspeisung reduzieren sie den Netzausbaubedarf und aufgrund der Verteilung auch die Netzverluste.
  • Weite Teile der Bevölkerung und faktisch alle Kommunen können von einer Beteiligung am wirtschaftlichen Gewinn der Anlagen profitieren.
  • Ohne pauschale Abstände sinkt der Druck auf naturschutzfachliche Flächen.
  • Ein großer Abstand zwischen unterer Rotorspitze und Flur verringert die Kollisionsgefahr für windenergiesensible Vogelarten.
  • Der ländliche Raum und der Naturschutz können von der Energiewende profitieren.

Eine weitere Studie aus dem Jahr 2014 beschäftigt sich mit dem Thema: Ungleichzeitigkeit und Effekte räumlicher Verteilung von Wind- und Solarenergie in Deutschland.

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