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Report: Energiewende im Eigenheim kann 10 Kohlekraftwerke ersetzen

Elf Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser können Sonnenstrom produzieren und mit Speicher, Wärmepumpen sowie E-Autos einen Großteil der Energie im Privathaus selbst decken.

Lesezeit: 4 Minuten

Je nach Entwicklung der Energiepreise könnten Deutschlands Eigenheimbesitzer innerhalb von 20 Jahren zwischen 322 und 566 Mrd. € Energiekosten sparen, wenn sie von fossilen auf erneuerbare Energien umsteigen. Das geht aus dem neuen Prosumer-Report 2023 hervor, den LichtBlick heute in Hamburg vorgestellt hat. Der auf Datenanalysen von EUPD Research beruhende Report untersucht den Stand der Energiewende im Eigenheim und das Prosumer-Potenzial. Als „Prosumer“ werden Produzenten (PROducer) und Konsumenten (conSUMER) von Solarstrom bezeichnet. Sie erzeugen einen Großteil ihres Energiebedarfs selbst. Die Dächer von 11 Mio. Ein- und Zweifamilienhäuser in Deutschland eignen sich für den wirtschaftlichen Einsatz von Photovoltaik (PV). Diese Eigenheime bilden das Prosumer-Potenzial. 


Sieben Schlüsseltechnologien

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Der Report untersucht sieben Schlüsseltechnologien für die Energiewende im Eigenheim:

  • Am weitesten verbreitet sind bisher PV-Anlagen, 18 % bzw. 2 Millionen aller elf Millionen solarfähigen Eigenheime produzieren bereits Sonnenstrom (Stand Ende 2022).
  • strombetriebene Wärmepumpen kommen in 10 % der solarfähigen Eigenheime zum Einsatz.

Weitere Technologien:

  • Wallboxen (11 %),
  • Heimspeicher (6 %),
  • Energiemanagementsysteme (6 %)
  • Elektroautos (5 %),
  • Smart Meter.

Laut LichtBlick hat sich der Zubau 2022 bei allen Technologien beschleunigt. Das größte Sorgenkind ist bisher der Smart-Meter-Ausbau. Lediglich ein % der solarfähigen Eigenheime ist mit einem intelligenten Messsystem ausgerüstet. Echte Smart Meter sind die entscheidende Schnittstelle, um das Prosumer-Haus intelligent mit dem Stromnetz zu verbinden.

Prosumer-Potenzial kaum ausgeschöpft

Der für den Report entwickelte Prosumer-Index gewichtet die Technologien und vergleicht ihre aktuelle Verbreitung mit ihrem Potenzial. Der Prosumer-Index stieg gegenüber dem Vorjahr um 2,1 Punkte auf 11,6 von 100 möglichen Punkten. 100 Punkte wären gleichbedeutend mit einer Vollausstattung aller 11 Millionen solarfähigen Eigenheime mit allen sieben Prosumer- Technologien. „Die hohen Energiepreise beschleunigen die Energiewende im Eigenheim. Wir erleben einen Rekordzubau bei Solaranlagen, Wärmepumpen und Heimspeichern. Unser Report zeigt aber auch: Das Prosumer-Potenzial wird bisher kaum ausgeschöpft. Dabei rechnet sich der Umstieg von Öl, Gas und Benzin auf selbst erzeugten Sonnenstrom“, bilanziert LichtBlick- Sprecher Ralph Kampwirth.

Investitionen rechnen sich

Mit Investitionen in Photovoltaik, Heimspeicher, Wärmepumpen und Elektroautos machen sich Hausbesitzer weitgehend unabhängig von steigenden Energiepreisen. Das belegen zwei repräsentative Modellrechnungen für Einfamilienhäuser. Dabei werden über 20 Jahre Investitions- und Energiekosten von erneuerbaren Lösungen mit fossilen Alternativen für Hausstrom, Wärme und PKW-Mobilität verglichen. Mit erneuerbaren Technologien sparen Hausbesitzer im Sanierungs-Beispiel bis zu 49 % bzw. 51.000 €. Im Neubau- Beispiel liegt der Kostenvorteil bei bis zu 40 % bzw. 44.000 €. Die klimaneutralen Prosumer-Häuser entlasten die Umwelt um bis zu 95 t CO2.

Relevante Größe im Strommarkt

Prosumer werden zu einer relevanten Größe für im Stromsystem. Denn bei voller Ausschöpfung des Potenzials können 11 Millionen Prosumer-Eigenheime 92 Milliarden Kilowattstunden Sonnenstrom im Jahr erzeugen. Das entspricht 88 % ihres eigenen Energiebedarfs bzw. der Produktion von zehn mittleren Kohlekraftwerken.

Ein weiterer Vorteil: Millionen von Prosumern genutzten Elektroautos und Heimspeicher können künftig in virtuellen Kraftwerken zu systemdienlichen Großbatterien vernetzt werden.

Strommarkt bringt finanzielle Vorteile

Prosumer-Häuser können laut LichtBlick auf mehreren Wegen in den Markt integriert werden: Durch dynamische Tarife für den Reststrombezug, die Einspeisung des überschüssigen Sonnenstroms nach Marktpreisen oder die Steuerung flexibler Stromabnehmer wie zum Beispiel der Wärmepumpe.

Die LichtBlick-Tochter ison hat auf der Basis der Daten von EUPD Research den „Flex-Wert“ der optimierten Anbindung eines Einfamilienhauses an den Energiemarkt berechnet. Der Flex-Wert verbessert die Wirtschaftlichkeit in den Modell-Eigenheimen innerhalb von 20 Jahren um rund 7.000 €.

Mit neuen technischen Optionen kann sich der Flex-Wert in Zukunft noch deutlich erhöhen. Etwa, wenn Batterien von Elektroautos künftig serienmäßig zur Netzstabilisierung entladen werden können (sogenanntes „bidirektionales Laden“). Auch bei höheren Verbräuchen nehmen die Optimierungspotenziale zu. „Prosumer, die einen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten, verdienen damit viel Geld. Mit der Marktanbindung von Solaranlagen, Speichern und Wärmepumpen können sie ihre Investitionen schneller refinanzieren“, erläutert Bettina Hinken, Head of Energy Services bei ison.

Bürokratie von 900 Netzbetreibern bremst

LichtBlick fordert die Bundesregierung auf, die Marktanbindung von Prosumer-Häusern zu vereinfachen. Im Zentrum müssen die zügige Digitalisierung und neue Regeln für die Stromvermarktung stehen, die die Besonderheiten der dezentralen Energiewelt berücksichtigen. LichtBlick mahnt zudem eine Strukturreform an: „Wir müssen endlich die Kleinstaaterei aus 900 Netzbetreibern beenden, die mit der digitalen Energiewende überfordert sind. Die Flut von Zählerkonzepten und Formularen behindert innovative Prosumer-Lösungen, weil jedes neue Prosumer-Geschäftsmodell zu einem Spießrutenlauf durch Deutschlands Amtsstuben führt“, so Ralph Kampwirth. Eine Lösung könnte nach dem Vorbild der aktuellen Netzplanung der zentrale Betrieb der Verteilnetze in sechs regionalen Clustern sein.

Den Prosumer-Report 2023 finden Sie hier.

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