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topplus Regenis BioEnergie-Symposium

Wo die Bundesregierung bei der Energiewende auf der Bremse steht

Biogas aus Reststoffen, Speicherkraftwerke, Biokohle, Wasserstoff oder regionale Stromvermarktung waren Themen beim 8. Symposium der Firma Regenis in Quakenbrück.

Lesezeit: 5 Minuten

Während sich Bundeskanzler Olaf Scholz im fernen Dubai bei der 28. Weltklimakonferenz für den weltweiten Klimaschutz einsetzt, wächst im Heimatland die Mängelliste. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, wonach die Bundesregierung Gelder zur Bewältigung der Coronakrise nicht in den Klimafonds einzahlen durfte, gab es gestern vom Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg eine weitere Klatsche: Die Richter bestätigen, dass die Bundesregierung gegen das Bundesklimaschutzgesetz verstößt und verurteilen sie dazu, schnellstmöglich wirksame Klimaschutz-Sofortprogramme für die Sektoren Verkehr und Gebäude vorzulegen.

Dass es bei der Energiewende noch an vielen weiteren Punkten hakt und dass bürokratische Hürden den Ausbau vor allem der so dringend benötigten Bioenergie behindern, zeigten zahlreiche Vorträge gestern beim 8. BioEnergie-Symposium der Firma REW Regenis im niedersächsischen Quakenbrück. Im Folgenden bringen wir eine kurze Zusammenfassung einiger ausgewählter Vortragsthemen. Ausführliche Berichte zu einzelnen Themen folgen.

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Die Bedeutung von Biogas

  • Die Landrätin im Landkreis Osnabrück, Anna Kebschull, betonte in ihrem Grußwort die Bedeutung von BIogasanlagen. Davon gibt es in dem Landkreis 84. Sie verwies darauf, dass die Biogaserzeugung aus Rest- und Abfallstoffen zu einer höheren Akzeptanz in der Bevölkerung führt. „Jede Photovoltaikanlage und jede Biogasanlage macht uns unabhängig von fossilen Rohstoffen und sorgt für Resilienz. Biogas ist zudem ein wichtiger Baustein für die Netzstabilisierung“, betonte sie.
  • Welche große Bedeutung erneuerbare Energien auch für die Industrie haben, erklärte Julian Molz vom Elektrolyseurhersteller Enapter. Das Unternehmen baut am Energiepark in Saerbeck einen der ersten großen Industrieparks ohne Netzanbindung, der ausschließlich über Strom aus Biogas-, Wind- und Solaranlagen versorgt wird. „Wir rechnen damit, mit einer vollautomatisierten Produktion bis 2030 die Kosten für Elektrolyseure und damit für die Wasserstoffproduktion um 50 bis 80 % zu reduzieren“, stellte er in Aussicht.
  • André Schillingmann (Leiter Konstruktion bei der REW) erklärte, wie die Gärrestaufbereitung dazu beitragen kann, dass Biogasanlagen nicht nur wertvollen MIneraldünger, sondern auch Torfersatzstoffe, Einstreumaterial oder Pflanzenkohle produzieren können. Zudem könnten sie dafür sorgen, dass wertvoller Stickstoff nicht via Ammoniak in die Luft abgegeben, sondern als Dünger z.B. in Form von ASL zurück in den Kreislauf gegeben wird.
  • Das aktuelle Strommarktdesign behindert den Ausbau von erneuerbaren Energien, betonte Dr. Dieter Schillingmann. Er plädierte für den Aufbau von regionalen „Synergiekraftwerken“, bestehend aus Wind- und Solaranlagen sowie Biogasanlagen. Zudem könnten die 8000 Kläranlagen in Deutschland sowie Pyrolyseanlagen weitere Gasmengen produzieren und damit den Erdgasbedarf erheblich reduzieren. In Zeiten mit Stromüberschüssen könnten Elektrolyseure dafür sorgen, das Stromnetz stabil zu halten. „Dafür brauchen wir aber eine stündliche Strompreiskommunikation via App, also stündlich einen anderen Preis, den die Kommune als zuständige Behörde verschicken könnte“, schlägt er vor. Damit gäbe es auf Landkreisebene eine lokale, flexible Energieproduktion. „Wir müssen wegkommen von der zentralen Preisfestsetzung an der Leipziger Börse. Denn nicht die fehlende Technik hindert uns an der Energiewende, sondern kaufmännische Hürden!“

Deutschland ignoriert europäische Aktivitäten

Horst Seide, Präsident des Fachverbandes Biogas, erklärte in einem Online-Vortrag, dass die EU mit dem Plan „RepowerEU“ den Ausbau von Biomethan vorantreibe, Vertreter der Bundesregierung aber nicht einmal an die Sitzungen teilnehmen würden und so nicht wüssten, was dort besprochen wird und welche Aufgaben auf Deutschland zukommen. Dasgleiche beträfen Regelungen zur RED III. „Biugoas wird EU-weit hochgefahren, nur in Deutschland interessant das die Regierung nicht“, kritisierte er. Zu den Hemmnissen für die Biogasbranche führte er aus, dass die Bundesnetzagentur immer noch nicht bekannt gegeben hat, wie hoch die Höchstgebotswerte 2024 sein werden und ob sie eventuell angehoben werden. Das wäre für die Ü20-Anlagen wichtig, die sich um eine zehnjährige Verlängerung der Stromerzeugung bemühen.

Heftige Diskussionen gäbe es derzeit auch bei der Plattform klimaneutrales Stromsystem oder die Nationale Biomassestrategie. „Da wird es schnell emotional und wenig faktenbasiert, wenn es um Biomasse geht“, gab er einen Einblick in die schwierigen Verhandlungen.

Die unsichere Lage auf dem Strommarkt sorgt aktuell dafür, dass sich viele Anlagenbetreiber für die Einspeisung von Biomethan ins Gasnetz interessieren. Aktuell gibt es über 400 konkrete Anfragen zur Einspeisung ins Gasnetz, sagte Seide. Chancen sieht er auch im Wärmemarkt: „Wir konnten erreichen, dass Bioenergie – anders, als im ersten Entwurf – im Gebäudeenergiegesetz als Erfüllungsoption gilt.“

Ohne Wärmequelle vor Ort und ohne Chance auf ein Satelliten-BHKW könnten viele Anlagenbetreiber auf die Biomethanproduktion umstellen, erwartet auch Lea Wietmann vom Anlagenhersteller Consentis. „Wenn kein Gasnetz vorhanden ist, können die Anlagen vor Ort CNG oder LNG als Treibstoff herstellen“, schlug sie vor. Aktuell gäbe es auch mehrere Projekte, bei denen Biogasanlagen sich per Rohgasleitung zusammenschließen, um eine gemeinsame Gasaufbereitung zur Biomethanproduktion zu errichten.

Blick über den Tellerrand

In einem beeindruckenden Online-Vortrag erklärte Prof. Daniel Kray von der Hochschule Offenburg das Modell der „Landwirtschaft 5.0“. Er plädierte dafür, in der Landwirtschaft systemischer zu denken und bei allen Entwicklungen die großen Krisen wie Artensterben, Stickstoff- und Phosphorflüsse, Landnutzungsänderungen sowie den Klimawandel immer mit zu berücksichtigen.

Das Konzept „Landwirtschaft 5.0“ besteht aus fünf Elementen:

  1. Biodiversitätsstreifen wie mehrjährige Blühpflanzen auf 5 % der Fläche,
  2. Biomassestreifen wie Hecken oder Agroforst auf ca. 5 % der Fläche; die Biomasse könnte u.a. zur Produktion von Pflanzenkohle via Pyrolyse eingesetzt werden,
  3. pflanzenkohlenbasierte Düngung,
  4. elektrische Landmaschinen,
  5. Photovoltaik über oder neben dem Acker in Form von Agri-PV.

Kray berichtete zudem von zwei aktuellen Forschungsprojekten dazu:

  • PK-BIG: Die Projektpartner entwickeln Möglichkeiten von Pflanzenkohle und Blühstreifen im Gemüsebau.
  • HyPerFarm: Hier geht es um die Kombination von Agri-PV, Wasserstoff und Pflanzenkohle.

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